Der Generalsekretärs der Vereinten Nationen hat eine sinnvolle Initiative auf den Weg gebracht: António Guterres lanciert ein unabhängiges Panel zur digitalen Kooperation.
Das Panel setzt sich zusammen aus 22 internationalen Führungspersönlichkeiten aus Regierungen, Privatwirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Warum diese Initiative nicht nur eine Notwendigkeit für die Welt ist, vielmehr auch eine gute Ausgangslage für die Schweiz bieten kann, um ihre eigene digitale Zukunft zu gestalten.
Was soll das Gremium bewirken?
Die Digitalisierung durchdringt zunehmend alle Lebensbereiche und wälzt sie grundlegend um. Robotics, Künstliche Intelligenz, Big Data, Internet of Things und andere Technologien verändern unsere Gesellschaft, Politik und Wirtschaft tiefgreifend.
Gefordert sind deshalb verbesserte Steuerungs- und Kooperationssysteme der digitalen Welt, um die Vision einer Informationsgesellschaft umzusetzen, die allen Menschen Nutzen bringt.
Die jüngste Initiative des UNO-Generalsekretärs trägt diesen Überlegungen Rechnung. Das top besetzte Panel soll Lücken im aktuellen globalen Governance-Ökosystem der digitalen Welt identifizieren und Vorschläge erarbeiten, wie die globale Kooperation verbessert werden kann.
Vorgehen und Roadmap
Das Gremium wird im September 2018 und im Januar 2019 zwei persönliche Treffen abhalten und darüber hinaus bei Bedarf jeweils virtuell zusammentreten.
Vorgehen und Ziele
Das Panel und seine Mitglieder werden ausserdem versuchen, die Ansichten und Vorschläge der Mitgliedstaaten, der relevanten Industriezweige, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft weltweit durch einen sorgfältigen Konsultationsprozess zusammenzutragen und zu sammeln. Das Fachwissen von Expertengemeinschaften auf der ganzen Welt soll durch das Engagement bei bestehenden Veranstaltungen, Konferenzen und Foren mit einbezogen werden. Zudem sollen Beiträge aus der Öffentlichkeit über virtuelle Knotenpunkte und Online-Beteiligungsplattformen eingeholt werden. Zusätzlich geplant: zwei regionale Konsultationen sollen in Asien und in Afrika organisiert werden.
Resultate und Termine
Nach Abschluss der Beratungen wird das Gremium innerhalb von neun Monaten seinen Abschlussbericht mit umsetzbaren Empfehlungen vorlegen. Der Bericht wird Trends bei digitalen Technologien aufzeigen, Lücken und Chancen identifizieren sowie konkrete Vorschläge zur Stärkung der internationalen Zusammenarbeit im digitalen Raum anbieten.
Wer sitzt drin?
Das 22-köpfige Gremium wird von Melinda Gates, Mitbegründerin der Bill & Melinda Gates Stiftung, und Jack Ma, Gründer der Alibaba Gruppe, geleitet.
Als Vertreterin der Schweiz und auf Einladung von UNO-Generalsekretär António Guterres ist Bundesrätin Doris Leuthard Mitglied des Panels.
Die volle Besetzung des internationalen Panels, jeweils mit Link zu den Steckbriefen der einzelnen Mitglieder:
- Mohammed Al Gergawi (UAE), Minister of Cabinet Affairs and the Future, UAE
- Yuichiro Anzai (Japan), President of the Japan Society for the Promotion of Science
- Nikolai Astrup (Norway), Minister of International Development, Norway
- Vinton Cerf (USA), Vice President and Chief Internet Evangelist, Google
- Fadi Chehadé (USA), Partner at ABRY Partners
- Isabel Guerrero Pulgar (Chile), Director, IMAGO Global Grassroots and Lecturer, Harvard Kennedy School
- Marina Kaljurand (Estonia), Chair of the Global Commission on the Stability of Cyberspace
- Bogolo Kenewendo (Botswana), Minister of Investment, Trade and Industry, Botswana
- Akaliza Keza Ntwari (Rwanda), ICT advocate and entrepreneur
- Marina Kolesnik (Russian Federation), senior executive, entrepreneur and WEF Young Global Leader
- Doris Leuthard (Switzerland), Head of the Federal Department of the Environment, Transport, Energy and Communications, Switzerland
- Cathy Mulligan (United Kingdom), Co-Director of Imperial College Centre for Cryptocurrency
- Edson Prestes (Brazil), Professor, Institute of Informatics, Federal University of Rio Grande do Sul
- Kira Radinsky (Israel), Director of Data Science, eBay
- Nanjira Sambuli (Kenya), Digital Equality Advocacy Manager, World Wide Web Foundation
- Sophie Soowon Eom (Republic of Korea), Founder of Adriel AI and Solidware
- Dhananjayan Sriskandarajah (Australia), Secretary General, CIVICUS
- Jean Tirole (France), Chairman of the Toulouse School of Economics and the Institute for Advanced Study in Toulouse
Die Beratungen des Gremiums werden unterstützt vom Sekretariat, vertreten durch:
- Amandeep Singh Gill (India), Executive Director, Secretariat of the High-level Panel on Digital Cooperation (ex officio)
- Jovan Kurbalija, (Serbia), Executive Director, Secretariat of the High-level Panel on Digital Cooperation (ex officio)
Warum braucht's dieses Gremium überhaupt?
Die von der UNO zusammengestellten FAQs sind klar formuliert und bringen die Motive in Form von dringlichen Notwendigkeiten auf den Punkt. Ein Auszug der FAQs in übersetzten Zitaten:
Warum ist dieses Panel gegründet worden?
Die derzeitigen Mittel und der Umfang der internationalen Zusammenarbeit entsprechen nicht dem Ausmass und der Schnelligkeit der Veränderungen, die durch digitale Technologien verursacht werden. Digitale Technologien wirken einzigartig über internationale Grenzen hinweg. Die grenz- und sektorübergreifende Zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung, um das volle soziale und wirtschaftliche Potenzial digitaler Technologien zu nutzen und die damit verbundenen Risiken zu mindern.
Warum nennt sich das Gremium High-Level-Panel für digitale Zusammenarbeit?
Der Begriff "Digitale Zusammenarbeit" zielt darauf ab, Diskussionen zu digitalen Themen in einem kooperativen Rahmen zu gestalten. Ziel ist auch, Silos zu durchbrechen, indem das Denken und Handeln bereichsübergreifend gefördert wird und Vertrauen zwischen verschiedenen Interessengruppen aufgebaut werden kann.
Was sind die erwarteten Ergebnisse?
Das Gremium wird einen Bericht vorlegen, der einen hochrangigen unabhängigen Beitrag zur breiteren öffentlichen Debatte über digitale Kooperationsrahmen leisten und die Mitgliedstaaten bei ihren Konsultationen zu diesen Fragen unterstützen wird.
Es wird erwartet, dass der Bericht: 1) das Bewusstsein für die transformativen Auswirkungen digitaler Technologien in Gesellschaft und Wirtschaft schärft, 2) Politik-, Forschungs- und Informationslücken sowie Möglichkeiten zur Verbesserung interdisziplinärer Massnahmen für digitale Technologien identifiziert und 3) konkrete Vorschläge vorlegt, um die Zusammenarbeit im digitalen Raum effektiv und umfassend zu stärken.
Es wird erwartet, dass der Konsultationsprozess, der zu dem Bericht führt, dazu beitragen wird, die Diskussion unter und zwischen verschiedenen Interessengruppen zu stimulieren, wie sie zusammenarbeiten können, um das Potenzial der digitalen Transformation zu maximieren.
Internationaler Fokus bringt nationale Chancen für die Schweiz
Die Initiative des UNO-Generalsekretärs ist nicht nur eine Notwendigkeit für die Welt, es ist auch eine Chance für die Schweiz. Festgemacht an der Beteiligung der Schweiz in diesem Panel und an der Person von Bundesrätin Doris Leuthard, welche den international aufgenommenen Ball in die Schweiz zurückspielen kann.
Tut sie es, wird diese internationale Initiative auch auf nationaler Ebene Dinge und Themen in die Diskussion und in Bewegung bringen, die im Moment noch eher wenig Raum im Bewusstsein der Gesellschaft und aktuell gefährlich wenig Raum bei Politik und Parlament belegen.
Vor allem gesellschaftliche Fragen, Themen zu veränderten Arbeitsmodellen, auch Fragen zu Nicht-Arbeitsmodellen und Aspekte von Entlöhnung, sozialer Absicherung und Finanzierbarkeit gewinnen an Dringlichkeit. Fragen, die nur mit kreativen Konzepten und teilweise völlig neuen Lösungsansätzen beantwortet werden können. Machbar dann, wenn das Bewusstsein für die mittelfristigen Auswirkungen von Technologie und Digitalisierung bei allen Beteiligten ausgeprägt vorhanden ist.
Wird diese Diskussion breit geführt, von Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, werden kreative und tragfähige Lösungen entwickelt, dann treiben Technologien und Digitalisierung die Schweiz nicht vor sich her, es läuft umgekehrt:
Die Schweiz packt die drängenden Themen an und gestaltet ihre eigene digitale Zukunft selbst, selbstbewusst und eigenverantwortlich.