Ist der Puls der Bank Cler anders getaktet, seit CEO Mariateresa Vacalli übernommen hat? Ist Zak ein Sorgenkind der Bank oder eine Erfolgsgeschichte? Warum wird die digitale Kompetenz für die Basler Kantonalbank bei der Bank Cler aufgebaut und nicht umgkehrt – und welche Rolle spielt dabei das Innovation Lab Keen? Ruedi Maeder hat sich mit Mariateresa Vacalli nach ihren ersten zweihundert CEO-Tagen ausführlich unterhalten.
Die Bank Cler sagt «Zeit, über Geld zu reden», wir sagen: Zeit, über Sie zu reden und fragen: Wer ist Mariateresa Vacalli?
Ich bin eine gebürtige Tessinerin, die in Zürich wohnt und in Basel arbeitet. Meine Ausbildung als Ingenieurin habe ich an der ETH absolviert und in meiner beruflichen Laufbahn mehr als 20 Jahre Erfahrung im Retail-Business, Technologien und Business Transformationen gesammelt. Ich bin eine Umsetzerin, die gerne Entscheide trifft, neues ausprobiert, out of the box denkt und mit Leidenschaft und Freude mit Menschen zusammenarbeitet.
Sind Sie eher die Macherin hinter den Kulissen oder mögen Sie die Rolle im Rampenlicht?
Ich würde sagen beides. Ich arbeite gerne im Team und muss nicht immer im Rampenlicht stehen. Es gibt aber Zeiten, da ist es notwendig, dass ich als CEO mein Gesicht und Präsenz zeige. Das wird von den Kundinnen und Kunden ebenso erwartet wie von den Mitarbeitenden.
In der Regel kommt diese Frage nach hundert Tagen, wir machen die Zweihundert voll und fragen jetzt: Wie waren die ersten sieben Monate für Sie als CEO der Bank Cler?
Sehr intensiv aber auch sehr motivierend und spannend. Ich habe fast jede einzelne Mitarbeiterin und jeden einzelnen Mitarbeiter auf meiner Schweizer Tour getroffen. Dabei habe ich viele Themen aufgenommen und neue ins Rollen gebracht. Ich hatte natürlich den Vorteil, dass ich die Bank Cler und einige Kolleginnen und Kollegen durch meine Zeit als Chief Digital Officer bei der Basler Kantonalbank schon kannte. Dadurch hatte ich keinen Kaltstart und bereits ein existierendes Netzwerk.
Die Bank Cler hat kürzlich erklärt, worauf sie besonders stolz ist: «Unsere CEO ist eine Frau und vier unserer sieben Verwaltungsratsmitglieder sind weiblich». Macht Sie das auch stolz?
Ich glaube an gemischte Teams, in jeder Hinsicht. Wenn Männer und Frauen zusammen arbeiten, ist das eine Bereicherung, da mehrere Sichtweisen berücksichtigt werden. Dazu kommt, dass wir in der Schweiz sehr gut qualifizierte Frauen haben, die tolle Leistungen erbringen könnten, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt. Dass wir bei der Bank Cler diese Strategie konsequent umsetzen, macht mich stolz.
In der Schweiz haben wir sehr gut qualifizierte Frauen, die tolle Leistungen erbringen könnten, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt
Es war aber ein Mann, BKB-Konzernchef und VR-Präsident Basil Heeb, der letztes Jahr der Geschäftsleitung der Bank Cler in Sachen Autonomie, Einfluss und Aufgaben die Flügel massiv gestutzt hat – wie kommt’s?
Dazu habe ich eine andere Meinung. Wir haben im Konzern Funktionen zusammengefasst, um eine höhere Effizienz und Qualität für den Konzern zu erzielen. Die Bank Cler profitiert enorm von dieser Möglichkeit. Im Konzern ergeben sich für beide Banken Economies of Scale, die eine kleinere Bank nicht erreichen kann. Zum Beispiel bei Investitionen in Cybersecurity, Schulungsprogramme, IT Infrastrukturen, undsoweiter.
Auf der anderen Seite hat die Bank Cler die Rolle des digitalen Kompetenzzentrums für den Konzern übernommen. Wir bringen Themen wie Mobile Banking, Data Analytics oder Digital Assets für den Konzern voran. Die Zusammenarbeit im Konzern ist sehr gut und alle Meinungen werden berücksichtigt. Der Erfolg im Konzern ist der Erfolg von beiden Banken – sowohl von der BKB als auch der Bank Cler.
Mitte August 2019 ist die Geschäftsleitung der Bank Cler geschlossen zurückgetreten, Sie haben Anfang September als CEO übernommen – eher schwierige Umstände für einen guten Start, richtig?
Der Start war anders als es normal der Fall ist, aber trotzdem gut. Ich bin sehr gut bei der Bank Cler aufgenommen worden und ich denke, ich konnte den Mitarbeitenden, aber auch der Kundschaft und den Medien schnell aufzeigen, dass ich die Bank Cler erfolgreich durch die Transformation führen werde. Ich bin auf die Mitarbeitenden sehr stolz, wie sie mit dieser Situation umgegangen sind und wie sie voll motiviert weitergearbeitet haben.
Wir bringen Themen wie Mobile Banking, Data Analytics oder Digital Assets für den Konzern voran
Sie waren zuvor schon als Chief Digital Officer (CDO) der Basler Kantonalbank für die Digitale Transformation verantwortlich. Mit Ihrem Wechsel soll die digitale Kompetenz nicht mehr beim Mutterhaus BKB, sondern bei der Bank Cler aufgebaut werden, allerdings für den gesamten Konzern – das klingt nach Umweg, liegen wir falsch?
Neue Situationen, neue Wege. Mit mir als CEO der Bank Cler hat sich die Möglichkeit entwickelt, die digitale Transformation für den Konzern weiter zu führen – sogar noch schneller. Die Themen wie Mobile Banking mit unserer Smartphone-App Zak, Data Analytics und Digital Assets werden nun bei der Bank Cler für den Konzern weiterentwickelt und umgesetzt.