Neo-Banken

N26 über Erträge, Verluste und Pläne für die Zukunft

Die Gründer von N26: Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf
Die Gründer von N26: Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf | Bild:N26

Um die Neo-Bank N26 war es in den letzten Monaten sehr ruhig – zusammen mit den Geschäftszahlen 2021 gibt's nun auch weitere Neuigkeiten.

Die Neo-Bank N26 hat im letzten Jahr regelmässig für Schlagzeilen gesorgt, mit guten und auch mit schlechten Nachrichten. Seit Ende 2021 sind die Gründer offenbar einem selbst auferlegten Schweigegelübde gefolgt – von der Berliner Neo-Bank war in den letzten 12 Monaten nichts zu hören. Diese Woche hat N26 die kommunikativen Fastenwochen beendet, es gibt News.

N26 ist mit Euro-Konten auch in der Schweiz aktiv, setzt Interessierte jedoch weiterhin auf die Warteliste. Das hängt mit der von der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin verordneten und weiterhin gültigen Wachstumsbeschränkung zusammen: N26 darf monatlich nicht mehr als 50'000 neue Kunden an Bord nehmen, MoneyToday.ch hat berichtet. Ein Handicap, das Konkurrenten von N26, allen voran Revolut, jeden Monat die blockierte N26-Quote der neuen Kunden frei Haus liefert. 

N26 im Jahr 2021 in Zahlen: gestiegene Erträge und ausgebaute Verluste

Diese Woche hat die Neo-Bank ihre Geschäftszahlen für das Jahr 2021 präsentiert und dazu einige Informationen zu ihren Plänen für die Zukunft mitgeliefert.

Die Bruttoerträge konnten auf 182.4 Millionen Euro gesteigert werden, das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Zunahme um 50.3 Prozent. Gute Nachrichten auch im Bereich der Provisionen, welche der Neo-Bank 90.6 Millionen Euro in die Kasse gespült haben, ein Wachstum von 58.1 Prozent. Die Treasury-Aktivitäten 2021 haben zu einer Verdopplung des Zinsüberschusses im Vergleich zum Vorjahr geführt, sie tragen 29.7 Millionen Euro zum Geschäftsergebnis bei.

Die Verluste sind mit  -172.4 Millionen Euro um 14.4 Prozent ausgebaut worden und fressen weiterhin die Erträge auf. Dieser hohe Verlust steht im Gegensatz zu den früher abgegebenen Prognosen von N26, die mit einem "signifikant verbesserten Ergebnis" abschneiden wollte und im Gespräch mit dem Handelsblatt im Januar 2021 einen "Gewinn in Griffweite" gesehen hat.

CEO Valentin Stalf ist überzeugt, dass N26 die führende Position unter den europäischen Digitalbanken gefestigt habe. Das macht Stalf unter anderem daran fest, dass N26-Kunden die App im Durchschnitt dreimal pro Woche öffnen, was sich im Transaktionsvolumen niederschlägt. Das ist im Jahresvergleich um 59 Prozent gewachsen und lag Ende 2021 bei 80 Milliarden Euro.

Das macht uns zur mobilen Bank mit den aktivsten Kundinnen und Kunden in Europa

Ob diese steile These tasächlich belastbar ist, wird Erzrivale Revolut in absehbarer Zeit bestätigen oder widerlegen.

Auch Managing Director und CFO Jan Kemper gibt sich zuversichtlich und führt ins Feld, dass die Zahl der (zahlenden) Premium-Kunden um mehr als 60 Prozent gestiegen und das Volumen der Kundeneinlagen um 52 Prozent auf 6.1 Milliarden Euro angewachsen wäre.

Wie viele Kunden sind bei N26 an Bord?

Nach eigenen Aussagen hat N26 die Gesamtkundenzahl 2021 um mehr als 1 Million steigern können, Ende 2021 verzeichnete die Neo-Bank 8 Millionen Kunden.

Die Zahl der ertragsrelevanten Kundinnen und Kunden, das sind die wirklich aktiven sowie die zahlenden Premium-Kunden, habe Ende 2021 mehr als 3.7 Millionen betragen.

Investitionen in regulatorische Notwendigkeiten

N26 geschäftet weiterhin mit den von der BaFin ausgesprochenen Anforderungen, Auflagen und Wachstumsbeschränkungen. Diese behindernden Bremsklötze möchte die Neo-Bank so schnell wie möglich loswerden, aus nachvollziehbaren Gründen. Deshalb hat N26 massiv in regulatorische Notwendigkeiten investiert. Zum Beispiel in ausgebaute Systeme und Prozesse sowie in zusätzliches Personal, um die relevanten Geschäftsbereiche organisatorisch zu stärken.

Die Verstärkung des Teams durch erfahrene Expertinnen und Experten sowie die laufenden Verbesserungen in den Bereichen Governance, Compliance und Bekämpfung von Online-Betrug sollen N26 in die von der BaFin verlangte – regulatorisch und organisatorisch geordnete – Spur bringen.

Diese Anstrengungen drücken sich auch im Geschäftsergebnis aus, der Verwaltungsaufwand von N26 hat sich mit 269.8 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr um 30.8 Prozent erhöht. 

Wie lange die BaFin die Limite von höchstens 50'000 Neukunden pro Monat aufrechterhält, weiss niemand. Klar ist, solange diese Beschränkung besteht, kann N26 im Vergleich zur Konkurrenz nur langsam wachsen und verzichtet dadurch auf mögliche Umsätze und Erträge.

Was ist in Planung für die Zukunft?

Nach Aussagen von N26 hat die Neo-Bank 2021 über ein Dutzend neue Funktionen eingeführt. Zum Beispiel hätten neue Features das automatisierte Sparen noch attraktiver gemacht. N26 führt ins Feld, dass Kundinnen und Kunden in diesem Bereich automatisch bereits mehr als 350 Millionen Euro auf die hohe Kante gelegt hätten.

Das Angebot soll auch in Zukunft mit zusätzlichen Leistungen erweitert werden, konkret wird N26 hier allerdings noch nicht. Im Bereich Versicherungen sind erste Schritte gemacht, Produktangebote sind unter N26 Insurance bereits eingeführt worden.

An der früher schon angekündigten Möglichkeit zum Krypto-Handel für Kundinnen und Kunden will N26 festhalten. Dem Vernehmen nach setzt die Neo-Bank dabei auf die Whitelabel-Lösung von Bitpanda. Ab wann bei N26 Kryptos gehandelt werden können, ist noch nicht kommuniziert worden, offenbar sind auch hier noch einige regulatorische Hürden zu überwinden.

So wie andere Neo-Banken, setzt auch N26 nicht mehr auf schnelles Wachstum, man will sich konkret in Richtung Profitabilität bewegen. Die Integration von Kryptowährungen kann ein wichtiger Schritt dazu sein. Die Umsätze und Erträge verschiedener Handelsplattformen zeigen, dass auch im Krypto-Winter gehandelt wird – und wer zum Beginn des nächsten Krypto-Frühlings bereit ist, könnte verstärkt mitprofitieren. Allerdings ist N26 spät dran, zahlreiche grosse Plattformen haben bereits sehr viel Terrain besetzt. Die Grösse der eigenen Kundenbasis könnte zum Erfolgsfaktor werden, sofern Kundinnen und Kunden alles in einer App bewirtschaften möchten.

Weiterhin Fokus auf europäische Kernmärkte

Die Strategie der Konzentration auf die Kernmärkte in Europa verfolgt N26 bereits seit Ende 2020. Nach dem Rückzug aus den Märkten Grossbritannien (April 2020) und USA (Januar 2022) soll dieser Kurs weiterhin fortgesetzt werden. Die einzige Übersee-Destination ist Brasilien – da gibt's jedoch seit Jahren und Monaten ein Hin und Her – N26 scheint selbst nicht so recht zu wissen, ob das Büro in São Paulo Deko bleiben oder zum Zentrum von N26 Brasilien werden soll.

Die Neo-Bank ist momentan in 24 europäischen Ländern aktiv, will sich jedoch vor allem auf die Kernmärkte Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich konzentrieren.

N26 ist überzeugt davon, mit der konsequenten Erweiterung und Vertiefung der verschiedenen Einnahmenquellen auch in den kommenden Monaten und Jahren bisher erreichte Fortschritte weiter ausbauen zu können.