Weiterbildung

Digitale Ökosysteme – wenn Feinde zu Partnern werden

Ralph Hutter, Studiengangsleiter CAS bei HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich
Ralph Hutter, Studiengangsleiter CAS bei HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich | Bild: HWZ

Digitale Ökosysteme und digitale Produktentwicklung erfordern Profis in veränderten Rollen – neue Bildungswege der HWZ zu Know-how und digitaler Kompetenz.

Die Digitalisierung verändert sämtliche Lebensbereiche und provoziert einen tiefgreifenden und weitreichenden Kulturwandel. Plattformökonomie eröffnet mit neuartigen Apps, Services und Devices ein komplett neues Spielfeld für digitale Innovationen und neue Geschäftsmodelle. Dadurch kommen bisherige Geschäftsmodelle unter Druck. Die digitale Welt schafft sich neue Kooperationsformen: Coopetition statt Competition – aus Konkurrenten werden Partner.

Die zentrale Frage: Wie wird in einer digitalen Welt künftig Geld verdient und Kundenwert geschaffen?

How to create Value in a digital World – Wert ist nicht mehr gleichbedeutend mit Wertschöpfung oder Shareholder Value. Wert beinhaltet auch neue Wertvorstellungen von Kunden, Schaffen von Wert dank neuer Technologien, dank "schönen" Produkten mit hohem Nutzen und natürlich auch neuen digitalen Plattform-Geschäftsmodellen.

Auf den ersten Blick erscheinen Plattformen und Super-Apps führender Technologie-Unternehmen wie Google, Apple, Meta, Amazon, WeChat und Co. als Bedrohung, weil sie mehr und mehr in zahlreiche Industriebereiche eindringen. In Tat und Wahrheit haben allerdings auch in der Schweiz verschiedene Banken, Versicherungen, Retailer, Medienhäuser sowie unzählige Startups das grosse Potenzial der Plattform-Geschäftsmodelle bereits entdeckt. Beispiele für typische Angebote sind Hypotheken-Marktplätze, Mobilitätsangebote, Vergleichs- und E-Commerce Plattformen – das Rennen um die Marktführerschaft hat begonnen. Und damit auch das Rennen um die Suche nach entsprechenden Talenten.

Was macht Plattform-Ökosysteme so erfolgreich?

Im Fokus steht nicht die Technologie, sondern die konsequente Einbindung der Teilnehmenden eines Ecosystems. Im Zentrum stehen die Kundschaft, Lieferantinnen und Lieferanten und sogar die eigene Konkurrenz. Vorrangiges Ziel ist es, gemeinsam unternehmens- und branchenübergreifend echte Innovation und Mehrwert für alle Beteiligten zu schaffen – in der Form eines digitalen Ökosystems.

Ralph Hutter, Studiengangsleiter der neuen CAS Digital Product Lead und CAS Platforms & Ecosystems, zum Thema:

«Neue Technologien wie Cloud, APIs, Big Data und Analytics sind nur Enabler, die dazu beitragen, neue datenzentrierte Geschäftsmodelle schnell, skalierbar und standardisiert umzusetzen. Zentral für die erfolgreiche Umsetzung sind die konsequente Neukonfiguration des Geschäftsmodells und das Design des Ecosystems. Darin verfügen erst wenige Unternehmen über die nötigen "Enterprise Capabilities" und entsprechende Expertise. Das zeigt sich unter anderem in der grossen Anzahl von Stellenangeboten und neuen Stellenprofilen im Bereich Ecosystems.»

Produktentwicklung transformiert sich radikal

Die Produktentwicklung verändert sich fundamental: Im Kern steht eine verstärkte Kunden- und Designorientierung. Die Innovationsgeschwindigkeit und die technische Komplexität haben sich in den letzten Jahren substanziell erhöht. Um diesem Wandel Rechnung zu tragen, werden neue Methoden der Softwareentwicklung und Managementansätze wie zum Beispiel Agile, Lean Startup und andere verbreitet eingesetzt.

Neue Rolle des Produktmanagers: Digital Product Lead

Auch die Rolle des Produktmanagers verändert sich aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Daten und dem Einsatz neuer Technologien radikal. Zu nennen sind die neuen Interfaces wie AR, VR, IoT, Voice, Blockchain und Gaming Engines. Die nächste Generation Internet, das Web 3.0, zeichnet sich heute bereits ab. Digitale Erweiterungen über smarte Geräte wie Uhren, Brillen und neue immersive Benutzererlebnisse mit VR Headsets in und um Metaverse-Welten ermöglichen neuartige Services, innovative Geschäftsmodelle und neue Touchpoints mit der anvisierten Kundschaft.

Der Digital Product Lead ist die neue Rollenbezeichnung für den führenden Produkt Manager – eine Rolle, die sich in Startups und internationalen Firmen zu etablieren beginnt.

Digital Product Management ist die Schlüsselkompetenz, um bestehende Produkte und Services in die nächste Generation des Internets, das Web 3.0, und das sich abzeichnende Metaverse zu überführen oder auf Basis neuer Technologien komplett neue digitale Angebote zu lancieren.

How to create Value in a digital World

Innovative digitale Produkte mit neuester Technologie schaffen echten Mehrwert für Kundinnen und Kunden und legen die Basis für neue digitale Ökosystem-Geschäftsmodelle. Das ist echte "Digital Value Creation".

Woher kommt das Know-how, um diese digitalen Strategien und Geschäftsmodelle zu entwickeln? Welche Skills und Kompetenzen braucht die neue Generation von Digital Product Managers, um die Klaviatur der erweiterten Möglichkeiten in der ganze Breite zu spielen?

Zwei neue CAS-Lehrgänge

Das Institute for Digital Business der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich legt dazu spezifische Weiterbildungs-Angebote auf. Die neu lancierten CAS Platforms & Ecosystems und CAS Digital Product Lead stärken das Verständnis für diesen Kulturwandel und bieten einen methodischen Werkzeugkasten im Umgang mit den Herausforderungen der neuartigen Plattform-Geschäftsmodelle und der Entwicklung digitaler Produkte und Services. Beide CAS-Lehrgänge stehen unter der Leitung von Ralph Hutter.

Die beiden CAS können auf Wunsch mit einem weiteren Wahlmodul zu einem Masterabschluss mit Vertiefungsrichtung in "Digital Value Creation" (Master of Advanced Studies in Digital Business, Major Digital Value Creation) kombiniert werden. Mit diesem Angebot werden Absolvierende praxisorientiert für einen Karriereschritt in den neuen Jobprofilen in den Bereichen Ecosystem- und Digital Product Management vorbereitet.