Blockchain-Serie

Ralf Glabischnig: Rückschläge gehören zum Fortschritt

Ralf Glabischnig

Die Serie zur "Blockchain Nation Switzerland". Mit Ralf Glabischnig zur Frage: Was bleibt von 2018, was bringt 2019?


Dein persönliches Fazit zum Blockchain-Jahr 2018?

Ich möchte bewusst nicht auf die eingebrochenen Kurse der Kryptowährungen fokussieren, sondern die fundamentale Entwicklung analysieren. Nach unserer Einschätzung benötigt eine neue Technologie wie Blockchain bzw. ein neues Ecosystem wie das Crypto Valley (Schweiz und Liechtenstein) drei entscheidende Elemente, um nachhaltig zu wachsen: Talent, Infrastruktur und Kapital. In allen drei Bereichen haben wir in 2018 grosse Fortschritte gesehen. 

Im Bereich Talent können wir inzwischen auf über 3'200 Beschäftigte in ca. 750 Firmen im Crypto Valley zählen. Ausserdem haben Hochschulen und Universitäten ihr Angebot in diesem Bereich stark ausgebaut. Ein Beispiel ist hier die Universität Basel mit dem "Center for Innovative Finance" oder die HWZ Hochschule für Wirtschaft in Zürich mit ihrem neuen "Blockchain Economy"-Programm.

Im Bereich Infrastruktur ist auch sehr viel geschehen. Bezüglich physischer Infrastruktur sind der Trustsquare in Zürich und die CV Labs in Zug entstanden, die zusammen auf über 5'000 m2 dedizierter Fläche fast 500 Arbeitsplätze im Blockchain-Umfeld bereitstellen.

Die regulatorische Infrastruktur wurde 2018 durch die "Swiss Blockchain Federation" vorangetrieben, welche mit dem Patronat der Bundesräte Johann Schneider-Ammann und Ueli Maurer ins Leben gerufen wurde. Im Dezember wurde der (auch international) viel beachtete Bericht des Bundesrates vorgestellt, in welchem die rechtliche Infrastruktur, insbesondere im Hinblick auf den Finanzbereich, einer genauen Prüfung unterzogen wurde.

Diese Form der intensiven und nachhaltigen Zusammenarbeit ist mir weltweit nur aus den wenigsten Jurisdiktionen bekannt und wird 2019 sicherlich erneut Früchte tragen.

Im Bereich Kapital ist eine Abkühlung bzw. Normalisierung bei der Firmenfinanzierung zu beobachten. Hier sehe ich noch einen grösseren Bedarf an Professionalisierung, den auch wir aktiv begleiten möchten. Unter anderem mit unserer Plattform "Tokengate" und unserer Venture Capital Struktur CV VC zur Finanzierung von Startups in einer frühen Phase (Early Stage).

Schwerpunkte bei Blockchain und Crypto – deine Erwartungen für 2019?

Im Jahr 2019 wird auf den bisher gelegten Grundsteinen weiter aufgebaut: Innovative bestehende und neue Banken sowie bankähnliche Dienstleister werden ihren Kunden Crypto Assets (Aktien und aktienähnliche Instrumente, Darlehen usw. auf der Blockchain) anbieten. Neben einem klareren regulatorischen Umfeld wird zu dieser Entwicklung auch der technische Fortschritt beitragen, der im vergangenen Jahr insbesondere bei der energiesparenden Skalierung dieser Technologien einen Fokus hatte.

Doch nicht nur im Finanzbereich werden wir grosse Fortschritte sehen, sondern auch in anderen Bereichen der Wirtschaft. Beispielsweise bei der Bewirtschaftung und Finanzierung von Immobilien oder im Umfeld vom Rohstoffhandel sowie allgemein bei der Automatisierung von Lieferketten (sogenannten Supply Chains).

Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass sehr wahrscheinlich acht von zehn Startups bzw. Projekten scheitern werden. Dies ist in sich neu entwickelnden Bereichen nicht unüblich – insbesondere durch die hohe Anzahl an Projekten in der Schweiz wird dies jedoch auch immer wieder zu negativen Schlagzeilen führen.

Wo steht der Bitcoin-Kurs am 31. Dezember 2019?

5‘000 ist meine erste (und höchstwahrscheinlich einzige) jemals veröffentlichte Einschätzung dazu. Wobei diese Zahl zwei Bedeutungen hat. Erstens denke ich, dass der realistische Wert eines Bitcoin Ende 2019 bei USD 5‘000 sein könnte. Die zweite – und aus meiner Perspektive bessere – Metrik für den Erfolg der neuen Technologie, sind die neu geschaffenen Arbeitsplätze in dieser noch jungen Industrie. Ich kann mir gut vorstellen, dass bis Ende 2019 die Zahl der Beschäftigten auch die Marke von 5'000 erreichen wird. Das wäre aus meiner Perspektive ein echter Erfolg für die Crypto Nation!

Der Interviewpartner: Ralf Glabischnig

Ralf Glabischnig ist Managing Partner bei Inacta. Das zentrale Mindset, das Ralf mit dem Hintergrund von 20 Jahren Erfahrung als Unternehmens- und IT-Berater verkörpert, lässt sich in drei Worten auf den Punkt bringen: Entrepreneur. Invested. Involved.

Ralf verfügt über umfassende Expertise bei der Transformation der Finanz- und Versicherungsbranche sowie über einen vielfältigen unternehmerischen Hintergrund, der auf mehreren Venture- und Advisory-Engagements beruht.

Als Mitbegründer von CV VC (Crypto Valley Venture Capital), gegründet von Lakeside Partners, fördert Ralf das Blockchain-Startup-Ökosystem aus dem Herzen des Crypto Valley. Als Initiator des grössten europäischen Blockchain-Wettbewerbs und als Gründungsmitglied der Crypto Valley Association und der Swiss Blockchain Federation sowie Mitbegründer der CV Labs, engagiert er sich für die Entwicklung des Blockchain-Ökosystems in der Schweiz und weltweit.