FinTechs, InsurTechs oder RegTechs sind oftmals spezialisiert auf Technologien, welche gestandenen Grossunternehmen sofort einsetzbaren Nutzen bringen können.
Haben im B2B-Bereich die einen, was die anderen brauchen, ebnet das den Boden für Kooperationen auf Augenhöhe. Aktuelles Beispiel: die Zusammenarbeit von KYC Spider und Zurich Versicherungen.
Was hat KYC Spider?
Das Zuger RegTech ist spezialisiert auf Technologie, Tools und Prozesse rund um KYC (Know Your Customer) und AML (Anti Money Laundering), welche sich in die Compliance-Landschaft eines Unternehmens nahtlos integrieren lassen. Dabei bietet das Unternehmen gewissermassen einen Service à la Carte, ein Kunde nutzt genau die Leistungen, die er braucht – das Preismodell bleibt dabei transparent und leistungsabhängig.
Unternehmen wie Bitcoin Suisse, FCHB, Grand Casino Baden, Lykke, Neocredit, Yapeal und weitere nutzen die Services von KYC Spider.
Was braucht Zurich Versicherungen?
Der Abschluss von Lebensversicherungen erfordert nicht nur Beratung, er unterliegt auch Regeln. Für eine 3b-Sparversicherung war es bisher notwendig, dass die Identität des Versicherten mit einem offiziellen Ausweispapier des Kunden persönlich in einer Agentur bestätigt wird. Was generell ein verkaufshemmender Umweg sein kann, wird in Zeiten von Corona und Lockdown zur Hürde. Der Versicherer Zurich braucht deshalb einen digitalen ID-Check, der sich mit der Online-Beratung verbinden lässt.
Eine Kooperation mit drei Gewinnern
KYC Spider unterstützt neu die Zurich Versicherungen bei der digitalen Beratung und der digitalen Überprüfung der Identität der Kunden. Dadurch werden bei der Zurich Beratung und Abschluss von Lebensversicherungen, insbesondere 3b-Produkte, online möglich, ohne dass ein Kunde seine Wohnung verlassen muss. KYC übernimmt mit ihrer Technologie sämtliche digitalen Services, welche bisher bei der Versicherung gefehlt haben.
Zu den Gewinnern gehören die Zurich Versicherungen mit einem digitalen Beratungs- und Abschluss-Kanal, der sämtlichen Compliance-Anforderungen Rechnung trägt. Das Zuger RegTech profitiert, weil es neu ein Schwergewicht aus der Versicherungsbranche auf seiner Kundenliste führt.
Vor allem jedoch gewinnen die Kunden des Versicherers – sie dürfen während und auch nach Corona wählen, ob sie persönliche Beratung und Abschluss von A bis Z lieber analog mit Handschlag oder bevorzugt online und digital zu Hause vom Sofa aus haben möchen. Das bestätigen auch die ersten Erfahrungen von Kundenseite – KYC Spider-CEO Miki Vayloyan zum Thema:
Sandro Meyer, Leiter Leben und Mitglied der Geschäftsleitung von Zurich Schweiz, ist überzeugt, dass die Corono-Krise auch der Versicherungsbranche einen digitalen Schub verleihen wird. Millennials sind sich bereits gewohnt, auch komplexe Produkte rein digital zu kaufen, so Meyer, er sieht jedoch gerade bei den Generationen vor den Millennials ein wachsendes Bedürfnis:
Je länger die Einschränkungen dauern, während deren wir vor allem online kommunizieren und arbeiten, desto mehr Geschäfte werden Menschen über 30 Jahre künftig rein digital erledigen
Sandro Meyer geht davon aus, dass diese Verhaltensänderung auch nach dem Ende der Corona-bedingten Einschränkungen Bestand haben wird und er rechnet mit einer generell erhöhten Nachfrage nach digitaler Beratung und digitalen Abschlüssen im Bereich der Lebensversicherungen.
Gedanken einer Unternehmerin
Stehen Startups und Technologie-Unternehmen mit im Zentrum von Kooperationen, dann sind die Betrachtungen der Macherinnen und Macher interessant. Wir haben Miki Vayloyan drei kurze Fragen gestellt:
Was ist bei KYC Spider wichtig, wenn's um Kooperationen geht?
Für mich steht der User im Zentrum. Alles, was wir kreieren und entwickeln, baut Komplexität ab und schafft intelligente Strukturen. Wir sind immer in Bewegung in einem sich konstant wandelnden Prozess von Kundenbedürfnis und technologischer Veränderung. Gefragt sind Anwendungen und Lösungen, die agil sind, die einfach und sicher funktionieren. Unser Kunde Zurich ist nur ein Beispiel dafür, wie viel möglich ist, wenn der Bedarf erst akzeptiert wird.
Wer ist der ideale Kooperationspartner?
In einer immer vernetzteren Welt erwarten Kunden unkomplizierte Anwendungen, die logische Abläufe in einer simplen Anwendung integrieren. Wir brauchen Partner, die interessiert sind und zuhören. Im Vordergrund stehen schnell einsetzbare Lösungen, die laufend weiterentwickelt werden und dabei vor allem Anwendbarkeit aber auch den Datenschutz im Fokus haben. Vertrauen schaffen und pflegen gewinnt mit jeder technologischen Innovation an Relevanz.
Wie entstehen starke Lösungen?
Wir brauchen Denker, welche entschlossen die Dinge konstant aus einem anderen Blickwinkel betrachten, konsequent hinterfragen und Unsicherheiten aushalten. Die Lösung darf nicht sein, mit altem Framework Micro-Innovationspolitik zu betreiben und dem Kunden den alten Tanker mit neuem UI als modern zu verkaufen.
Es braucht eine radikale Betrachtung bestehender Prozesse, den Mut zum Neuen, das Setzen auf neue Infrastrukturen. Dazu gehören konstante Interaktion, der Dialog mit dem Endnutzer, Behörden, öffentlichen Stellen und weiteren Stakeholdern. Und vor allem auch eine grosse Offenheit, Hürden zu überwinden – auch interne.
Begehrlichkeiten und falsch verstandene Beharrlichkeit verhindern echte Innovationskraft. Heterogene Teams lösen alte Strukturen konsequent auf. Sie kratzen am Irrglauben, alles zu verstehen oder zu wissen und bringen die Fähigkeit mit, auch bei kleineren Fehlschlägen Veränderungen konstant weiter voranzutreiben.
Kooperationen zwischen Grossunternehmen und Startups werden zunehmen
Es gibt bereits zahlreiche fruchtbare Kooperationen zwischen FinTechs, InsurTechs, RegTechs und etablierten Grossunternehmen. Diese Art von Zusammenarbeit wird noch sehr stark zunehmen, weil der Entschluss zur Kooperation in der Regel einem pragmatischen und wirtschaftlichen Denkmuster folgt:
Hochspezialisierte Tech-Unternehmen fokussieren auf eine ebenso spezialisierte Technologie. Diese reifen Startups verfügen über Know-how, Produkte, Services und Anwendungen, welche in Qualität und Leistungen Massstäbe setzen. Deshalb gehören sie zu den Besten. Beispiele für solche Lösungen und Technologien sind, neben KYC Spider, unter vielen anderen:
Futurae Technologies mit einer modularen Authentisierungs- und Transaktionssignatur-Suite, welche als Vorreiter in Sachen einfache und sichere Logins für Kundenportale, E-Banking oder Mobile Banking gilt.
Ifinity mit einer Infrastrukturplattform für Vermögensverwalter und Banken, welche Geschäfts-, Compliance- und operationelle Prozesse digitalisiert und für Nutzer rasch, kondensiert, verständlich und personalisiert zugänglich macht.
Vereign, ein Startup, das in Zeiten von Identitätsdiebstahl und Phishing jedem Nutzer und Unternehmen ein verifiziertes digitales Selbst gibt, mit dem E-Mails aber auch Dokumente oder Sign-Ins einfach und sicher gemacht werden können.
Yapeal mit dem schnellsten Onboarding der Schweiz, das in Sachen Tempo, Komfort für Nutzer und Sicherheit neue Wege geht und Massstäbe setzt.
Die Leistungen solcher Spezialisten sofort nutzen zu können, ist für beit aufgestellte und diversifiziert ausgerichtete Grossunternehmen meistens sicherer und kostengünstiger im Vergleich zur Alternative der eigenen Entwicklung. Letzteres ist mit einem hohen Aufwand an Zeit, Geld und Ressourcen verbunden – für ein Tool oder eine Technologie, welche als sofort verfügbare beste Lösung bereits existiert. Intern mit hohem Effort eine zweit- oder drittbeste Lösung zu entwickeln, ist in mehrfacher Hinsicht oftmals nicht vertretbar.
Deshalb werden Kooperationen in verschiedenen Bereichen weiterhin zunehmen. Das Terrain ist deshalb geebnet, weil die einen schon haben, was die andern brauchen. Und weil sich jeder auf das konzentrieren möchte, was er am besten kann, passen Technologie und Lösungen herausragender Startups und Tech-Unternehmen hervorragend in die Wertschöpfungskette von Grossunternehmen.