Yuh ist die neue App, die klassische Banken und Neo-Banken challengen will. Wie man klassische Banken in Bedrängnis bringen kann weiss Yuh deshalb, weil eine der Joint Venture-Partnerinnen, Postfinance, selbst eine Bank ist. Die zweite Partnerin, Swissquote, ist auch eine Bank, allerdings keine klassische, mehr ein FinTech mit Banklizenz und einer Handelsplattform für Wertpapiere und Kryptowährungen.
Gemeinsam haben Swissquote und Postfinance über eine gemeinsam gegründete Gesellschaft, die Yuh AG, am 11. Mai 2021 eine Neo-Bank lanciert. Wie man Neo-Banken challengen kann weiss Yuh deshalb, weil sie selbst eine ist. Nur: Yuh will alles Bestehende challengen – ist die App folgerichtig die aggressivere Form einer Neo-Bank, nämlich eine Challenger-Bank?
Eine Challenger-App als Wolf im Schafspelz?
Die App ist im Auftritt farbenfroh und in der Ansprache locker, flockig gestartet – von Aggressivität keine Spur. Auch in der Kommunikation gab's bisher keine Seitenhiebe auf bestehende Player, womit Challenger-Banken in der Regel nicht geizen, man hat sich schlicht und einfach auf das eigene Angebot konzentriert.
Im Angebot unterscheidet sich Yuh denn auch von (fast) allen anderen Schweizer Playern. Die Macherinnen und Macher umschreiben das mit "3-in-1", das ist die Kurzformel für "Zahlen, Sparen, Investieren". Zahlen und Sparen bieten andere Apps auch, mit der Funktion des Investierens hat Yuh allerdings die Nase vorn, das können andere Schweizer Neo-Banken (noch) nicht – mit Ausnahme der Genfer Flow Bank, welche mit Multi-Währungs-Konto, Karte, 50'000 Finanzprodukten, Fractional Shares inklusive, und auch mit Kryptowährungen sehr konsequent auf die Karte des Investierens setzt.
Warum Online-Plattformen für Aktienhandel boomen – und Krypto-Apps ebenfalls, haben wir schon mehrmals beleuchtet, aktuell zum Beispiel hier. Wirft man einen Blick über die Schweizer Grenzen hinaus, folgen Challenger-Banken wie Revolut oder Neo-Broker wie Trade Republic und Bitpanda sehr erfolgreich dem Trend und den Wünschen von Millionen von Menschen, die autonom und direkt in Wertpapiere, Edelmetalle oder auch in Kryptowährungen investieren wollen.
Ob Yuh nun als App, als Neo-Bank oder als Challenger-Bank unterwegs ist, spielt keine Rolle, das ist nur deklarierte Etikette. Ein Wolf im Schafspelz kann sie dann erfolgreich sein, wenn sie die Pflicht von Zahlen und Sparen gut und komfortabel erfüllt, die Kür des Investierens im Angebot dann aber eher schnell erweitert. Gegenüber Neon, Yapeal oder auch CSX von Credit Suisse und Zak von Bank Cler ist Yuh hier aktuell klar im Vorteil, im Vergleich zur Flow Bank oder zu den ausländischen Konkurrenten ist das Invest-Angebot im Moment allerdings noch bescheiden.
Mit etwas mehr als 100 Aktien und 13 Kryptowährungen ist der Start gut gelungen, Konkurrenten mit sehr viel breiteren Angeboten sind auf Dauer jedoch kaum zu knacken. Hier ist sicher noch einiges zu erwarten, zumal mit Swissquote eine grosse Mutter mit ausgebauter Trading-Plattform im Hintergrund steht.
Opfer ihres eigenen Erfolgs?
Ja, sagt Yuh und bittet Neukunden um Geduld, wenn's um die Debitkarten geht. Die sind aktuell nämlich im Ausgang, eine neue Serie von Karten wäre unterwegs und bald verfügbar.