Die Apple Card gibt's in den USA schon länger, das Sparkonto dazu mit dem Kampfzins-Angebot von 4.15 Prozent seit April 2023. Die Apple Card soll nach Umfragen bisher um die 7 Millionen Nutzerinnen und Nutzer gefunden haben, das Potenzial ist jedoch ungleich grösser. Jedes neue Finanzangebot hilft mit, die Apple Card in weitere Märkte hinauszutragen.
Apple schwingt mit iPhones gegenüber anderen Smartphone-Herstellern in den USA mit einem Marktanteil von 52.7 Prozent weit obenauf – Tendenz weiterhin steigend. (Quelle: Statista, Februar 2023). Noch interessanter ist eine andere Zahl aus der Befragung Spring 2023 Survey von Piper Sandler: 87 Prozent der Teenager in den USA nutzen ein iPhone von Apple und 88 Prozent benennen das iPhone auch als ihr nächstes Smartphone.
Das heisst konkret: Apple dominiert den Gesamtmarkt der Smartphones mit grossem Vorsprung und hat zudem bei jungen Kundengruppen eine extrem hohe Verbreitung und damit eine unangefochtene Spitzenstellung. Das iPhone öffnet Apple den Zugang zu sämtlichen Nutzerinnen und Nutzern. Wer Apple Pay, die Apple Card, das Buy-Now-Pay-Later-Programm oder das neue Sparkonto noch nicht in seiner Wallet hat, kann von Apple jederzeit und immer wieder motiviert werden, sein iPhone doch gelegentlich aufzurüsten und noch vielseitiger zu machen. Das Zuschalten neuer Services im iPhone funktioniert bei Apple sehr schnell, einfach und komfortabel.
Generation Z ist die spannende Zielgruppe von heute und von morgen
Wichtig zu wissen: die Apple Card funktioniert in den USA mit Familienfreigabe, sofern die jüngsten Teenager eben gerade noch zu jung sind für eine eigene Karte und ein eigenes Konto.
Sind 87 Prozent der jungen Menschen mit ihrem iPhone bereits an Bord der Apple Community, verschafft das dem Big Tech eine komfortable Ausgangslange mit hervorragenden Zukunftsaussichten. Auch und gerade für Angebote im Finanzbereich.
Der Big Bang mit 4.15 Sparzinsen bleibt nicht ohne Wirkung
Im April 2023 hat Apple seine Community überrascht – und US-Banken unter Druck gesetzt – mit dem neuen Angebot des Sparkontos mit 4.15 Prozent Zinsen. In der Ankündigung hat der Techgigant selbstbewusst vorgerechnet, dass der eingeräumte Zins mehr als dem Zehnfachen des nationalen Durchschnitts entsprechen würde. Ein klarer Angriff auf die Sparzins-Politik klassischer Banken.
Wie sich dieser Hammerzins auf dem neuen Sparkonto refinanzieren lässt, hat Apple nicht gesagt. Das interessiert allerdings auch niemanden aus den profitierenden Kundengruppen, die konkurrenzierten Banken hingegen schon, die Geldabflüsse befürchten.
Apple hat bei der Lancierung das neue Sparkonto ins beste aller Lichter gerückt – zum Beispiel mit den Hinweisen, dass das Angebot ab sofort für alle und unbeschränkt gilt, ohne Mindestguthaben oder Mindesteinlage, frei von Gebühren und bis zu einer Grenze von 250'000 US-Dollar. Und, für Apple selbstverständlich, das Konto ist einfach und komfortabel handelbar über App und Wallet. Sparen, Geld ausgeben und zahlen, eingefahrene Zinsen kontrollieren – das funktioniert alles zentral auf dem iPhone über App und Wallet.
Das Angebot ist offenbar bereits in den ersten Tagen nach Lancierung gut aufgenommen worden. Apple selbst nennt wie gewohnt keine Zahlen, dafür hat das US-amerikanische Magazin Forbes mehrere "mit der Angelegenheit vertraute Quellen" angezapt und erste Trends in Zahlen publiziert.
Demnach wurden bereits am ersten Tag der Lancierung fast 400 Millionen US-Dollar auf die Sparkonten einbezahlt, nach vier Tagen soll knapp eine Milliarde zusammengekommen sein. Bis zum Ende der Einführungswoche sollen 240'000 Konten eröffnet worden sein.
Stimmen die Angaben, sind diese Zahlen beachtlich und dennoch nicht erstaunlich. Das Angebot von Apple trifft eine Stimmung, die Richard Crone, CEO und Gründer des Zahlungsunternehmens Crone Consulting, im Bericht von "Forbes" mit folgenden Worten zusammenfasst:
„Die Banken haben auf die Zinserhöhungen der Fed schnell mit höheren Hypotheken- und Autokreditzinsen reagiert, aber die Sparer haben kaum oder gar keine Erhöhung der traditionellen Bankeinlagen oder Sparkonten festgestellt“.
Crone beobachtet denn auch Abflüsse in andere Geldanlagen und auch in Richtung von FinTechs wie Apple.
Die längerfristigen Auswirkungen und mögliche Entwicklungen
Wie schon die Apple Card unterhält Apple auch das Sparkonto in Kooperation mit Goldman Sachs, welche als Bank im Hintergrund operiert. Diese Bank im Hintergrund hält für Apple auch in Zukunft alle Optionen offen, um mit weiteren Finanzdienstleistungen und Angeboten zu punkten.
Mit Apple Pay, Apple Cash, der Apple Card und dem neuen Sparkonto mit Höchstzinsen hat das Big Tech ein Paket geschnürt, das als sehr attraktiv und vor allem auch praktisch bezeichnet werden kann. Apple Pay Later, das ist das Buy-Now-Pay-Later-Programm, dürfte besonders bei jungen Zielgruppen gut ankommen. In diesem Segment verfügt Apple, wie bereits ausgeführt, über ein riesiges Reservoir an bestehenden und auch an möglichen neuen Kunden aus der Gruppe der Generation Z.
Apple hält sich bedeckt und hat bisher noch nie kommuniziert, ob und wann die bisher nur in den USA verfügbaren Services und Angebote auch in Europa lanciert werden sollen. In den USA ist Apple im Bereich der Smartphones der dominierende Anbieter, der Löwenanteil der Nutzerinnen und Nutzer verteilt sich jedoch dennoch über den Rest der Welt. Auch über Europa.
Gut möglich deshalb, dass Apple in Kooperation mit Goldman Sachs in den USA die Generalprobe für verschiedene heute schon bestehende und auch neue Finanzdienstleistungen durchführt. Sind diese Services reif für den Rest der Welt, ist auch der Markt Europa für Apple interessant. Das Big Tech wird in jedem Teil der Welt genügend Banken als Kooperationspartner finden, die sich gerne ihr Stück vom Apple-Kuchen abschneiden würden.