Immer mehr klassische Banken, auch Kantonalbanken, öffnen für ihre Kundinnen und Kunden Leistungen rund um Krypto-Services – wir berichten laufend, kürzlich hier zum Start der Zuger KB und hier zum Engagement der LUKB.
Bei einigen Banken ist – nach Jahren der Zurückhaltung – das vorgelegte Tempo erstaunlich, bei der Hypothekarbank Lenzburg (HBL) ist das nicht der Fall. Die HBL hat die Nase in den Bereichen Open Banking und Open Finance seit Jahren schon vorne. Deshalb stellte sich bei der Lenzburger Bank nicht die Frage, ob Krypto-Services infrage kommen, es war nur eine Frage der Reihenfolge, wann damit gestartet werden soll.
Warum die Pionierbank jetzt und auch in Zukunft Ernten einfahren wird
Die Hypothekarbank Lenzburg kann mit zahlreichen Leistungen und Services für Dritte durch ihre eigene Kernbanken-Software Finstar technologisch aus dem Vollen schöpfen. Die weitsichtigen Bankerinnen und Banker aus dem Aargau haben ihre Systeme nicht als hermetisch verschlossenes Silo-Konstrukt gebaut, sondern zukunftsorientiert offen konzipiert. Diese Strategie zahlt sich bereits seit einiger Zeit aus.
Die Plattform der Lenzburger funktioniert offen und bidirektional, gerade auch für Drittunternehmen, Banken und FinTechs. Sie kann mit APIs umgehen und bietet Leistungen rund um Banking as a Service (BaaS) und Embedded Finance. In der Schweizer Bankenlandschaft operiert die HBL als Anbieterin bisher erstaunlicherweise ziemlich exklusiv und unangefochten.
Erstaunlich ist das insofern, als die Hypothekarbank Lenzburg ihre Kernbanken-Software ja nicht aus blosser Freude an hohen Investitionen Open Banking- und Open Finance-tauglich in alle möglichen Richtung ausgelegt hat. Hinter dieser Entscheidung und dem ausgeführten Plan stehen strategische Überlegungen, welche langfristig die Zukunft einer klassischen Bank sichern sollen.
Entwicklungen wie BaaS und Embedded Finance nehmen gewaltig Anlauf. Zu dieser Strömung gibt's keine offenen Fragen, sie ist nicht aufzuhalten. Die Frage ist deshalb nur: Wer kann in diesem Spiel mit welchen Mitteln welche Rolle spielen? Eine Frage, welche die HBL mit zukunftsweisender Technologie und solide gebauten Strukturen beantwortet und ihr Terrain für die Zukunft damit abgesteckt hat.
Die Noch-CEO der HBL, Marianne Wildi, gliedert das Kernbankensoftware-Geschäft der Open-Banking-Plattform Finstar in eine eigenständige Firma aus. Auch dieser Schritt nimmt vorweg, dass in den Bereichen Open Banking, Open Finance, BaaS und Embedded Finance in der Schweiz noch sehr viel Luft nach oben besteht. Raum, den die HBL besetzen will. Dass diese Geschäftsfelder längerfristig höhere Umsätze einspielen könnten als das eigene klassische Bankgeschäft, ist nicht verwegene Utopie, sondern durchaus möglich.
Nach eigenen Aussagen betreut die Hypothekarbank Lenzburg bereits heute eine grössere Zahl von "indirekten" Kundinnen und Kunden – generiert von Neon und anderen Drittpartnern – als die Bank selbst im eigenen Kundenportfolio hat. Embedded-Finance-Partner werden zu Multiplikatoren und Umsatzgeneratoren in interessanten Grössenordnungen, die weit über den eigenen limitierten Garten hinausreichen.
Salopp auf den Punkt gebracht: Über welche Kanäle Kunden in Massen generiert werden, spielt nicht die wesentliche Rolle – im Zentrum steht, dass alle diese "fremdgenerierten" Kundinnen und Kunden Leistungen, klassische Banking Services und neue digitale Services der HBL nutzen, welche der Bank zusätzliche Umsätze und Erträge einbringen.
Apropos interessante Grössenordnungen: Aktuell ist die Hypothekarbank Lenzburg dabei, als BaaS-Anbieterin für Coop Finance+ ihre Embedded-Finance-Leistungen im grossen Spielfeld auszurollen, die sie bisher schon im kleineren Muster für die Neo-Bank Neon erbringt. MoneyToday.ch hat über die Kooperation von Coop und HBL sowie über die möglichen Auswirkungen für die Neo-Banken-Szene ausführlich berichtet, hier und hier.
Und jetzt Krypto-Banking
Die Hypothekarbank Lenzburg hat ihre Organisationsstruktur und das Kernbankensystem Finstar so erweitert, dass sie nun auch Dienstleistungen für digitale Assets und Krypto-Banking anbieten kann. Ihren ersten Anwendungsfall realisiert die HBL mit der Investementgesellschaft Real Unit Schweiz. Aktien des börsenkotierten Unternehmens können als klassische Aktien an der Börse oder als Aktien-Token – emittiert auf der Ethereum Blockchain – gehandelt werden.
Kaufen Anlegerinnen und Anleger Aktien-Token direkt auf der Website von Real Unit, haben sie neu die Wahl, ob sie ihre Token in der eigenen Hardware-Wallet oder bei der HBL aufbewahren möchten. Entscheiden sie sich für die Bank, verfügen sie ab diesem Zeitpunkt über ein Wertschriten-Depot mit einer Wallet im Hintergrund. In diese Wallet werden die gekauften Aktien-Token eingebucht, mit dem Vorteil, dass die HBL sich um die sichere Verwahrung und die Private Keys kümmert – die digitalen Wertschriften sind für Kundinnen und Kunden über das normale und gewohnte E-Banking erreichbar.
Aktien-Token zu kaufen oder bestehende Token zu verkaufen bleibt jederzeit möglich über die Smart-Contract-Marktlösung der Real Unit. Für diese angebundene Lösung steht das Schweizer Blockchain-Unternehmen Aktioniariat, das inzwischen die Aktien von mehr als 40 Unternehmen tokenisiert und direkt handelbar gemacht hat.
Diese Verwahrlösung ist der erste Schritt der Hypothekarbank Lenzburg im Krypto-Banking. Bei diesem einen Schritt wird es nicht bleiben, die Welt der digitalen Assets und die damit verbundenen Ansprüche sind sehr viel grösser. Die HBL verfügt über die Möglichkeiten und die Technologie, diese Ansprüche zu erfüllen. Die Bank spricht damit eine wachsende Kundengruppe an, die sich für digitale Vermögenswerte interessiert, sich jedoch nicht selbst mit den Komplexitäten von Hard, Cold oder Hot Wallets und Private Keys befassen möchte.
Einfach muss es sein, deshalb sollen digitale Vermögenswerte in der gewohnen E-Banking-Umgebung verwahrt und verwaltet werden können.