Klassische Banken waren lange Zeit Kryptowährungen gegenüber sehr zurückhaltend. Sie haben gezögert, den Handel mit Kryptos für ihre Kundinnen und Kunden möglich zu machen.
Im Herbst 2023 hat die Zuger KB als erste unter den Schweizer Kantonalbanken ein Angebot für Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte lanciert.
Dem Beispiel der Zuger sind bald weitere Kantonalbanken gefolgt – und auch Nicht-KBs, wie zum Beispiel die Postfinance. Die Neueinsteiger-Banken haben darauf geachtet, den Kryptohandel für ihre Kundinnen und Kunden einfach zu gestalten. Deshalb ist die Sparte der Kryptos beim Kauf, Verkauf und in der Verwaltung jeweils in die gewohnte Umgebung von E-Banking und Mobile Banking integriert worden.
Als Grund für die Öffnung haben die CEOs der verschiedenen Banken unisono zu Protokoll gegeben, dass sie mit dieser Massnahme auf eine steigende Nachfrage ihrer Kunden nach Krypowährungen reagieren würden. Diese Nachfrage, so zum Beispiel Hanspeter Rhyner, CEO der Zuger KB, würde schon lange nicht mehr nur von professionellen Marktteilnehmern kommen.
Um ihre Krypto-Integration umzusetzen, kooperieren zahlreiche Finanzinstitute mit der spezialisierten Krypto-Bank Sygnum. Sie nutzen deren B2B-Banking-Plattform, um den regulierten Handel und die sichere Verwahrung von Kryptowährungen nahtlos in die eigene bestehende Infrastruktur zu integrieren.
Inzwischen gehören über 20 Banken und internationale Finanzinstitute zum Netzwerk der Sygnum. Nach Aussagen der Krypto-Bank hat dadurch bereits mehr als ein Drittel der Schweizer Bevölkerung Zugang zu regulierten Kryptowährungen. Die gestiegene Nachfrage erklärt Sygnum unter anderem durch die zunehmende Transparenz der US- und EU-Regulierung sowie durch die neu eingerichtete strategische Bitcoin-Reserve in den USA. Offenbar reagieren auch Schweizerinnen und Schweizer auf diese Signale.
Start mit den wichtigsten Kryptowährungen – Erweiterungen nach und nach
Die meisten der klassischen Banken sind mit einem überschaubaren Angebot von Krypowährungen gestartet, oftmals Bitcoin und Ethereum. Mit der Idee, im Laufe der Zeit weitere Coins und Token mit an Bord zu nehmen.
Der Krypto-Pionier der Kantonalbanken, die Zuger KB, hat aktuell ihre Palette der handelbaren Kryptowährungen erweitert. Nun sind bei den Zugern Investitionen in Bitcoin, Ethereum, Ripple, Litecoin, Solana, Polygon, Uniswap und neu auch in Cardano und Avanlanche möglich.
Auch andere klassische Banken haben inzwischen weitere Kryptowährungen in ihr Angebot integriert. Oder sie haben ihre Services generell erweitert, zum Beispiel durch Krypto-Sparpläne oder durch Staking-Angebote.
Die Krypto-Angebote der Schweizer Banken werden angenommen
Nach eigenen Aussagen erweitern verschiedene Banken ihre Krypto-Angebote bedürfnisorientiert, also nach den konkreten Wünschen ihrer Kundinnen und Kunden. Das bedeutet folglich: Basisangebote und Zusatzleistungen kommen an und werden genutzt.
Mit konkreten Zahlen bleiben die Finanzinstitute noch zurückhaltend. Einzig die Postfinance hat Anfang Jahr kommuniziert, dass sie knapp ein Jahr nach ihrem Kryptostart mehr als 25'000 Krypto-Portfolios verwalten würde. Das ist beachtlich und mit einem Kundenstamm von 2.5 Millionen Personen auch weiterhin stark ausbaufähig.
Gehören Kryptowährungen bald zum Standard-Angebot von Schweizer Banken?
Irgendwann möglicherweise schon, bald wahrscheinlich eher nicht. Die Gruppe der klassischen Banken mit Krypto-Angeboten erweitert sich, sie wird jedoch nicht sprunghaft grösser.
Die meistgenannten Hemmschwellen dürften sich allerdings langsam abbauen. Zum Beispiel das Argument der regulatorischen Bedenken. Die Schweiz hat sich einen fortschrittlichen und klaren Regulierungsrahmen gegeben. Zudem ist die gesetzeskonforme Integration von Krypto-Angeboten nun schon mehrfach von Banken – auch und gerade Kantonalbanken – durchgespielt worden. In Kooperation mit regulierten und erfahrenen Partner-Unternehmen. Bei keiner dieser Banken ist bekannt, dass die FINMA mit Reklamationen auf der Matte gestanden hätte.
Das oft gehörte Argument, dass Banken ihre Kundinnen und Kunden vor Risiken und Verlusten im Umgang mit Kryptowährungen schützen wollen, ist wenig glaubwürdig. Mit derselben Argumentation könnten Banken ihre Kunden auch vom Handel mit Aktien oder Derivaten fernhalten, was sie nicht tun. Kryptowährungen sind deutlich volatiler als die meisten Aktien, aber wer sich beim Aktienhandel oder insbesondere mit strukturierten Produkten vertut, kann ebenfalls massive Verluste einfahren. Zudem möchten eigenverantwortliche und risikobewusste Kunden von ihren Banken nicht bevormundet werden.
Wie bei anderen Innovations-Themen auch, dürfte letztlich der Markt- und Leidensdruck weitere Banken dazu motivieren, Krypto-Angebote in Betracht zu ziehen. Regelmässige und zunehmende Geldabflüsse von Kundenkonten in Richtung von Krypto-Plattformen dürften den Entschluss zur Realisierung eigener Krypto-Projekte beflügeln.
Zudem zeigen mehrere Studien, dass beträchtliche Anteile kryptoaffiner Personen ihre Trades am liebsten über ihre Hausbank ausführen möchten. Immer vorausgesetzt man lässt sie und die Angebote dazu sind vorhanden. Das sind beste Voraussetzungen für Banken, um längst ausgesprochene Einladungen ihrer Kundinnen und Kunden irgendwann auch anzunehmen.