Challenger-Banken wie zum Beispiel Revolut, Transferwise oder N26 wachsen auch deshalb massiv, weil sie im Bereich der Gebühren sehr transparent und für Kunden kostengünstig geschäften.
Kosten und Gebühren werden klar benannt und ausgewiesen, welche je nach Konto-Modell zwischen sehr günstig und kostenlos liegen. Mit zu den Erfolgsfaktoren gehören bei allen Neo-Banken gelebte Kundenzentrierung – Kunden und Nutzer bekommen das, was sie brauchen und was sie sich wünschen.
Die Geschäftsmodelle zwischen Gebühren-Transparenz und Null-Gebühren-Modellen kommen bei Kunden sehr gut an. Das wird sichtbar am Wachstum und an der Entwicklung der international operierenden Challenger-Banken und Finanzdienstleister.
So hat zum Beispiel Mitte Oktober 2019 die Neo-Bank Revolut mit der Mitteilung überrascht, dass sie innerhalb von knapp zehn Monaten des letzen Jahres bereits 180'000 Kunden in der Schweiz neu registriert habe. Auf derselben Welle segeln N26 und Transferwise – beide FinTechs verzeichnen monatliche Kundenzugänge, die durchwegs mit fünfstelligen Werten beziffert werden.
Das FinTech Neon zieht nach und übernimmt das Revolut-Modell
Die Neo-Bank meldet, dass sie ab sofort alle Gebühren und Wechselkursaufschläge bei Kartenzahlungen im Ausland streichen wird. Unabhängig von Land und Währung, Einkäufe und Zahlungen weltweit sowie im Internet sollen ohne Gebühren, Wechselkurs-Aufschläge und zum Interbankenkurs (Mastercard-Referenzkurs) abgewickelt werden.
Das FinTech begründet seinen kundenfreundlichen Schritt mit folgenden Argumenten:
"Wechselkursaufschläge, Auslandseinsatzkommissionen, Bearbeitungsgebühren und andere Belastungen mögen früher gerechtfertigt gewesen sein, durch Automatisierung sind die dahinterstehenden Aufwände aber bereits seit Jahren vernachlässigbar. Entsprechend dienen solche Gebühren heute eher der verdeckten Gewinnmaximierung."
Neon ist überzeugt, aufgrund der schlanken Kostenstruktur des Unternehmens "auf diese Praktiken nicht angewiesen" zu sein. Zudem soll der Wegfall der Gebühren durch einen Wachstums- und Nutzungsschub kompensiert werden. Jörg Sandrock, CEO von Neon, zum Thema:
Wir haben letztes Jahr als Sommerferienaktion bereits während sechs Wochen alle Auslandsgebühren erlassen. Die Nutzung hat sofort stark zugenommen. Diesen Effekt erwarten wir erneut.
Das FinTech folgt mit diesem Schritt den Konzepten der international operierenden Challenger-Banken aus der Einsicht heraus, dass das Wachstum ausländischer Anbieter in der Schweiz gezeigt habe, dass nur radikal bessere Angebote Anklang finden würden.
Geschäftsmodelle im Markttest
Die Smartphone-Bank Zak hat kürzlich mit Zak Plus eine Angebots-Variante geschaffen, welche im Ansatz den Standard- und Premium-Angeboten von Revolut und N26 gleicht. In der Premium-Variante fallen bei Zak gewisse Gebühren weg, dafür zahlen Kunden monatlich eine fixe Gebühr – im Falle von Zak Plus 8 Franken.
Neon hat sich bewusst gegen dieses Modell entschieden. Nach Aussagen von Julius Kirscheneder, CMO von Neon, aus folgenden Gründen:
Unsere Nutzer sagen uns persönlich, aber auch durch ihr Verhalten, dass sie nicht mehr gewillt sind, Grund- und Auslandsgebühren zu bezahlen
Julius Kirscheneder unterlegt sein Statement mit den Resultaten einer kürzlich durchgeführten Kundenbefragung. Zur Frage der Auslandsgebühren haben demnach 81 Prozent der Befragten Zustimmung und grundsätzliche Wechselbereitschaft signalisert – für ein Angebot, das auf Auslandsgebühren und Wechselkursaufschläge verzichtet.
Demgegenüber sei bei den Neon-Kunden die Bereitschaft deutlich geringer, eine Grundgebühr zu zahlen, um gute Auslandskonditionen zu bekommen. Nur gerade 15 bis 20 Prozent wären bereit, zwischen CHF 5 bis 10 pro Monat dafür zu zahlen, 80 bis 85 Prozent eher nicht.
Noch ist nicht aller Gebühren-Diskussionen Abend
Die Neuausrichtung von Leistungen, Gebühren und neuen Angeboren hat erst begonnen. Neon und Zak haben mit ihren unterschiedlichen Modellen vorgelegt, andere FinTechs, Kartenanbieter und auch Banken sind ebenfalls am Thema dran. Deshalb ist noch längst nicht aller Gebühren-Diskussionen Abend. Auch Ausrichtung und konkrete Form verschiedener Konten- und Leistungs-Modelle bleiben im Gespräch.
Ziemlich sicher laufen die Überlegungen verschiedener bestehender und neuer Anbieter in der Praxis auf Lösungen hinaus, mit welchen Revolut und N26 bereits seit längerem sehr erfolgreich unterwegs sind: Auf der einen Seite Transparenz sowie sehr tiefe oder Null-Gebühren für Standard-Konten. Auf der anderen Seite ein massiv erweitertes Leistungs-Angebot für Premium-Konten, welche dann auch monatlich etwas kosten dürfen.
Im einen wie im anderen Fall – die Kunden freut's. Sie können aus einer weiterhin wachsenden Zahl von Anbietern und Angeboten das Bank- und Konto-Modell auswählen, das punktgenau ihren eigenen Ideen und Vorstellungen einer wirklich guten digitalen Bank entspricht, weil das gewählte Angebot alle ihre Wünsche erfüllt.