Den Chatbot Selma hatte das Unternehmen seit Jahren schon im Einsatz. Nun ist Selma klüger geworden, soll wesentlich mehr können und trägt deshalb neu den Zusatz "AI" im Namen.
Auf die Finanzberatung durch Menschen verzichtet Selma vorderhand nicht, neu steht Nutzerinnen und Nutzern der Anlage-App nun aber auch Selma AI zur Verfügung. Dadurch soll eine persönliche Finanzberatung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) möglich werden. Selma nimmt für sich in Anspruch, das erste FinTech-Unternehmen in der Schweiz zu sein, das durch KI die Finanzberatung für alle zugänglich macht.
Was kann Selma AI?
Nach Aussagen von CEO Patrik Schär kann die KI-gestützte Finanzberatung konkrete Fragen beantworten wie zum Beispiel: Wie soll ich mit dem Investieren starten? Wie kann ich mein Vermögen optimieren? Wie viel von meinem Ersparten kann ich investieren?
Selma AI soll die persönliche Finanzsituation von Nutzerinnen und Nutzern der App in Echtzeit analysieren und individuelle Lösungen für Kunden ausarbeiten können. Zu den Motiven für den Stunt mit AI sagt Schär: «Persönliche Finanzberatung ist in der Schweiz bisher sehr teuer oder nur für Personen mit grossem Vermögen zugänglich». Mit Selmas AI sollen nun alle Nutzerinnen und Nutzer der Finanz-App detaillierte Antworten auf ihre persönlichen Anliegen und zu ihrer finanzielle Situation erhalten – zu einem Bruchteil der bisher üblichen Kosten.
Der Selma-CEO glaubt, dass auch sehr komplexe Fragen, die bisher detaillierte Analysen der individuellen Situation erforderten, nun an die KI ausgelagert werden können, er führt aus: «Man hat uns immer gesagt, dass man ohne menschliche Interaktion keine echte Finanzberatung anbieten kann. Mit Selma AI haben wir nun genau das möglich gemacht.»
Die Startversion soll im Laufe der Zeit noch vielseitiger und klüger werden. Selma verfolgt die Vision, persönliche KI-Beratung von der umfassenden Finanzplanung im Berufsleben bis zur detaillierten Pensionierungsplanung anbieten zu können. Komplett über Selma AI.
Apropos Stunt: Dem Start von Selma AI sind nach Aussagen von Schär monatelange Planung, Entwicklung und umfangreiche Testphasen vorausgegangen. Letztere offenbar erfolgreich, die KI-Beraterin ist seit einigen Tagen aktiv im Einsatz.
Aus welchem Hause kommt die Künstliche Intelligenz?
Selma nutzt ein Large Language Model (LLM) von Open AI, das sind die Erfinder von ChatGPT. Über dieses Sprachmodell soll Selma AI einer menschlichen Interaktion sehr nahe kommen.
Die Entwickler haben Selma AI nach Aussagen des Unternehmens so programmiert, dass die Künstliche Intelligenz detaillierte Einblicke in die Finanzen liefert und mit genauen Analysen Problemfelder ausfindig macht. Dabei stützen sich die Ratschläge von Selma AI immer auf die anonymisierten Finanzdaten der jeweiligen User.
Aus naheliegenden Gründen legt Selma einen besonderen Fokus auf den Datenschutz. Die Künstliche Intelligenz nutzt nur so viele Daten, wie für eine umfassende Analyse und Lösungserarbeitung wirklich notwendig ist. Die Datenweitergabe an Open AI erfolgt pseudonymisiert und in aggregierten Datensätzen, sodass Open AI keine Rückschlüsse auf die Identität der User ziehen kann.
Wie die kluge Selma AI bei Nutzerinnen und Nutzern ankommt, wird sich in der Praxis zeigen. Den finalen Durchbruch in der persönlichen Finanzberatung hat KI wahrscheinlich erst dann geschafft, wenn Kundinnen und Kunden im persönlichen Gespräch mit menschlichen Beratern explizit den Wunsch äussern, doch bitte mit Selma AI verbunden zu werden.
Wo steht Selma Finance heute?
Der Robo Advisor und Vermögensverwalter Selma ist seit 2016 im Markt und betreut heute mit einer Crew von rund 30 Personen mehr als 12'000 Kundinnen und Kunden im Geschäft der Anlagen und der Vorsorge. Das verwaltete Vermögen soll inzwischen bei 250 Millionen Franken liegen.
Das Invest-FinTech hat sich letzten Sommer in einer ersten Crowdinvesting-Kampagne neue Aktionäre und über 1.3 Millionen Euro frisches Kapital ins Haus geholt. Selma ist von VC-Seite her finanziert von der TX Group und der Migros-Gruppe.
Selma bezeichnet sich selbst als eine der günstigsten Anbieterinnen von Finanzdienstleistungen in der Schweiz. Damit das so bleibt, hat das FinTech seine Gebühren für grössere Investitionsvolumen kürzlich von 0.47 auf 0.42 Prozent gesenkt. Die Gebühren liegen nun zwischen 0.42 und 0.68 Prozent pro Jahr, je nach investiertem Vermögen. Dazu kommen allerdings Produktkosten und, je nach Anlage, Wechselkurszuschläge.