Warum ist Pia Rutschmann über Nacht zur meistgesuchten Rechnungsempfängerin der Schweiz geworden? Mit unserem Artikel von gestern haben wir Licht ins Dunkel gebracht.
Damit wäre alles gesagt – dachten wir. Falsch gedacht. Der Artikel hat dazu geführt, dass unsere Redaktion einen weiteren Tag aktiven Kundensupport für die UBS übernehmen durfte – zahlreiche Leserinnen und Leser waren unsicher, ob sie richtig reagiert hätten und wollten das schlüssig geklärt haben. Mit uns.
Wir können nur gute Noten vergeben
Stellvertretend für viele andere Anrufe, das Ergebnis eines reizenden Gesprächs mit einer Leserin aus Bischofszell, geführt kurz nach sieben Uhr abends:
Die UBS-Kundin gab zu Protokoll, dass ihr 94-jähriger Vater als Besitzer eines grossen Gartens "fast vom Sessel gefallen und erbleicht wäre", in Anbetracht der Höhe der Rechnung des Gärtners. Grosser Garten hin oder her, knapp viertausend Franken sind schon der Hammer. Die pragmatische Tochter wunderte sich vor allem, warum ihr Vater einen Gärtner aus Biel für die Gartenpflege in der Ostschweiz engagiert hatte.
Gemeinsam hätten sie dann herausgefunden, so die Leserin, dass die Rechnung nicht für ihren Vater, sondern für Pia Rutschmann in Rorschach bestimmt wäre. Ein Versehen der Bank beim Versand eben, sagten sich die beiden, richtiger Kontoauszug, falsche Rechnung, halb so schlimm, kann vorkommen.
Vater und Tochter verfassten einen sehr netten Brief an Pia Rutschmann, entschuldigten sich, dass sie versehentlich ihre Post gelesen hätten und brachten Brief und Rechnung zur Post.
Etwa die Hälfte der Anrufer auf unserer Redaktion, es waren nicht wenige, ist genau diesem Beispiel gefolgt und hat dafür gesorgt, dass Pia Rutschmann zur fehlgeleiteten Rechnung und Gärtner Robert damit auch zu seinem Geld kommt. – Ziemlich grossartig, oder!?
Die versprochene Charme-Komponente in der Causa Pia Rutschmann
Diese Reaktion hat nun wirklich einen gewissen Charme. Und dieses Verhalten enthält auch eine Moral: Schustert die Post oder verwirrt eine Bank ihre Kundinnen und Kunden, bringen die erstaunten Rechnungsempfänger von sich aus die Dinge umsichtig wieder ins Lot. Sie werfen die vermeintlich falsch versendete Rechnung nicht einfach weg, sie betreiben Aufwand, formulieren freundliche Begleitbriefe und: Pia Rutschmann bekommt Post.
Das will uns sagen: Auf viele Schweizerinnen und Schweizer ist Verlass, die tun das Richtige. Die Pöstler in Rorschach ziemlich sicher auch, die kennen inzwischen Pia Rutschmann und werden die netten Briefe an die UBS weiterleiten.
Zur Information hier nochmals Klartext
Die Rechnung im Bild unten ist ein Muster für die neue QR-Rechnung. Sie braucht weder bezahlt noch weitergeleitet zu werden, es ist kein Irrläufer, nur ein Muster, verschickt von Banken zur Information ihrer Kundinnen und Kunden. Die QR-Rechnung ist der Ersatz für die bisherigen Einzahlungsscheine, erkennbar am QR-Code mit Schweizerkreuz im Zahlteil der Rechnung. Dieser Zahlteil sieht aus wie ein Einzahlungsschein, was er auch ist. Er kann einfach mehr als seine Vorgänger – er funktioniert wie ein bisheriger Einzahlungsschein oder auch sehr viel digitaler, je nachdem, was ein Rechnungsempfänger sich wünscht.
