Autor : Marc Landis
Wer privat Bitcoin versenden und auch empfangen will, kann das ziemlich einfach mit einem Wallet tun. Schwieriger wird es, wenn man als Unternehmen Kryptowährungen in seine Geschäftsprozesse einbauen möchte. Das Zuger Beratungsunternehmen Inacta entwickelte dafür eine einfache Lösung ohne Wechselkursrisiko.
Im Mai hat das Zuger Blockchain-Beratungsunternehmen Inacta seine Payment-Lösung fürs Bezahlen vor Ort (Point-of-Sales, «POS») in Kryptowährungen lanciert. Damals waren das Luxushotel Dolder Grand in Zürich und der Ferrari-Händler Kessel in Zug die Partner der ersten Stunde für das neue «inapay». Dolder-Direktor Mark Jacob war denn auch begeistert von inapay und schwärmte: «inapay ist wirklich eine Komplettlösung: Es war einfach zu implementieren und fügte sich nahtlos in unsere Arbeitsabläufe ein. Bei Inacta fühlten wir uns gut aufgehoben.»
In der Zwischenzeit ist viel passiert. Seit einigen Wochen ist inapay im App-Store von Apple erhältlich, die Android-App soll demnächst folgen. Laut inacta-Mitgründer und Managing Partner Marco Bumbacher nutzen heute rund 30 handverlesene Akzeptanzstellen wie Hotel, Autohaus, Restaurant, Coiffeur, Bäckerei, Weinhändler, Zahnarzt inapay und nehmen damit Kryptowährungen von ihren Kunden entgegen. «Wir haben bewusst Kooperationspartner aus Branchen ausgewählt, mit denen jeder von uns im täglichen Leben in Kontakt kommt. Damit wollten wir zeigen, dass es möglich ist, heute schon seine Alltagsbesorgungen ausschliesslich mit Bitcoin zu bezahlen», sagt Bumbacher. Dies soll das Krypto-Ökosystem in der Schweiz weiterfördern. Denn je mehr Akzeptanzstellen es für Kryptowährungen gebe, desto weniger Berührungsängste hätten die Menschen. Dies soll den Weg für einen weniger verkrampften Umgang mit den neuen Technologien ebnen.
Deshalb legten die Entwickler von inapay ein besonderes Augenmerk auf die möglichst einfache Anwendung. «Nur wenn es einfach ist, benutzen es die Leute auch», erklärt Roger Darin, Head of Blockchain Advisory bei Inacta. Zum Aufsetzen von inapay benötigt der Verkäufer oder «Merchant» lediglich seinen Namen und die IBAN-Kontonummer, und schon kann etwa der Kellner im Restaurant Bitcoin mit der inapay-App entgegennehmen. Dieser tippt dann nur noch den gewünschten Betrag, zum Beispiel 100 Franken ein, und der Kunde sendet die entsprechende Anzahl in Bitcoin an die angezeigte Adresse. Mit einem QR-Code, direkt aus seinem Wallet. Die Kryptowährung wird dann automatisch in die gewünschte Währung – Euro oder Schweizer Franken – gewechselt und dem Merchant auf sein Bankkonto überwiesen.
«Der Merchant trägt dabei kein Wechselkursrisiko», erklärt Darin, «und er erhält die vollen 100 Franken des Betrages in Fiat-Geld auf sein ganz normales Bankkonto gutgeschrieben. Zudem bezahlt er im Gegensatz zu einer Kreditkartenzahlung auch keine Kommission, wenn er inapay verwendet, eine Eigenschaft, die auch im hart umkämpften Onlinehandel zum Tragen kommt, wo inapay als «Webshop Checkout»-Lösung erhältlich ist.
Ganz gratis ist inapay für den Merchant aber nicht. Je nach Transaktionsgrösse bezahlt der Verkäufer eine fixe monatliche Gebühr. Zudem untersteht jeder Händler – unabhängig davon, ob er inapay nutzt oder nicht – den üblichen Bestimmungen zur Geldwäscherei. «Daher gibt es für jeden Händler mit Umsatz von mehr als 5000 Franken pro Jahr einen branchenüblichen Onboardingprozess bei einem unserer Broker-Partner, Bitcoin Suisse in Zug oder Bity in Neuchâtel, sagt Darin.
Doch welcher Business-Case steckt hinter inapay? «Die Schweiz ist ein idealer Testmarkt für die globalen Ambitionen von inapay. Einerseits ist die Schweiz neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen und andererseits finden wir hierzulande eine eher anspruchsvolle Kundschaft.» Tatsächlich hat inapay aus verschiedenen Ländern Anfragen von interessierten Partnern erhalten. «Im Kern der internationalen Strategie ist die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, die durch unsere Technologie ihr Netzwerk weiter ausbauen können und so für ihre Kunden einen echten Mehrwert schaffen. Nur so lässt sich das Expansionstempo langfristig hochhalten», erläutert Darin.
Aber Inacta entwickelt ihr Angebot auch für den lokalen Gebrauch hier in der Schweiz weiter. So ist es etwa möglich, mit der Invoice-Funktion von inapay herkömmliche Rechnungen in Bitcoin zu bezahlen. «Sie können also als Verlag Ihren Lesern etwa ermöglichen, die Rechnung für das Zeitschriften-Abo mit Bitcoin zu begleichen», sagt Darin.
Seit der Lancierung im Mai arbeitete Inacta fleissig weiter an inapay. Man darf auf die weitere Entwicklung gespannt sein.