Der Vergleichsdienst Moneyland hat die Kosten und Performance von 81 Schweizer Vorsorgefonds unter die Lupe genommen. Die Unterschiede sind markant und zeigen: wer die Entwicklung seiner 3a-Fonds-Invests nicht gut beobachtet, verzichtet möglicherweise auf sehr viel Geld.
Die verschiedenen Fonds gehen nicht nur in der Performance unterschiedliche Wege, manche Vorsorgefonds sind mehr als viermal teurer im Vergleich zu den günstigsten Fonds.
Vor einigen Tagen haben wir einen Vergleich der Vorsorge-Apps der verschiedenen FinTech-Anbieter gebracht, hier. Heute geht's um die klassischen Vorsorgefonds. Zahlreiche Schweizer Banken haben in den vergangenen Jahren ihre Palette an Anlageprodukten in der Säule 3a ausgebaut und offensiv beworben. Trotz wachsenden Popularität der FinTech-Apps, ist ein Grossteil der 3a-Anlagevermögen immer noch in klassischen Vorsorgefonds angelegt. Die aktuelle Studie untersucht die wichtigsten Fonds und vergleicht Kosten und Performance.
Für Leserinnen und Leser ohne Zeit, die ihre 3a-Lösung direkt mit der Leistung anderer Fonds vergleichen möchten, hier die Abkürzung zur Tabelle mit 81 Vorsorgefonds:
Vorsorgefonds kosten mehr als 1 Prozent pro Jahr
Moneyland hat die Gesamtkosten von 81 Vorsorgefonds untersucht. Die Produktkosten der einzelnen Fonds werden üblicherweise mit der sogenannten Total Expense Ratio (TER) beziffert. Diese Bezeichnung ist aber irreführend, da zusätzlich zur TER oft noch weitere Kosten anfallen. Deshalb berücksichtigt die Studie in den berechneten Gesamtkosten neben der TER auch allfällige Ausgabe-, Depot-, Pauschal-, und Rücknahmegebühren.
Resultat: Durchschnittlich fallen für die untersuchten Vorsorgefonds Gesamtkosten in der Höhe von 1.09 Prozent pro Jahr an. Der Durchschnitt ist allerdings nicht aussagekräftig, zwischen den einzelnen Fonds gibt es markante Kostenunterschiede.
Bei einer Anlage von 100’000 Franken über 10 Jahre hinweg betragen die Gesamtkosten für den teuersten Fonds 17’000 Franken – das entspricht einer jährlichen Kostenbelastung von 1.7 Prozent. Unter den Fonds, die in Aktien oder Obligationen investieren, betragen die Gesamtkosten für den günstigsten Aktienfonds 3'500 Franken, also 0.35 Prozent pro Jahr.
Günstigere passive Vorsorgefonds
In den letzten Jahren kamen viele passiv verwaltete Vorsorgefonds auf den Markt, oft Fonds mit hohem Aktienanteil. Die jährlichen Gesamtkosten für aktiv verwaltete Fonds betragen im Durchschnitt hohe 1.17 Prozent, während es bei den passiv verwalteten Fonds nur 0.65 Prozent pro Jahr sind.
Die Erkenntnis, dass passiv verwaltete Fonds im Durchschnitt besser performen als aktiv verwaltete, hat sich ausserhalb der Säule 3a schon seit längerem durchgesetzt. Insbesondere bei einem langen Anlagehorizont gelingt es aktiv verwalteten Fonds nur selten, den Markt zu schlagen. Für Felix Oeschger von Moneyland ist klar: «Passive Vorsorgefonds sind prinzipiell zu bevorzugen – auch in der dritten Säule».
Welche Rolle spielt die Performance?
Neben den Gesamtkosten hat Moneyland auch die Performance der 81 Vorsorgefonds verglichen. Allfällige TER-Kosten wurden in der Berechnung berücksichtigt (allerdings nicht weitere Kosten wie Depot- und Ausgabegebühren). Die Performance wurde dabei jeweils bis Ende September 2022 berechnet, und zwar für das vergangene Jahr (Ende September 2021 bis Ende September 2022) sowie für die vergangenen drei, fünf und zehn Jahre.
Die historische Performance sollte aber bei der Wahl des richtigen Vorsorgefonds nicht überbewertet werden. Denn auch wenn ein Fonds in der Vergangenheit gut performt hat, heisst das nicht, dass er künftig gut abschneidet. «Verlass ist einzig darauf, dass die anfallenden Kosten die Performance mindern», glaubt Moneyland-Geschäftsführer Benjamin Manz.
Negative Performance seit einem Jahr
Auch Schweizer Vorsorgefonds konnten sich der schlechten Börsenlage nicht entziehen. Seit Beginn des Jahres verbuchten sowohl Aktien als auch Anleihen massive Kursverluste. Da Schweizerische Vorsorgefonds im Durchschnitt zu fast 90 Prozent aus diesen beiden Anlageklassen bestehen, wiesen alle 81 untersuchten Fonds in den vergangenen zwölf Monaten eine negative Performance aus. Etwas weniger stark fielen Fonds mit einem unterdurchschnittlichen Anteil in Aktien und Anleihen, die stattdessen etwas stärker in andere Anlageklassen wie Immobilien oder den Geldmarkt investieren.
Die untersuchten Fonds verbuchten im vergangenen Jahr (Ende September 2021 bis Ende September 2022) Verluste zwischen 0.9 Prozent und 19.8 Prozent. Im Durchschnitt sowie im Median lag die Performance bei -13.6 Prozent. «Folglich musste man bei jedem zweiten Fonds Verluste von mehr als 13 Prozent hinnehmen», bilanziert Felix Oeschger.
Zum Vergleich: Der Schweizer Aktienindex SMI fiel im gleichen Zeitraum um 9.3 Prozent, und der breiter gefasste Swiss Performance Index (SPI) um 12.5 Prozent. Der Swiss Bond Index (SBI), der die Kursentwicklung am für Vorsorgefonds ebenfalls wichtigen Schweizer Anleihenmarkt widerspiegelt, fiel um 11.8 Prozent.
Mittel- und langfristige Performance
Bei einem Vergleich der Performance der letzten drei, fünf und zehn Jahre fällt auf: mit zunehmender Anlagedauer schlagen sich Vorsorgefonds mit hohem Aktienanteil besser als solche mit geringem Anteil. Das hängt damit zusammen, dass Aktien über lange Zeit hinweg besser performen als risikoärmere und weniger volatile Anlageklassen. Vorsorgefonds mit hohem Aktienanteil haben zwar stark unter den fallenden Börsenkursen in diesem Jahr gelitten, historisch betrachtet kann ein gut diversifiziertes Aktienportfolio kurzfristige Einbrüche auf lange Sicht jedoch wieder ausbügeln.
Die dreijährige Performance der untersuchten Vorsorgefonds betrug durchschnittlich -3.1 Prozent, wobei der schlechteste Fonds um 14.7 Prozent gefallen ist und der beste Fonds um 12.3 Prozent zulegen konnte.
Die fünfjährige Performance betrug im Durchschnitt 1.7 Prozent, wobei die Entwicklung der einzelnen Fonds von -13.1 Prozent bis +15.6 Prozent reichte.
In der langen Frist von zehn Jahren lag die Performance zwischen -9.8 Prozent und +54.5 Prozent. Im Durchschnitt stiegen Schweizer Vorsorgefonds um 23.4 Prozent, was einer jährlichen Rendite von gut 2.1 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Der SMI stieg in diesem Zeitraum um 117 Prozent, der SPI um 119 Prozent und der SBI fiel um 1.4 Prozent.
Hauptgrund dafür, dass die analysierten 81 Schweizer Vorsorgefonds über 10 Jahre deutlich schlechter abschnitten als Schweizer Aktienindizes, ist der geringe Aktienanteil. Im Durchschnitt beträgt die Aktienquote weniger als 50 Prozent. Ausserdem wurden die meisten Vorsorgefonds mit hohem Aktienanteil (70 Prozent oder mehr) erst in den vergangenen Jahren lanciert. Nur knapp die Hälfte der 81 Vorsorgefonds weist überhaupt eine Performance für 10 Jahre aus und kein einziger davon hat einen Aktienanteil von 70 oder mehr Prozent.
In zwei Schritten zum richtigen 3a-Fonds
Moneyland hält auch ein Rezept bereit, wie der passende Fonds gefunden werden kann:
Erster Schritt
Vorsorgenehmerinnen und -nehmer sollten ihren gewünschten Aktienanteil bestimmen. Über lange Zeitspannen performen Aktien, zumindest historisch betrachtet, besser als andere Anlageklassen. Je länger der Anlagehorizont folglich ist, desto höher darf der Aktienanteil ausfallen. Faustregel: bei einem reinen Aktienfonds sollte die Anlagedauer mindestens zehn Jahre betragen. Anlegerinnen und Anleger, die in volatilen Zeiten nicht gut schlafen können oder nur einen sehr kurzen Anlagehorizont von wenigen Jahren haben, sollten ihren Aktienanteil generell tief halten.
Zweiter Schritt
Nach der Bestimmung des gewünschten Aktienanteils können die Anleger einen möglichst günstigen Vorsorgefonds mit dem gewünschten Aktienanteil wählen. Oder sie teilen das 3a-Vermögen im gewünschten Verhältnis auf – in einen reinen Aktienfonds und ein konservatives 3a-Sparkonto mit einem möglichst hohen Zins.
Beispiel: Bei einem gewünschten Aktienanteil von 50 Prozent können die Anleger die Hälfte ihres 3a-Vermögens in einen günstigen aktienlastigen Vorsorgefonds mit einer Aktienquote von mindestens 90 Prozent investieren. Die zweite Hälfte können sie in ein 3a-Sparkonto mit einem möglichst hohen Zinssatz deponieren. Bei der Fondsauswahl sollten Anlegerinnen und Anleger vor allem auf die Kosten, nicht auf die vergangene Performance achten. Statt eines Vorsorgefonds können sie natürlich auch mit einer kostengünstigen Vorsorge-App investieren – die sind häufig noch deutlich günstiger als klassische Fonds.