Die Idee einer nationalen Kryptowährung ist in verschiedenen Ländern schon länger im Gespräch. Schweden denkt über die E-Krone nach, Estland über den Estcoin, Grossbritannien, Russland, Thailand und weitere Staaten sind ebenfalls am Ball und auch in der Schweiz ist die Idee des Krypto-Frankens in der Diskussion.
Bei diesen Überlegungen geht's nicht um einen volatilen Bitcoin mit Länderflagge, vielmehr um eine stabile digitale Variante der bestehenden Fiat-Währung. Stünde im Falle der Schweiz die Nationalbank hinter der digitalen Währung, wäre das nicht ein "normaler" Stable Coin, vielmehr die vertrauenwürdige, stabile und elektronische Variante des Schweizer Frankens. Die digitale Variante würde 1:1 dem Wert der Fiat-Währung entsprechen, sichergestellt durch die Nationalbank.
Zustimmung aus der Finanzbranche
Eine faszinierende Vision, die Möglichkeiten der Fiat-Währung durch eine digitale Variante massiv zu erweitern, welche den aktuellen Technologien und auch Anforderungen Rechnung trägt. Deshalb haben sich verschiedene Exponenten aus der Finanz- und Bankenwelt für den nationalen Krypto-Franken ausgesprochen. Die Fintechrockers haben bereits im März 2018 einen konkreten Vorschlag zum Thema vorgelegt. Rückenwind gab's auch von Romeo Lacher, VR-Präsident SIX, der für die Einführung des E-Frankens plädiert.
Krypto-Franken im Doppelpack
War bisher der Krypto-Franken für die Schweizerische Nationalbank (SNB) kein Thema, kommen nun erste Antworten aus der Privatwirtschaft, konkret aus dem Crypto Valley. Gleich zwei Startups und Krypto-Unternehmen lancieren ihre Version des Krypto-Frankens. Diese gehen nicht als die nationale digitale Variante des Schweizer Frankens durch, welche durch eine Zentralbank abgesichert und geschützt ist, aber immerhin: die Anbindung an oder die Unterlegung durch den Schweizer Franken sollen Stabilität schaffen und dem neuen digitalen Franken den Makel der unberechenbaren Volatilität nehmen.
Lancierung im Stundentakt
Beide Initianten, die Startups Smart Valor sowie Swiss Crypto Tokens, nehmen für sich in Anspruch, das jeweils erste Unternehmen zu sein, das mit einem digitalen Franken den Markt überrascht. Eine Diskussion, die glücklicherweise gar nicht geführt zu werden braucht – liegen zwischen der Lancierung der beiden Projekte wenige Stunden, dann sind eben beide die Ersten, Letzte sind in diesem Stakkato nicht vorgesehen.
CHFt, der Swiss Franc von Smart Valor
Das Projekt des digitalen Frankens, der auf den Namen CHFt hört, kommt von Smart Valor. CHFt ist ein Token ("Tokenized Swiss Franc"), der durch den Fiat-Franken unterlegt ist. Wie Smart Valor-CEO Olga Feldmeier bekannt gibt, steht das Projekt aktuell noch auf der Startbahn, konkrete Pläne und Verhandlungen sollen jedoch weit gediehen sein.
Olga Feldmeier beschreibt den Nutzen ihres Projekts mit folgenden Worten:
Mit der CHFt-Lösung führen wir einen Infrastruktur-Layer für Krypto-Assets ein, der einen immensen Wert für das Ökosystem digitaler Assets schafft – Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks, das Legitimität und Compliance in der Welt der digitalen Assets fördert
XCHF, der Crypto Franc von Swiss Crypto Tokens
Das Startup Swiss Crypto Tokens, eine Tochter der Bitcoin Suisse, nennt seinen Crypto Franc XCHF. Der an den Schweizer Franken gekoppelte Stable Coin (ERC-20-Token) soll nach Angaben der Initianten auf der Ethereum-Blockchain ausgegeben werden:
"Der Crypto Franc ist eine Anleihe mit einer Laufzeit von einem Monat und einer Erneuerungsklausel. Jeder Blockchain-basierte Bond-Token kann bei Fälligkeit für einen Schweizer Franken (CHF) eingelöst werden, wodurch eine 1:1-Beziehung zwischen XCHF und CHF (1 XCHF = 1 CHF) entsteht."
Swiss Crypto Tokens ist bereits auf der Rollbahn und will mit der Emission von 10 Millionen Crypto Franc-Einheiten am 1. November 2018 starten.
Niklas Nikolajsen, VR-Präsident von Swiss Crypto Tokens, zum Nutzen des Crypto Franc:
Der Hauptzweck des Crypto Franc besteht darin, als Liquiditätsinstrument für das Schweizer Blockchain-Ökosystem zu dienen
Bewegung in der Krypto-Szene
Konkret sogar unerwartet viel Bewegung im Bereich des Krypto-Frankens, der nun gleich in zwei Ausführungen in jeweils unterschiedlicher Ausprägung den Markt überrascht. Liquiditäts-Instrumente für Blockchain, Ökosysteme und digitale Anwendungen. Hatte die Schweiz bisher keinen Krypto-Franken, sind's oder werden es nun gleich zwei.
Anwendungen und Anwender sowie Nutzen und Einsatzbereiche sind mehr oder weniger konkret umrissen, die nächsten Wochen werden zeigen, wohin die Reise geht.
Gut möglich auch, dass im Zuge der generellen Überlegungen, die weltweit von Zentralbanken angestellt werden, über kurz oder lang auch die Schweizerische Nationalbank der Idee des Krypto-Frankens positive Seiten abgewinnen kann. Das wäre dann die Geburtsstunde des offiziellen, nationalen, digitalen Swiss Franc, der unbestreitbare Vorteile bringen kann.