Finanzierung

Tokenisierung: Ein neuer Weg, um Kapital zu beschaffen?

Allan Perrottet, Co-Gründer von TBô
Allan Perrottet, Co-Gründer von TBô (Bild: TBô)

Ja, sagt unser Gastautor, und liefert Argumente, warum diese neue Art der Finanzierung gerade für Startups mit Community-Ausrichtung funktioniert.

Für die Tokenisierung von Unternehmenswerten existiert in der Schweiz seit rund einem Jahr eine rechtliche Grundlage. Dass die Kapitalbeschaffung via Blockchain funktioniert, zeigt sich am Beispiel des Schweizer Startups TBô.

Kryptowährungen, NFTs und Metaverse – die Digitalisierung hat längst auch in der Finanzbranche ihren Einzug gefunden und lieferte jüngst mit dem NFT-Hype und dem Metaverse Raum für Spekulationen rund um die Zukunft von digitalen Vermögenswerten.

Dass die Digitalisierung auch Chancen zur Kapitalbeschaffung für Unternehmen bietet, zeigt sich in der Aktien-Tokenisierung. Damit ist die Umwandlung von Unternehmensaktien in tokenisierte Vermögensanlagen gemeint. Diese wiederum sind über die Blockchain handelbar und können auf der unternehmenseigenen Webseite bezogen werden.

Rechtsgrundlage durch DLT-Gesetz

Vor rund einem Jahr hat der Bundesrat mit der Verabschiedung des DLT-Mantelgesetzes eine weitere rechtliche Grundlage für die Tokenisierung von Unternehmensaktien in der Schweiz geschaffen. Davon profitiert hat das Schweizer Startup TBô. In den ersten vier Monaten hat der Menswear-Brand über 1 Million Schweizer Franken Investmentkapital durch die Tokenisierung aufgenommen.

Für die beiden Gründer Roy Bernheim und Allan Perrottet war diese Entscheidung naheliegend: «Unsere Community entscheidet, was wir wann und in welchen Mengen produzieren. Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich direkt an TBô zu beteiligen, war für uns der nächste logische Schritt», sagt Perrottet.

Doch wieso ist die Tokenisierung bei TBô auf eine so hohe Nachfrage gestossen? Den Grundstein für diesen Erfolg sieht Bernheim im partizipativen Geschäftsmodell:

«Consumer Facing Unternehmen, die ihre Konsumenten aktiv miteinbeziehen, haben einen wichtigen Vorteil, wenn sie ihre Unternehmensanteile tokenisieren möchten: Ihre Community ist es sich durch die Partizipation bereits gewohnt, mitgestalten zu können. Aus diesem Grund ist für sie die Entscheidung, sich auch am Unternehmen als Investor zu beteiligen, naheliegend.»

Chance für Startups

Neben dem passenden Geschäftsmodell bestand die Hauptabsicht in der Beschaffung von zusätzlichem Kapital. Dies mittels Tokenisierung zu tun, sei besonders attraktiv für Startups so Bernheim:

Die Tokenisierung eignet sich besonders für Unternehmen in der vorbörslichen Phase oder wenn ein Börsengang momentan keine Option ist

Ein weiterer Vorteil liegt im Wegfall von Fristen, Gebühren und weiteren Transaktionshemmnissen, die zu einem Effizienzgewinn führen.

Technische Umsetzung auf eigener Webseite und durch Partner

Die technische Umsetzung im Backend, um den Handel mit TBô-Tokens zu ermöglichen, erfolgte durch eine Zusammenarbeit mit dem Schweizer Unternehmen Aktionariat. Dieses hat eine Reihe von Tools entwickelt, die Unternehmen helfen, ihre Anteile zu tokenisieren. Hinzu kommt eine eigene App mit zahlreichen Funktionen, wie beispielsweise der Möglichkeit direkt in die Startups zu investieren. Aktionariat ist schweizweit das erste Unternehmen, das Unternehmen bei der Tokenisierung von Unternehmensanteilen unterstützt.

Die Tokenisierung ermöglicht es, Anteile an einem beliebigen Vermögenswert zu erwerben. Damit eröffnen sich Chancen in zahlreichen neuen Märkten. So wurden beispielsweise Kunstwerke, wie Picassos Gemälde “Fillette au béret”, tokenisiert. In der Schweiz ist es seit Inkrafttreten der neuen DLT-Gesetzgebung verhältnismässig ruhig um die Tokenisierung geblieben.

Diese neue Art der Kapitalbeschaffung bietet jedoch besonders für Startups wie auch für Investorinnen und Investoren grosse Chancen.

Der Autor: Allan Perrottet

Allan Perrottet, Co-Founder des Schweizer Startups TBô

Allan Perrottet ist Co-Founder des Schweizer Startups TBô.

Der gebürtige Fribourger verfügt über mehrjährige Expertise als Unternehmer in den Bereichen E-Commerce, Technologie und Blockchain.

Allan hat Volkswirtschaft an der Universität Fribourg studiert.