Jüngere investieren offensiver als Ältere, Männer sind stärker engagiert als Frauen – und: Geld und Banknoten unter der Matratze bunkern ist keine Mär.
Befragt nach den individuellen Gewohnheiten im Umgang mit Geld, steht bei den beliebtesten Anlageformen an dritter Stelle keine klassische Anlage, sondern eine eher risikoreiche Variante der Aufbewahrung.
In einer repräsentativen Studie geben immerhin 8 Prozent der Befragten zu Protokoll, dass sie viel oder sogar ihr gesamtes Geld zu Hause aufbewahren. Ob's wirklich unter der Matratze verwahrt wird, ist nicht überliefert, unter dem Teppich, zwischen Buchdeckeln oder im Kleiderschrank hinter den Socken geht auch, wenn kein Tresor verfügbar ist. Dennoch erstaunlich, dass gut jeder oder jede Zwölfte glaubt, in den eigenen vier Wänden einen beträchtlichen Teil oder sogar das gesamte Vermögen sicher verwahren zu können. Weitere 21 Prozent denken diversifizierter, aber auch sie haben mittelgrosse Beträge in bar zu Hause.
Welche Anlageformen sind bei Schweizerinnen und Schweizern beliebt?
Der Vergleichsdienst Moneyland hat 1'500 Schweizerinnen und Schweizer gefragt, wie viel Geld sie in welche Anlageformen stecken. Die folgende Tabelle zeigt, was bei Anlegerinnen und Anlegern gut ankommt.
Auf die nicht unbedingt überraschenden herkömmlichen Arten, Geld zu halten, folgt die Vorsorge: 65 Prozent geben an, dass sie Geld bei einer Pensionskasse investiert haben. Ebenfalls je über 50 Prozent der Bevölkerung haben in 3a-Vorsorgefonds oder Wertschriftenlösungen sowie Sparkonten der dritten Säule eingezahlt. Besonders die Vorsorgefonds und Wertschriftenlösungen haben im Vergleich zum Vorjahr an Beliebtheit gewonnen. «Das dürfte vor allem am Tiefzinsumfeld liegen», meint der Moneyland-Geschätsführer Benjamin Manz. «Zudem machen Vorsorge-Apps das Investieren in die dritte Säule immer einfacher und oft auch günstiger.»
Schweizer Aktien haben gegenüber ausländischen Titeln bei der Bevölkerung weiterhin Vorsprung: 27 Prozent der Befragten geben an, dass sie in Schweizer Titel investieren. Ausländische Aktien befinden sich im Portfolio von 22 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer.
Kryptowährungen legen zu und auch Gold steht hoch im Kurs
Bitcoin & Co. sind 2022 mit insgesamt 18 Prozent noch einmal wesentlich beliebter geworden. Besonders andere Kryptowährungen als der Bitcoin, also Altcoins, werden im Vergleich zum Vorjahr viel häufiger fürs Investieren genutzt. Kryptowährungen scheinen bei einer breiteren Anlegerschaft angekommen zu sein.
Mittlerweile hält auch über ein Viertel der Bevölkerung (26 Prozent) Gold als Anlage. «Das dürfte eine Reaktion auf die weltweite Inflation sein», kommentiert Manz. «Gold gilt für viele Anleger immer noch als Schutz gegen Inflation.» Aktuell besitzen somit fast so viele Schweizerinnen und Schweizer Gold wie Schweizer Aktien (27 Prozent). Ähnlich wie bei Bargeld sagen allerdings die meisten Personen, die Geld in Gold investiert haben, dass sie nur mit kleinen Beträgen dabei sind. Dasselbe gilt auch bei anderen Edelmetallen.
Ist Investieren eher Männersache?
Männer geben bei allen Anlageformen öfter als Frauen an, dass sie Geld investiert haben. Insbesondere Fonds sowie Aktien sind bei Männern überdurchschnittlich beliebt. So sagen beispielsweise 31 Prozent der Männer, dass sie in ETFs investieren. Bei den Frauen sind es lediglich 18 Prozent.
«Es ist jedoch denkbar, dass Frauen in den kommenden Jahren aufholen werden», sagt Analyst Raphael Knecht von Moneyland. «Aktuell gibt es verschiedene Bewegungen, die speziell Frauen dazu motivieren, ihr Geld zu investieren.»
Mit ansteigendem Alter sinkt die Bereitschaft zum Investieren
Personen über 49 Jahre investieren tendenziell weniger: In fast allen Kategorien geben die Befragten in der Altersgruppe von 50 bis 74 Jahre unterdurchschnittlich oft an, dass sie Geld angelegt haben. Besonders markant ist es beispielsweise bei den Kryptowährungen: Nur 6 Prozent der über 49-Jährigen haben in Bitcoin investiert. Im schweizweiten Durchschnitt über alle Altersgruppen sind es 18 Prozent.
Lediglich bei den Immobilien sagen mit 40 Prozent etwas mehr ältere Menschen als jüngere, dass sie investiert haben. Zum Vergleich: Im gesamthaften Durchschnitt sind es 35 Prozent. «Immobilien sind Anlagegüter, die als Wohnobjekte auch einen Nutzen haben, ohne dass man sie verkaufen muss», kommentiert Manz. Es sei also denkbar, dass viele ältere Schweizerinnen und Schweizer ihre eigene Immobilie bewohnen. Dazu kommt: «Viele jüngere Personen können sich die Investition in Immobilien wegen des grossen Kapitalbedarfs auch gar nicht leisten.»
Wie investieren Millionäre?
In vielen Bereichen, darunter Aktien, Immobilien und Fonds, investieren Personen mit mehr als 500’000 Franken Vermögen markant häufiger als der Rest der Schweiz. Bei den befragen Gruppen mit mehr als 1 Million Vermögen ist nochmals ein Sprung nach oben zu sehen.
Das dürfte mit den erweiterten Spielräumen zusammenhängen, mit der wachsenden Erfahrung und auch mit der Notwendigkeit zum Diversifizieren. Die steigende Investitionsfreude mit wachsendem Vermögen ist bei fast allen Anlageformen zu beobachten. Besonders augenfällig zum Beispiel bei ausländischen Aktien: 71 Prozent der Millionäre geben an, dass sie in ausländische Aktien investieren. Unabhängig vom Vermögen sind es in der Schweiz durchschnittlich nur 22 Prozent.