Finanz-Super-Apps

Wo steht die Apple Card nach fünf Jahren im Markt?

Die Apple Card, die Kreditkarte von Apple
Quelle: Apple

Apple ist auf dem Weg zur Finanz-Super-App, Friktionen gibt's allerdings auch. Wo die Apple Card steht und wie es weitergehen könnte.

Die Kreditkarte von Apple, die Apple Card, ist vor genau fünf Jahren mit Brimborium und Tamtam lanciert worden. Zum Start nur in den USA. Die Fachwelt war angetan von der Diva der Karten, geschmiedet aus Titan, und ging davon aus, dass die Apple Card bald auch über die USA hinaus die Welt erobern könnte.

Die Intention der geografischen Expansion war Teil der Karten-Strategie. Apple-CEO Tim Cook hat einen Monat nach der Premiere das Interesse von Apple unterstrichen, mit der Apple Card in weitere Länder zu expandieren. Allerdings, so Cook, aufgrund regulatorischer Vorschriften würde das Zeit in Anspruch nehmen. 

Das Big Tech scheint seine Strategie inzwischen geändert zu haben, die Apple Card ist auch nach fünf Jahren ausschliesslich in den USA zu haben. 

Die Entwicklung der Apple Card in den USA

Apple hat seine Kreditkarte laufend weiterentwickelt und die Apple Card ohne Jahresgebühren mit neuen Leistungen und Funktionen aufgewertet. Funktionen, die konsequent mit der App verbunden sind, weil: im Zentrum der Karte steht das iPhone. 

So lassen sich heute über das iPhone Zahlungen, Ausgaben, Apple Pay, Ratenzahlungen, Cashbacks, Sparkonten und Family Tools komfortabel verwalten.

Wie von Apple gewohnt, sind die persönlichen Finanzen im iPhone klar und übersichtlich organisiert. Dazu gehören auch einige aussergewöhnliche Features. Zum Beispiel weist Apple bei den monatlichen Kartenabrechnungen nicht nur den zahlbaren Mindestbetrag aus, sondern auch die hochgerechneten Zinsbelastungen, die durch kleine Rückzahlungen anfallen.

Aussergewöhnlich sind auch die Sparzinsen, die Nutzerinnen und Nutzern auf ihren Sparkonten (Savings) gutgeschrieben werden: aktuell 4.5 Prozent. Diese Sparkonten sind im April 2023 eingeführt worden und stehen ausschliesslich Apple-Card-Nutzern zur Verfügung. Ein gutes Vierteljahr nach der Lancierung meldete Apple die bereits erreichte Anlagesumme von 10 Milliarden Dollar.

Auch mit den hoch angesetzten Cashbacks setzt Apple Massstäbe. Zwischen 2 und 3 Prozent "Daily Cash" werden pro Kartenzahlung ohne Limitierungen direkt dem Konto gutgeschrieben. Dieses "tägliche Bargeld" beziffert Apple mit über 1 Miliarde US-Dollar, die letztes Jahr insgesamt an die Nutzerinnen und Nutzer der Apple Card zurückgeflossen und ausbezahlt worden sind.  

In der "US Credit Card Satisfaction Study" von JD Power sind die Apple Card und der Herausgeber Goldman Sachs 2023 zum dritten Mal in Folge als beste Co-Branding-Kreditkarte ohne Jahresgebühr im Hinblick auf die Kundenzufriedenheit ausgezeichnet worden.

Die Apple Card mit all ihren Leistungen scheint im Markt USA gut anzukommen und soll nach Aussagen von Apple auch laufend weiterentwickelt werden. 

Kommt die Apple Card auch in Europa und in anderen Märkten?

Zu diesem Thema schweigt Apple sich aus. Dieses Schweigen dürfte auch noch etwas andauern. Das Big Tech hat – unabhängig von regulatorischen Fragen – zuerst noch das Problem des Bankpartners zu lösen.

Für die Kreditkarte, Konten und banktypische Leistungen steht Goldman Sachs. Diese Kooperation wird 2025 auslaufen, weil sich die Erwartungen des Bankpartners nicht erfüllt haben. Goldman Sachs verdient mit dem Apple Deal kein Geld, sondern operiert offenbar massiv in der Verlustzone. 

Um mit der Finanz-Super-App und der Apple Card auf Dauer Erfolg zu haben, braucht Apple eine neue Strategie. Zum Beispiel könnte das Big Tech selbst zur Tech-Bank werden. Das ist allerdings wenig wahrscheinlich, diesen Schritt scheuen alle Big Techs. Oder Apple setzt auf Banking as a Service und bindet Finanzdienstleistungen als Embedded-Finance-Lösungen in die eigenen Systeme ein. Möglicherweise bleibt auch alles so wie bisher, einfach mit einem neuen Bankpartner. Dann müssten wahrscheinlich die Konditionen des neuen Deals überdacht werden, weil auf Dauer keine Bank nur von Reputationsgewinnen leben kann, das Engagement muss sich auch finanziell auszahlen.

Wie auch immer diese Zukunft aussehen wird, solange keine tragfähige Lösung definiert ist und keine solide Partnerschaft besteht, werden Apple Card und Sparkonten keine Expansionsreisen in Richtung Europa antreten.