FinTechs und klassische Banken sichern sich mit 3a-Produkten, Smartphone Apps und tiefen Gebühren ein Stück vom Vorsorge-Kuchen – neu mit dabei: die Neo-Bank Yapeal.
Die Neo-Anbieter im wachsenden Markt der Vorsorge-Sparer operieren unterschiedlich in Lösungen und Strategie, mindestens zwei Punkte verfolgen sie alle gemeinsam: Vorsorgesparen mit der Säule 3a soll einfach und umkompliziert bleiben, in den Gebühren transparent und kostengünstig.
Das FinTech Viac hat hier die Rolle des Taktgebers – das Pionier-Startup hat vor drei Jahren dem leicht angestaubten Vorsorgesparen mit der Säule 3a ein neues Gesicht gegeben. Die digitale App, der Komfort und die spielerisch einfache Art von Sparen und Anlegen ist vom Markt und vor allem von der Zielgruppe der Jungen angenommen worden. Viac wächst weiterhin und macht eher grosse Schritte.
Seither sind mit Selma, Frankly (ZKB), Descartes Vorsorge und zuletzt Sparbatze weitere Anbieter dazugestossen, die in der Sparte der Neo-Vorsorge aktiv mitmischen. Mit Gebühren oder All-in-Fees, die sich in der Bandbreite zwischen 0,39 und 0,80 Prozent bewegen, je nach Anbieter und Strategie.
Neu im Spiel: Yapeal mit Y3A
Potenzial vorhanden für weitere Anbieter
In den letzten Jahren haben auch zunehmend junge Zielgruppen die Säule 3a als Investitions- und Spar-Vehikel entdeckt. Dazu haben die komfortablen und auch lustbetonten Funktionen der neuen digitalen Smartphone-Lösungen sicher beigetragen. Im Zentrum stehen jedoch andere Faktoren, von denen FinTechs und Neo-Banken mit smarten Lösungen profitieren.
Zum einen empfinden Junge Leistungen aus der 1. und 2. Säule mit zunehmender Tendenz als unsicher. Diese Unsicherheit wird verstärkt durch Medien und Info-Sendungen, welche in erhöhter Frequenz die Schwerpunkte Überalterung, Finanzierung 1. Säule, Umwandlungsätze 2. Säule thematisieren und dabei zu Resultaten kommen, die nicht unbedingt optimistisch stimmen.
Dass die Themen AHV und Altersvorsorge nicht nur Junge, sondern alle Altersgruppen beschäftigen, liegt auf der Hand. Dies wird auch bestätigt durch den aktuellen Sorgenbarometer 2020 der Credit Suisse. Nach dem dominierenden Thema der Corona-Pademie (51 Prozent) folgen an zweiter Stelle die Reform und Sicherung der Altervorsorge, welche 37 Prozent der Schweizer Bevölkerung Sorgen bereitet.
Der Anteil der 3a-Sparer ist in den letzten Jahren laufend gestiegen, insbesondere auch der Anteil der Frühsparer, welche bereits vor dem 25. Lebensjahr in die Säule 3a einzahlen. Diese Gruppe ist besonders interessant, der lange Anlagehorizont macht dauerhafte Beziehungen möglich.
Dennoch haben nach einer Studie von 2019 rund die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer noch kein 3a-Konto. Dazu kommt: Geld, das Ende des Monats auf dem Konto übrigbleibt, bringt nirgends Zinsen und muss deshalb irgendwie investiert werden muss. Die wachsende Quote der Kleinsparer ohne 3a-Konto, die ihr Glück autonom an der Börse versuchen, ist deshalb nur einen Schritt von der steuerbegünstigten Säule 3a entfernt.
Der Kuchen und Gesamtmarkt der Säule 3a dürfte auch in nächster Zeit nicht schrumpfen, das Potenzial bleibt gross und bietet weiterhin Raum für neue Anbieter mit intelligenten Lösungen.
Welche Anbieter haben Chancen?
Innerhalb und ausserhalb der Säule 3a all jene, die ihre neuen und bestehenden Kunden mit Lösungen und Angeboten überraschen, welche die ausgetretenen Pfade verlassen haben. Zu den ausgetretenen Pfaden gehören unter anderem komplexe oder schwer durchschaubare Produkte, die von vielen Kleinsparern oder jungen Zielgruppen nicht verstanden werden. Oder auch nicht transparente Gebühren, welche in einem wohl nachlesbaren, aber schwer verständlichen Mix von Teil- und Zusatzgebühren im Ergebnis und zusammengezählt zu hohen Kosten führen, welche die Rendite der Anleger empfindlich schmälern.
FinTechs und Neo-Banken haben in Sachen Komfort, smarten Funktionen, spielerischen und lustbetonten Investments und auch in der Transparenz der Gebühren vorgelegt. Klassische Banken teilweise auch. Diese Vorlagen sind erst der Anfang einer Entwicklung, welche zu weiteren Produkten und Tools führen wird, die breite Zielgruppen begeistern können. Eine Entwicklung, die von Neos und klassischen Finanzdienstleistern gemeinsam geprägt wird. Unabhängig vom Lager von jenen Anbietern eben, welche die Zeichen der Zeit zu deuten wissen und verstanden haben, was in Zukunft verkäuflich sein wird und was eben nicht.
Smartphone ist hip, freie Wahl ist hipper
FinTechs, Neo- und Challenger-Banken bieten ihre Lösungen und Apps fast durchwegs auf dem Smartphone an. Das ist hip und das ist schlau. Zumal alle Experten weiterhin unisono bestätigen werden: Mobile first. Stimmt, nur: Mobile only wird noch eine Weile auf sich warten lassen. Warum, zeigen die aktuellen Nutzungsstatistiken von Web- und anderen Services.
Noch schlauer ist deshalb, parall zum Smartpone dieselben Apps für die Nutzung auf dem PC zu tunen. Damit erobern sich Anbieter den Zugang zu jenem geschätzten Drittel der Bevölkerung, die alle ein Smartphone haben, dieses Smartphone für vieles, aus unterschiedlichen Gründen jedoch nicht für Bankgeschäfte nutzen: Monitor zu klein, Finger zu gross, irrationale Sicherheitsbedenken, generell zu "näggelig" (für unsere deutschen Leserinnen und Leser: mühsames Gefummel) oder schlicht PC schon offen und deshalb im Moment kein Umsteigen aufs Smartphone angesagt.
Devices werden im Laufe der Zeit weniger wichtig, weil Voice-gesteuerte Prozesse zunehmen werden. Bis es jedoch soweit ist, gehört es zu den guten Ideen, den Kunden nach individuellen Vorlieben und auch situativ die Wahl des Devices zu überlassen.