Nachhaltigkeit

Wie halten's die Generationen Y und Z mit der Nachhaltigkeit?

Junge Leute abends am Seeufer
Bild: Wyron A | Unsplash | Yova

Umfrage-Ergebnis: 90 Prozent der unter 40-Jährigen sehen Nachhaltigkeit nicht mehr als Trendthema – sondern als notwendigen Systemwechsel.

Die Generation Z bezeichnet die Jungen unter 20, zur Gen Y gehören Menschen, die aktuell gerade noch unter 40 oder jünger sind.

Die Botschaften der "Fridays for Future"-Bewegung sind primär von der Generation Z in die Welt hinausgetragen worden – in der ausgelösten Welle hat sie jedoch dem generellen Klimaschutz- und Nachhaltigskeits-Trend einen zusätzlichen Schub verpasst. Mit Auswirkungen auf Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und auch auf die Finanzbranche.

Bei den aktuell aus allen Ecken gestarteten Initiativen ist momentan teilweise noch nicht so ganz klar, welche Massnahmen aus Überzeugung lanciert werden und welche eher einem Trend folgen und deshalb unter Marketing zu verbuchen sind.

Was die unter 40-Jährigen denken

Das FinTech Yova bietet seinen Kunden mit Impact Investments die Möglichkeit, ihr Portfolio nach ihren eigenen Werten zusammenzustellen. Das Startup hat 400 Personen zu ihren persönlichen Nachhaltigkeitszielen befragt – und auch dazu, welche Rolle die Finanzindustrie beim Thema Nachhaltigkeit spielen soll. Die Studie ist nicht repräsentativ, aber sie nimmt Puls bei jungen Altersgruppen und zeigt den aktuellen Trend bei Haltung und Meinungen.

Nachhaltigkeit ist für 90 Prozent der unter 40-Jährigen nicht länger bloss ein Trendthema – aus der Sicht der jungen Generation hat es sich zum Anspruch an einen notwendigen Systemwechsel gewandelt. Ein Systemwechsel, bei dem 80 Prozent der Befragten vor allem das Finanzsystem in die Pflicht nehmen wollen, um die Nachhaltigkeitsziele der UN zu erreichen (Anmerkung der Redaktion: In der Umfrage ist das Finanzsysteme nicht ungestützt genannt, sondern explizit abgefragt worden).

Weitere Resultate

62 Prozent der Befragten wünschen sich, dass auch Finanzprodukte nachhaltiger gestaltet werden.

84 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Nachhaltigkeitswirkung von Finanzprodukten ausgewiesen werden sollten.

Zwei Drittel finden sogar, dass diese Nachhaltigkeitswirkung unabhängig geprüft werden müsste. 

50 Prozent geben an, dass bei der Beurteilung und Auswahl von Anlagen Nachhaltigsaspekte im Vordergrund stehen würden, erst an zweiter Stelle werden transparente Gebühren genannt (42 Prozent).  

Ein Kommentar und die These der drei Muster

Wie gesagt, keine repräsentative Umfrage, aber im Resultat ein interessantes Stimmungsbild der Generationen Y und Z.

Die Nachhaltigkeitswelle ist am Rollen und hat sich streckenweise vom diskutierten Trend zur sichtbaren Strömung gewandelt. Zu erkennen daran, dass die Zahl der blossen Lippenbekenntnisse etwas kleiner und die Bewegung der konkreten Taten etwas grösser geworden ist.

Ob allerdings die Nachhaltigkeitswelle selbst nachhaltig ist, wird sich erst zeigen – im Kern und vereinfacht ausgedrückt in drei Mustern:

Im grossen Muster funktioniert die Bewegung schon ziemlich gut. Das grosse Muster besteht darin, Forderungen an die Welt, an die Politik, an die Wirtschaft und an die Industrie zu stellen. Damit wird die Verantwortung delegiert an die Kräfte und Institutionen mit der grössten Macht und mit der vermuteterweise grössten Hebelwirkung. Diese Kräfte und Institutionen reagieren denn auch, werden aktiv und machen Angebote.

Das mittlere Muster ist gerade erst im Aufbau. Das besteht drin, dass Menschen neu geschaffene, nachhaltige Angebote annehmen und nutzen. Das ist eine gute Idee und ist meistens ohne grosses eigenes Engagement möglich – es beschränkt sich oftmals darauf, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Das kleine Muster wird zum härtesten Prüfstein, weil es jede Einzelne, jeden Einzelnen und damit das eigene Verhalten betrifft. Das kann dann mit notwendigen Verhaltensänderungen und auch mit Unkomfort oder Verzicht verbunden sein. In diesem Muster lässt sich nichts mehr delegieren, die Verantwortung ist unmittelbar und direkt. Kneifen mit der Bemerkung "Ich allein kann ja nichts bewirken" zieht nicht, knapp acht Milliarden Menschen im Verbund haben eine gigantische Macht und Hebelwirkung. Soll's nicht gleich die ganze Welt sein, dann gilt für 8,8 Millionen Schweizerinnen und Schweizer dasselbe.

Erst das harmonische Zusammenspiel der drei Muster wird den Unterschied machen zwischen Trend und tatsächlich ernstgemeintem Nachhaltigkeits-Anspruch, der realisiert werden soll. Insofern bleibt Nachhaltigkeit keine wünschbare, forderbare und delegierbare Grösse, es ist vielmehr eine persönliche Entscheidung und und dadurch eine zutiefst demokratische Bewegung. Fällt eines der drei Muster aus, das kleinste ist übrigens in der Auswirkung das grösste und wichtigste Muster, wird das nichts mit der nachhaltigen Nachhaltigkeit, dann bleibt's beim Trend.