Altersvorsorge

In der Säule 3a fürs Vorsorgesparen sind mit True Wealth und Everon zwei neue Mitbewerber im Spiel

Glas mit Aufschrift "Pesnion" und eine Hand, die eine Münze in das Glas wirft
Bild: baona | Getty Images

Die Sparte der 3a-Vorsorgelösungen hat weiterhin viel Potenzial – deshalb ist sie bei Banken und bei FinTechs beliebt, die mit neuen Angeboten punkten wollen.

Die dritte Säule der Altersvorsorge kann mithelfen, Ruhestand und Alter deutlich komfortabler zu gestalten. Das ist bekannt, deshalb ist die Säule 3a ein stark genutztes Vehikel mit zahlreichen Vorteilen. Vermögensbildenden und auch steuerlichen. Interessanterweise hat sich die Säule 3a als Spar- und Anlageform verstärkt auch ins Bewusstsein junger Kundengruppen gespielt. Diese haben spätesten seit der Erfindung von smarten Vorsorge-Apps Spass am Sparen und an der Verwaltung ihres wachsenden Vermögens über ihr Smartphone bekommen.

Die Zahl der Anbieter von Vorsorge-Apps wächst weiterhin, aktuell sind zwei FinTechs neu im Spiel, die mit ihren Lösungen im Markt mitmischen wollen.

True Wealth greift mit interessanten Services und mit Kampfpreisen an

Der Robo Advisor True Wealth gehört mit seinem Alter von neun Jahren bereits zu den Dinos unter den Schweizer FinTechs. Heute ist das Unternehmen mit 12'500 Kundinnen und Kunden unterwegs und verwaltet mehr als 800 Millionen Franken Anlagevermögen.

Die digitalen Vermögensverwalter wollen seit kurzem auch das Vorsorgesparen revolutionieren – und das tun sie unter anderem über die Konditionen: null Prozent Verwaltungsgebühren, dafür 1 Prozent Zinsen auf Cash. Einzig bei den Produktkosten fallen noch Gebühren von 0.15 (globale Anlagen) oder von 0.25 Prozent (nachhaltige Anlagen) an. Mit diesem Angebot gehört True Wealth zu den Preisbrechern im Markt der Vorsorge-Apps.

Das FinTech eröffnet automatisch mehrere 3a-Konten und automatisiert Einzahlungen in die Säule 3a, bis der gesetzliche Höchstbetrag pro Jahr erreicht ist. Die inidviduelle Anlagestrategie macht bis zu 99 Prozent Aktienanteil möglich und lässt Kundinnen und Kunden die Wahl zwischen einem globalen oder einem nachhaltigen Portfolio.

Die Macherinnen und Macher liefern eine interessante Begründung für ihre Tiefpreis-Strategie, an der sie nach eigenen Aussagen nichts verdienen. "Wer überzeugt, muss nicht verkaufen", sagen sie und erklären, was sie sich von ihrem Angebot mit Tiefstgebühren versprechen: "Wir glauben: Wenn Sie Ihre dritte Säule bei uns führen, dann werden Sie uns früher oder später auch Ihr freies Vermögen anvertrauen – damit sparen wir Werbekosten, die wir lieber für eine bessere Rendite Ihrer Vorsorge ausgeben. Im freien Vermögen verrechnen wir eine geringe Gebühr, aber dank Automatisierung ist diese marktführend niedrig."

Unsere Redaktion hat kürzlich einen aktuellen Preisvergleich der Schweizer Vorsorge-Apps mit 3a-Lösungen vorgestellt, hier zu finden. Die Gesamtkosten der verschiedenen FinTechs liegen zwischen 0.39 und 1.07 Prozent. Mit dem Angebot von maximal 0.25 Prozent setzt sich True Wealth an die Spitze der Preisbrecher, günstiger ist kein anderer Anbieter.

Everon addiert die Säule 3a zur Vermögensverwaltung

Das junge FinTech Everon positioniert sich als Vermögensverwalter mit persönlicher Betreuung und Services in Richtung von Family Office und Private Banking. Allerdings in den Gebühren deutlich günstiger und auch mit tieferen Einstiegshürden bei den Anlagesummen, ab 30'000 Franken. Das Unternehmen hat Zielgruppen mit einem Vermögen zwischen 50'000 und 2 Millionen Franken im Visier. 

Vor kurzem hat Everon auch das Vorsorgesparen in der Säule 3a für Kundinnen und Kunden geöffnet. Mit einer All-in-Gebühr von 0.8 Prozent gehört das FinTech nicht zu den Preisbrechern, was in Anbetracht der Zielgruppen auch nicht im Vordergrund zu stehen scheint. Für Indexfonds und ETFs können zusätzliche Produktkosten anfallen, das kann die Kosten auf 1.07 Prozent pro Jahr hochschrauben.

Everon verfolgt mit dem persönlichen Private-Banking-Beratungs-Touch einen anderen Ansatz, das Vorsorgesparen gehört zum Kleeblatt von Vermögensverwaltung, Freizügigkeit und Säule 3a. Das FinTech fokussiert auch im Vorsorgesparen nicht unbedingt auf ein Massengeschäft, die definierte Klientel ist enger gefasst.

Dennoch ist auch mit Everon ein neuer Player mit im Spiel des Vorsorgesparens, der die wachsende Zahl der Vorsorge-Apps und der 3a-Anbieter erweitert.

Die dritte Säule der privaten Vorsorge dürfte an Bedeutung noch gewinnen

Das Vermögenszentrum hat kürzlich vorgerechnet, wie stark die Renten aus der ersten und zweiten Säule in den letzten zwanzig Jahren gesunken sind, MoneyToday.ch hat berichtet. Die Zahlen sind unerfreulich: 2002 konnte ein 55-Jähriger mit einem Jahreslohn von 120'000 Franken noch mit 74'920 Franken Rente im Jahr aus AHV und Pensionskasse rechnen. Heute sind es nur noch 59'280 Franken – das ist ein sattes Minus von 15'640 Franken.

Die AHV hat sich bisher ziemlich wacker geschlagen, im Gegensatz zu den Pensionskassenrenten, die aus mehreren Gründen und schon seit längerem auf Talfahrt unterwegs sind. Der Trend zeigt auch für die Zukunft tendenziell nach unten. In der Konsequenz bedeutet das: der Bereich der privaten Vorsorge und damit das Sparen in der Säule 3a dürften an Bedeutung weiterhin zunehmen.

In diese Richtung weist auch der Sorgenbarometer 2022, den die Credit Suisse im November veröffentlicht hat, Details dazu hier. Zu den Hauptsorgen der Schweizerinnen und Schweizer, im Ranking an zweiter Stelle, gehören die Themen AHV und Altersvorsorge. Ein Indikator dafür, dass sehr viele Menschen darüber nachdenken, was sie tun können, um im Alter über genügend Geld zu verfügen. 

Das ist mit ein Grund, weshalb der Markt für wirklich gute 3a-Vorsorge-Produkte noch längst nicht ausgereizt ist.