Das Point Zero Forum macht Zürich zur temporären Welthauptstadt von Digital Assets & AI in Finance.
Das Point Zero Forum, öffentliche, über die ganze Stadt verteilte Innovationssessions & Labcrawls sowie der erstmalig durchgeführte Fintech Hackathon SwissHacks – die Greater Zurich Area wurde diesen Frühsommer (oder vielleicht besser Jahreszeit-in-der-Sonne-und-warme-Temperaturen-nach-draussen-locken-sollten?) quasi zum FinTech-, RegTech-, DeFi, ESG- und KI-Hotspot der Welt. Das gemeinsame Ziel dafür verantwortlichen Organisationen, aber auch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mutet kühn und mutig an:
Lasst uns das Beste aus innovativen Technologien herausholen, um das Finanzökosystem der Zukunft neu zu gestalten: effizienter, wertschöpfender und integrativer.
Wurde dieses Ziel erreicht?
Für die eiligen Leser hier die Antwort in der gebotenen Kürze (TL:DR – kännsch?): Teils, teils, da geht in Zukunft wohl sogar noch mehr.
Für alle anderen hier ein paar Reflexionen zum Point Zero Forum. im zweiten Teil der Story dann Eindrücke von der Premiere von Swisshacks sowie ausgewählte Zitate von Protagonisten, Delegierten und (siegreichen) Hackern. Zu guter Letzt publizieren wir auch ein Interview mit Eva Selamlar, verantwortlich für den erstmalig durchgeführten Hackathon SwissHacks und Leiterin Financial Innovation Desk (FIND). FIND ist eine unabhängige Abteilung des Schweizer Staatssekretariats für Internationale Finanzfragen (SIF), ihrerseits Patronatsgeberin des Point Zero Forums.
Letzteres brachte bereits zum dritten Mal hunderte Vertreterinnen und Vertreter von Zentralbanken, Regulierungsbehörden, Hochschulen, Tech-Innovatoren, (Finanz-)Branchenführern und der Zivilgesellschaft aus der ganzen Welt zusammen.
«Das Point Zero Forum unterstreicht die gemeinsamen Bemühungen der Schweiz und Singapurs, FinTech-Innovationen voranzutreiben. Die Schweiz als führender globaler Finanzplatz bietet ein solides Umfeld für Finanzmarkt- und Aufsichtsbehörden, um mit FinTech-Innovatoren zusammenzuarbeiten. Auf der anderen Seite bringt Singapur mit seinem Schwerpunkt auf digitalen Technologien und seinen strategischen Initiativen unter der Leitung der Monetary Authority of Singapore (MAS) einen dynamischen Ansatz ein. Beide Seiten können viel voneinander lernen.»
Johs Höhener, FinTech Influencer of the Year
Point Zero Forum macht Zürich zur temporären Welthauptstadt von Digital Assets & AI in Finance
Auf der Agenda des von Elevandi und dem SIF gemeinsam ausgerichteten Events standen Dialog, Zusammenarbeit und Vernetzung. Elevandi ist eine gemeinnützige Organisation im Besitz der Notenbank von Singapore.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten an der Abstimmung von Politik-, Finanz- und Technologie-Initiativen und tauschen sich über Innovationen und Entwicklung zur Förderung von Finanz-Ökosystemen auf der ganzen Welt aus. Das Forum dient so auch als zentrale Plattform für die Förderung des strategischen Verständnisses und für die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor.
Die illustre Liste der Speaker und Podiumsgäste liest sich denn auch wie ein Who-is-who von Vordenkern und -machern im globalen Finanzuniversum. Dazu gehören hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der Technologie-Elite (unter anderen Nvidia, IBM, Amazon, Ant Group), des Finanz-Establishments (unter anderen HSBC, BNY, Goldman Sachs, J.P. Morgan, UBS, Zurich Insurance, Vontobel, Julius Bär), der Digital Asset Community (unter anderen Ripple, Cardano, Circle, Crypto.com) sowie Behörden wie der Internationale Währungsfonds, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die Asian Development Bank und fast alle wichtigen Zentralbanken der Welt.
Sie alle betonten die Wichtigkeit des Dialogs, um den nicht kleiner werdenden globalen Herausforderungen mit abgestimmten konstruktiven Beiträge zu begegnen.
Es braucht eine für Unternehmen tragbare Finanzierung der Transformation hin zu einer grüneren, nachhaltigen Wirtschaft.
Wir müssen trotz gegenteiliger Tendenzen aus den USA und Teilen der BRICS-Staaten weiterhin resolut für Multilateralismus einstehen.
Das Rahmenwerk für einen verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz und anderen Deep-Tech-Entwicklungen wie Quantum Computing muss auf eine breitere globale Akzeptanz stossen.
Im Rahmen der Konferenz, aber auch während des SwissHacks drehte sich vieles um Tools. Zum Beispiel für börsennotierte Unternehmen, um ihre Nachhaltigkeitsziele noch smarter zu erreichen durch skalierbare und umfassende Lösungen für eine zuverlässige Integration von ESG-Daten. Im Zentrum standen auch Finanzinnovationen mittels Künstlicher Intelligenz (KI) und skalierbarer APIs. Oder die Pflege verantwortungsvoller KI-Ökosysteme für Finanzdienstleistungen. Die Fortschritte bei Digital-Asset-Kategorien wie Tokenized Deposits, CBDCs und Stablecoins, die auch für etablierte Institute und institutionelle Investoren attraktiv sind. Es ging um eine vertiefte Auseinandersetzung mit den potenziellen Risiken und Anwendungen rund um Quantum Computing, insbesondere für die Cybersicherheit im Finanzsektor.
«Gerade vermeintlich "lästige" Themen wie das interne Weisungswesen, zum Beispiel für AML- oder KYC-Prozesse, bergen über KI-optimierte Knowledgetools nicht nur Effizienzsteigerungs-Potenziale sondern auch die Chance zur eigenen Profilierung gegenüber Kunden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Aufsichtsbehörden. Man muss es nur endlich angehen. Am Point Zero Forum habe ich die Bestätigung dafür erhalten.»
Eliane Gmünder, Gründerin von Compliance Ahead
Auf praktisch allen Bühnen und in den Workshop-Räumen erklang das Plädoyer für ein smarteres Ausbalancieren zwischen den Verheissungen und Risiken von technologiegetriebener Innovation für den Fortschritt. Ein Fortschritt, welcher die Bedenken der Menschen mit einbezieht, ohne ihn mit (europäisch geprägten) Regulierungsattributen zur Marginalität verkommen zu lassen.
«Die USA haben eine fast schon überbordende KI-getriebene Innovationslust mit den Tech-Giganten als Lokomotive, China hat aktuell die meistzitierten akademischen Fachartikel und die höchste Anzahl an Patenten, während Europa sich vor allem mit einer umfassenden Regulierung auseinandergesetzt hat. Go figure…»
Patrick Comboeuf, Studiengangsleiter "AI in Finance’" HWZ Hochschule für Wirtschaft
Imperative für eine makro- und mikrowirtschaftliche strategische Agenda für nachhaltigen Fortschritt
In den Gesprächen mit Speakern, Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Point Zero Forum sowie den sogenannten Labcrawls – über die ganze Stadt verteilte Fachveranstaltungen zum Beispiel bei Google, Dfinity Labs, Accenture oder diverser Crypto-Valley-Schwergewichte wie Inacta – wurde klar: Es braucht eine verbindlichere strategische Agenda, woran sich die sehr heterogenen Anspruchsgruppen orientieren und abarbeiten können. Das Gerüst muss dabei umfassen:
1. Vision Mutig, verbindlich und positiv konnotiert.
2. Collaboration Definiton von Regeln für eine erspriessliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen den Stakeholdern.
3. Execution Verständliche sowie gleichzeitg "verdaubare" Schritte für eine pragmatische Implementierung.
4. Flexibilität Situative Anpassungsfähigkeit, um Stillstand durch vermeintlich ungeklärte Grundsatzfragen geschickt zu umschiffen.
5. Impact Beharrliche Kommunikation und Schärfung der angepeilten Wirkung.
Und der wichtigste Teil:
6. Learning Die Bereitschaft zu kontinuierlichem Lernen.
Die Klammer darum ist ein "Future Positive"-Mindset, wie es Dr. Axel Weber, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bundesbank sowie der UBS in seinem Eröffnungsreferat ausführte:
«Die Wachstumsaussichten sehen besser aus, die Inflationsraten gehen zurück. Es gibt gute Gründe, optimistisch zu bleiben, auch wenn der Blick in die Glaskugel nie komplette Klarheit gibt. Unsere Widerstandsfähigkeit hat sich verbessert. Was auch immer passiert, wir haben gelernt, damit umzugehen. Und gerade FinTechs sollen sich weiter darauf konzentrieren, innovative Lösungen zu schaffen und nicht wie viele etablierte Vertreter unseres globalen Finanzökosystems zuerst vor allem Probleme zu bewirtschaften.»
In eigener Sache
Nach dem Point Zero Forum ist vor dem Singapore FinTech Festival. Zürich und die Schweiz geben den Stab des FinTech-, AI- und Digital Asset Hotspots diesen Herbst weiter an die südostasiatische Metropole Singapore. Im Rahmen einer von der HWZ Hochschule für Wirtschaft und Ti&m aufwendig kuratierten Studienreise erfahren Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus erster Hand, wie dynamisch sich das globale Finanzökosystem in diesen Breitengraden entwickelt und welche Marktchancen sich gerade für Schweizer Unternehmen dadurch bieten. MoneyToday.ch ist stolzer Medienpartner dieser Initiative.
Den zweiten Teil der Story zum Point Zero Forum mit Betrachtungen und Einsichten zum Hackathon SwissHacks finden Sie hier.
Der Autor:
Patrick Comboeuf (com)
Vordenker für digitale Themen in der Schweiz mit starkem Draht ins Silicon Valley. Ausgeprägtes Gespür für Entwicklungen, digitale Notwendigkeiten und Defizite. Patrick ist Associate Editor bei MoneyToday.ch und als Beobachter und Schreiber für unsere Redaktion unterwegs, um den Scheinwerfer auf Ereignisse und Protagonisten zu richten.
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