Sind klassische Banken jahrelang auf sichere Distanz zu Kryptowährungen geblieben, kommunizieren heute – auch grosse – Finanzinstitute praktisch im Wochentakt ihren Einstieg in die Kryptowelt. International sowie auch in der Schweiz und in Deutschland.
Die aktuelle Kursentwicklung von Kryptowährungen
Kryptowährungen, insbesondere die digitale Leitwährung Bitcoin, haben 2023 eine bemerkenswerte Kursentwicklung gezeigt. Mit einem kräftigen Zusatzschub seit Mitte Oktober steht der Bitcoin heute bei gut 37'000 US-Dollar (Stand: 20. November 2023). Damit hat sich der Wert seit Anfang Jahr mehr als verdoppelt.
Die aktuelle Kursentwicklung wirkt etwas harmonischer und nachvollziehbarer im Vergleich zu 2021. Damals kletterte der Bitcoin schnell und hektisch auf Spitzenwerte von rund 68'000 Dollar, um dann wieder auf ein Drittel und weniger abzusteigen.
Der Mix von (nicht erfüllten) Erwartungen und Hoffnungen sowie von guten und vielen schlechten Nachrichten sorgte für heftige Ausschläge nach oben und nach unten.
Die Volatilität bleibt Kryptowährungen vorderhand erhalten, aber die aktuelle Entwicklung wirkt weniger hektisch und nicht nur von überzogenen Hoffnungen getrieben. Gute Nachrichten und Erwartungen, zum Beispiel bald grünes Licht der SEC für den Bitcoin-ETF von Blackrock und anderen Emittenten, beeinflussen die Kursentwicklung weiterhin. Zusätzlich tragen jedoch auch andere Faktoren dazu bei, Kryptowährungen in den Alltag breiterer Kundengruppen zu bringen.
Die Signalwirkung der grossen Geldhäuser
Eine etwas solidere Komponente spielt neuerdings mit. Eine wachsende Zahl von klassischen Banken öffnet für ihre Kundinnen und Kunden den Zugang zu Krypto-Services. Je nach Bank für institutionelle Anleger, für private Kunden oder auch für beide Kundengruppen.
Diese Entwicklung dürfte mittelfristig die stärkste Signalwirkung haben. Einerseits durch das explizite Bekenntnis von Banken zu Kryptowährungen und digitalen Assets, das schafft Vertrauen. Andererseits durch den schlagartig vergrösserten Investorenkreis, der die Krypto-Dienste von klassischen Banken in Anspruch nehmen wird.
Das eine hat mit dem anderen zu tun und schafft eine Wechselwirkung. Banken sind nicht plötzlich begeistert von digitalen Assets, sie reagieren einfach auf die Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden. Zahlreiche Studien belegen, dass Kunden Kryptowährungen bevorzugt über ihre Hausbank kaufen, verkaufen und halten möchten. Öffnet die Hausbank den Zugang, werden zusätzliche Kundengruppen die neuen Möglichkeiten nutzen und Krypto-Services in Anspruch nehmen.
Das eine wie das andere beeinflusst die Märkte, über positive Signale hinaus, weil Kryptowährungen zu alltagstauglichen Assets werden. Keine Frage, dass alltagstaugliche Assets verstärkt gehandelt werden.
Commerzbank ist neu mit im Spiel
Die Commerzbank hat letzte Woche als erste deutsche Universalbank von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Kryptoverwahrlizenz erhalten. Die Lizenz ermöglicht es der Bank, ein breites Spektrum von Dienstleistungen im Bereich digitaler Vermögenswerte, insbesondere Kryptowerte, aufzubauen.
Wie die Commerzbank mitteilt, will sie in einem ersten Schritt ihren institutionellen Kunden eine sichere, regulatorisch konforme und zuverlässige Plattform für die Verwahrung von Kryptowerten auf Basis der Blockchain-Technologie zur Verfügung zu stellen. Wann und in welcher Form Privatkunden einbezogen werden, hat die Bank noch nicht kommuniziert.
Deutsche Bank und DZ Bank treiben Kryptopläne ebenfalls voran
Die Deutsche Bank hat den Bereich der digitalen Vermögenswerte bereits letzten September zu einer ihrer Prioritäten erklärt und treibt ihre Krypto-Strategie voran, MoneyToday.ch hat berichtet, hier.
Die DZ Bank ist Anfang November mit ihrer eigenen Verwahrplattform für Krypto-Assets gestartet. In weiteren Schritten will die DZ Bank zudem institutionellen und privaten Kundinnen und Kunden die Möglichkeiten bieten, direkt in Kryptowährungen zu investieren.
Beide Banken haben bereits Mitte 2023 bei der BaFin die ensprechenden Lizenzen beantragt, um verschiedenen Kundengruppen die volle Bandbreite der gewünschten Krypto-Services anbieten zu können.
Die Deutsche Bank, die DZ Bank und die Commerzbank gehören zu den grössten Banken Deutschlands – ein Mehr an Signalwirkung, Breite und Reichweite kann sich die Kryptowelt nicht wünschen.
Starke Bewegungen auch in der Schweiz
Die Postfinance und die Luzerner Kantonalbank sind seit längerem am Ball und werden voraussichtlich Anfang 2024 mit ihren Krypto-Services starten.
Was auffällt, ist das Engagement der Kantonalbanken. Die Zuger Kantonalbank hat Anfang Oktober 2023 Nägel mit Köpfen gemacht und ist mit einem Angebot für Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte gestartet. Einen Monat später hat die St. Galler Kantonalbank nachgezogen und bietet seit Anfang November ihren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, in Kryptowährungen zu investieren.
Auch Schweizer Banken erweitern mit ihren neuen Angeboten schlagartig die Zahl der möglichen Anlegerinnen und Anleger, die über ihre Hausbank in Kryptowährungen investieren können. Und auch Schweizer Banken senden mit ihren Engagements Signale an weitere Finanzinstitute, die über kurz oder lang Kryptowährungen und digitale Assets in ihre Angebotskataloge aufnehmen werden.
Diese Entwicklung gehört, neben den gewohnten guten und schlechten Nachrichten aus den Kryptomärkten, zu den soliden Komponenten. Jede klassische Bank, welche Krypto-Services anbietet, bringt die Kryptowelt vorwärts, weil Kryptowährungen zu alltagstauglichen Assets werden. Für Anlegerinnen und Anleger, die mit Risiken umgehen können und deshalb Volatilitäten in Kauf nehmen.