Im Einkaufs- und Freizeitverhalten ändert sich einiges – Teuerung, Energiekosten und Krankenkassenprämien schränken bisherige Spielräume ein.
Was Schweizerinnen und Schweizer in diesen Tagen am meisten beschäftigt, haben wir kürzlich mit dem aktuellen Sorgenbarometer 2022 vorgestellt. Ein Blick ins Haushaltsbudget verschiedener Bevölkerungsgruppen zeichnet ein weiteres Stimmungsbild in eher düsteren Farben.
Teuerung, gestiegene Energiekosten und Krankenkassenprämien treffen nicht alle gleich hart. Menschen mit tieferen Einkommen geraten jedoch zunehmend in Nöte, auch in der Schweiz. Und zahlreiche Personen mit mittleren Einkommen sind gezwungen, ihre Konsumgewohnheiten zu überdenken und sich mehr oder weniger stark einzuschränken. Fast jede vierte Person erwartet eine Verschlechterung ihrer persönlichen finanziellen Situation.
Eine repräsentative Umfrage von Comparis zeigt eine Stimmung, die sich deutlich eingetrübt hat.
Schweizerinnen und Schweizer sorgen sich wegen gestiegener Preise
Noch nie in den vergangenen sechs Jahren waren die Schweizerinnen und Schweizer im Dezember so pessimistisch gestimmt für das neue Jahr wie 2022. Satte 27.5 Prozent der Erwachsenen erwarten eine Verschlechterung ihrer finanziellen Situation im angebrochenen neuen Jahr.
Bei Personen mit einem monatlichen Bruttohaushaltseinkommen von bis zu 4’000 Franken gehen sogar 41.8 Prozent von einer Verschlechterung aus. Bei 4’000 bis 8’000 Franken sind es 28.1 Prozent auch bei Einkommen über 8’000 Franken immer noch 21.0 Prozent.
Vor allem Personen mit tiefen Einkommen geraten in Schwierigkeiten
Menschen mit tiefen Löhnen werden von den verschiedenen Bewegungen an der Preisfront besonders hat getroffen und sind ensprechend pessimistisch. Einschränken müssen sich jedoch auch viele Menschen mit höheren Einkommen. Letztere auch deshalb, weil bei den allgemeinen Teuerungsschüben zusätzlich höhere Mieten oder Hypothekarzinsen eine Rolle spielen können. Eine aktuelle Studie belegt, dass bereits ein Viertel der Wohneigentümer sich Sorgen um die finanzielle Existenz macht, MoneyToday.ch hat berichtet.
Volle 13 Prozent der Erwachsenen mit einem Einkommen bis 4’000 Franken geben an, dass das Geld vorne und hinten nicht reicht. Hier haben Besserverdienende mehr Spielraum, bei 4’000 bis 8’000 Franken sind es 3.6 Prozent, bei über 8’000 Franken nur 1.1 Prozent.
Weitere 49 Prozent der Tieflöhnerinnen und Tiefllöhner müssen auf jeden Franken schauen und sich stark einschränken, um alle Rechnungen bezahlen zu können. Auch bei Menschen mit höheren Einkommen sind es jedoch 27.2 Prozent (4’000 bis 8’000 Franken) beziehungsweise 6.3 Prozent (über 8’000 Franken), welche auf ihre Ausgaben achten und sich stärker einschränken müssen.
Krankenkassenprämien und steigende Mieten als Stimmungskiller
Als Hauptgrund für ihre pessimistischen Finanzaussichten nennen die Befragten mit 75.5 Prozent hauptsächlich die stark gestiegenen Krankenkassenprämien (Vorjahr: 37.1 Prozent). An zweiter Stelle folgen die steigenden Preise für Miete beziehungsweise Hypotheken mit 38.1 Prozent (Vorjahr: 14.8 Prozent). Diese beiden Quoten haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.
Weitere 14.9 Prozent befürchten, dass ihre Kapitalanlagen an Wert verlieren werden (Vorjahr: 10.1 Prozent), was zusätzlich die Spielräume einschränken kann.
Am stärksten spüren Schweizerinnen und Schweizer die hohen Energiepreise
Selbst die nicht pessimistischen Befragten spüren die aktuell steigende Teuerung. 71.2 Prozent der Befragten geben an, die Inflation in ihrem Haushaltsbudget stark bis sehr stark zu spüren. Am deutlichsten zeigt sich die Inflation bei den Heizenergiepreisen: 71.2 Prozent spüren die gestiegenen Preise hier stark bis sehr stark. Dass die Ferien teurer geworden sind, spüren 54.7 Prozent sehr beziehungsweise stark, bei den gestiegenen Preisen für finanzielle Dienstleistungen sind es 53.7 Prozent.
Tatsächlich waren die Heizenergiepreise im November 2022 fast 50 Prozent höher als im Vorjahr. Auch im Feriensegment gab es satte Aufschläge wie zum Beispiel im Luftverkehr mit 23.8 Prozent, bei Treibstoffpreisen mit einem Plus von 10.8 Prozent sowie Pauschalreisen mit einer Verteuerung von 10 Prozent.
Folgen der Inflation: Schweizerinnen und Schweizer wollen weniger konsumieren und mehr sparen
Aufgrund der Teuerung wollen 52.6 Prozent der befragten Personen mehr sparen und weniger konsumieren. Das gilt besonders für die italienischsprachige Schweiz, im Tessin verfolgen 70.1 Prozent diesen Plan. In der französischsprachigen Schweiz sind es 41.1 Prozent und in der Deutschschweiz 55.2 Prozent.
Auf grössere Anschaffungen wie zum Beispiel Möbel und Auto will mit 50.9 Prozent gut die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer verzichten. Dafür wollen 13.4 Prozent verstärkt in Fonds und Aktien investieren.
Wenn gespart werden muss: Auf Unnötiges verzichten und günstiger einkaufen
Wenn Schweizerinnen und Schweizer sparen müssen beziehungsweise zu wenig Geld haben, dann wollen 72 Prozent auf unnötige Ausgaben und Spontankäufe verzichten. Danach folgt ein finanziell bewussteres Einkaufsverhalten: 64.4 Prozent nutzen wenn immer möglich Aktionen mit Rabatten, 51.4 Prozent vergleichen die Preise verschiedener Anbieter genau und kaufen das günstigste Angebot und 46.7 Prozent shoppen beim Discounter.
In der italienischsprachigen Schweiz geben 52.9 Prozent zudem an, im Ausland einzukaufen. In der gesamten Schweiz tun das 23.8 Prozent, in der französischsprachigen Schweiz 26.9 Prozent und in der Deutschschweiz 20.9 Prozent.
Die Teuerung liegt in den Nachbarländern bisher deutlich höher als in der Schweiz. Dennoch scheinen die Preisdifferenzen weiterhin den Sprung über die Grenze zu rechtfertigen, Einkaufen im Ausland gehört bei Menschen in eher grenznahen Wohnorten mit zu den bevorzugten Möglichkeiten, um das Haushaltsbudget zu entlasten.
Frauen sorgen sich stärker wegen Klimawandel und Teuerung als Männer
Die Inflation weltweit und in der Schweiz sowie der Klimawandel beschäftigt die Befragten am meisten. Jeweils deutlich über 60 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer machen sich deswegen starke beziehungsweise sehr starke Sorgen. Knapp danach folgen mit 59.5 Prozent die weltweiten Lieferengpässe. 57.9 Prozent liegt die drohende Energie-Mangellage mit ihren möglichen Auswirkungen auf dem Magen. Mit 34.7 Prozent bereitet immer noch etwas mehr als einem Drittel der Befragten die Pandemie Sorgen.
Über die fünf Phänomene hinweg machen sich Frauen mehr Sorgen als Männer. Insbesondere beim Klimawandel (sehr starke beziehungsweise starke Sorgen: Frauen 73.5 und Männer 63.3 Prozent) und bei der Energie-Mangellage in der Schweiz (Frauen 63.8 und Männer 52.1 Prozent) gibt es einen klaren Geschlechterunterschied. Das heisst nicht, dass Frauen ängstlicher sind, es kann ebensogut bedeuten, dass Männer diesen beiden Phänomenen zu sorglos gegenüberstehen.
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