Apple hat im Juli als erstes Unternehmen der Welt eine Bewertung von 3 Billionen Dollar erreicht. FlowBanks Research-Team erwartet jedoch, dass sich der Tech-Gigant künftig mit Problemen konfrontiert sehen wird.
Während viele Unternehmen mit der schwachen Konjunkturlage nach der Pandemie zu kämpfen hatten und haben, lief das Geschäft von Apple auch in den letzten Monaten gut. Anfang Juli machte der Konzern dann von sich reden, als es als erstes Unternehmen der Welt eine Marktkapitalisierung von 3 Billionen US-Dollar erreichte.
Entgegen der Erwartung von Analysten, dass viele Anlegerinnen und Anleger nach dem Erreichen dieser historischen Marke zumindest einen Teil ihrer Aktien verkaufen könnten, um den Gewinn mitzunehmen, blieb die Aktie den ganzen Monat über relativ stabil.
Indien wird wichtiger für Apple
Apples überraschender Höhenflug inmitten anhaltender Inflationssorgen und Zinserhöhungen kann gemäss dem Research-Team von FlowBank auf eine Reihe von Faktoren zurückgeführt werden. Einerseits verfügt das Unternehmen über solide Finanzdaten. Die relativ teuren Produkte scheinen einen festen Platz im Budget vieler Verbraucherinnen und Verbraucher zu haben – selbst wenn die Kaufkraft wegen der Inflation sinkt. Die iPhone-Verkaufszahlen stiegen um 1,5%, obwohl die Analysten mit einem Rückgang um 3,3% rechneten.
Andererseits hängt Apples Erfolg nicht nur von einer Handvoll Hardware-Produkte ab, sondern wird durch ein diversifiziertes Angebot gestützt. Trotz der Konjunkturabkühlung stiegen die Einnahmen aus Services wie iCloud, Apple Pay und Apple Music um 5,5%. Dazu kommt, dass die Absatzmärkte des Unternehmens geografisch diversifiziert sind. In Indien beispielsweise verzeichnete Apple einen massiven Zuwachs bei den Hardware-Verkäufen.
Anfällig für geopolitische Probleme
Das Research-Team von FlowBank erwartet jedoch, dass sich die Herausforderungen für Apple in Zukunft mehren könnten. Anders als andere Unternehmen kämpft Apple nach wie vor mit Lieferkettenengpässen und entsprechend mit Produktionsrückständen. Nur wenige Wochen nach der Ankündigung von Vision Pro veröffentlichte Apple eine überarbeitete Produktionsprognose für 2024, gemäss derer massiv weniger der Headsets vom Band laufen dürften.
Dazu kommt Apples Abhängigkeit von ausländischen Zulieferern und Produzenten, die sich in erster Linie in China und Taiwan befinden. Das macht das Unternehmen anfällig für geopolitische Spannungen.
Das Research-Team erkennt auch Anzeichen dafür, dass Apples Vorstoss in den Finanzdienstleistungsbereich nicht so erfolgreich ist wie erhofft. Anfang des Jahres lancierte das Unternehmen zusammen mit Goldman Sachs einen High-Yield-Savings-Account. Da dank steigender Zinsen viel Geld in solche Konten fliesst, schien das ein kluger Schachzug zu sein. Doch Goldman Sachs begann nur wenige Wochen nach Ankündigung des neuen Produkts nach Möglichkeiten zu suchen, um aus der Partnerschaft auszusteigen.
Grösste Kundengruppe unter finanziellem Druck
Auch an der Verkaufsfront könnte Apple in Zukunft nicht mehr so stabil sein. Mehr als die Hälfte der Apple-Kundschaft ist jünger als 35 Jahre. Gleichzeitig ist diese Bevölkerungsgruppe diejenige, die in den USA die meisten Studentenschulden hat. Angesichts der bevorstehenden Wiederaufnahme der Schuldrückzahlungen und der anhaltenden Inflation in Verbindung mit einem schwächelnden Arbeitsmarkt stellt das Research-Team von FlowBank die tatsächliche Widerstandsfähigkeit der Apple-Kunden in Frage.
Vor dem Hintergrund der vielen Herausforderungen ist es gemäss FlowBanks Research-Team eine Überlegung wert, den Gewinn mitzunehmen, bevor es potenziell zu spät ist. Denn es könnte sein, dass Apples Bewertung künftig wieder sinkt – und zwar dann, wenn klar werde, dass das Unternehmen zu schnell gewachsen sei. Erst um 2019 explodierte die Bewertung, davor befand sich Apple auf einem normalen Wachstumspfad.