Die französische Grossbank Société Générale baut ihr bestehendes FinTech-Portfolio aus. Die Bank hat bereits im Juni 2018 mit Lumo auf Crowdfunding-Expertise und nachhaltige Energien gesetzt. Im September 2018 hat die Société Générale Treezor mit an Bord genommen, ein Technologie-FinTech, das eine Plattform mit Leistungen rund um Banking-as-a-Service anbietet.
Und jetzt eine Neo-Bank für Geschäftskunden
Mit der aktuellen Akquisition stärkt die Grossbank ihre Position gegenüber Challenger-Banken, indem sie gleich selbst eine kauft. Das FinTech Shine ist eine digitale Bank für Selbstständige und KMU. Die Neo-Bank ist erst gut zwei Jahre alt, schnell gewachsen und betreut mehr als 70'000 Unternehmen.
Den Erfolg verdankt Shine auch einem erweiterten Service-Angebot, das über reines Digital Banking hinausgeht. Die Neo-Bank bietet einen Co-Piloten, der Kunden bei Administration und Verwaltung unterstützt, mit smarten Leistungen zu Rechnungsstellung, Gebührenberechnung, Vereinfachung der Buchhaltung und mehr.
Die Société Générale will mit ihrer Neo-Bank verstärkt hybrid funktionieren und wird Shine-Produkte auch Geschäftskunden anbieten, die aktuell 100 Prozent Online-Management und kostengünstige Dienstleistungen bevorzugen. Sollten sich das Niveau der Geschäftstätigkeit und die Bedürfnisse dieser Kunden ändern, so Société Générale, bleibt die Bank am Ball und bietet den Kunden "eine umfassendere Lösung, einschliesslich des Fachwissens der Berater, in einem nahtlosen Kontinuum und ohne Bankwechsel".
Eine clevere Strategie – die Bank erweitert ihr Ökosystem, variiert die Leistungen und Services abgestimmt auf verschiedene Segmente und wächst gewissermassen mit den Wünschen ihrer Kunden.
Marie-Christine Ducholet, Direktorin Retail Banking der Société Générale in Frankreich, sieht eine Vielzahl von Synergien in verschiedenen Geschäftsbereichen, die es der Bank ermöglichen sollen, ihre Open Banking-Strategie auf die nächste Ebene zu heben. Ducholet sagt:
Durch die Akquisition von Shine können wir Unternehmern das breiteste Angebot in diesem wachsenden, hochwertigen Markt bieten – das Modell von Shine hat uns angesprochen, weil es unser relationales Versprechen bekräftigt, unseren Kunden die beste Mischung aus Menschen und digitaler Technologie zu bieten
Kontinuität auch bei der Weiterentwicklung der Neo-Bank
Die beiden Gründer von Shine, Nicolas Reboud und Raphaël Simon, bleiben an Bord, werden das FinTech laufend weiterentwickeln und versprechen sich unter dem Schirm der Société Générale ein erhöhtes Tempo bei der Entwicklung neuer Features und Funktionen.
Die neue Mutter hat explizit eingeräumt, dass die Neo-Bank sich unabhängig weiterentwickeln soll und darf – neu einfach mit der Unterstützung einer starken traditionellen Bank. Hält die Société Générale ihr Wort und wird Shine nicht von den Strukturen der Grossbank vereinnahmt und aufgesogen, dann kann das hybride Modell wunderbar funktionieren.
Die von Shine verwendete Technologie bleibt dieselbe, die kommt von Treezor, dem Technologie-FinTech, das bereits seit 2018 unter der Flagge der SocGén segelt.
Mit der Neo-Bank hat sich die Société Générale den Konkurrenten der im gleichen Segment operierenden Neo-Bank Qonto gesichert. Qonto mit Hauptsitz in Paris ist kürzlich in Deutschland gestartet, wir haben berichtet, hier. Das FinTech ist mit frisch eingesammeltem Kapital von 104 Millionen Euro hervorragend finanziert und will nach eigenen Aussagen das N26 für Firmenkunden werden – nicht nur in Deutschland, in ganz Europa.
Dieses Ziel dürfte auch Shine verfolgen. Shine und Qonto sind ähnlich aufgestellt, bieten vergleichbare Services an und auch die Zahl der Kunden bewegt sich in derselben Grösseordnung. Die Chancen stehen für beide Neo-Banken weiterhin gut – Shine wird allerdings die erweiterten Möglichkeiten und die Marktposition von SocGén zu nutzen wissen.