Point Zero Forum & SwissHacks 2024

Bei den Hackern: Gelungene Premiere der SwissHacks im Vorfeld des Point Zero Forums

Der Eingang des Hackathons mit Banner SwissHacks
Bild: FIND | Tenity

Ergebnis der ersten Ausgabe der SwissHacks: Bemerkenswert, was die klügsten Köpfe in 48 Stunden für die Finanzindustrie entwickeln können.

In Europa gilt ein Hacker gemeinhin zuallererst als krimineller Computernerd, der in fremde Systeme eindringt. Die gibt es tatsächlich. Und es gibt auch die anderen. In den Tech- und Innovations-Hotspots an der amerikanischen Westküste gilt ein Hacker als «jemand, der Freude daran hat, geistige Herausforderungen kreativ zu überwinden oder Beschränkungen zu umgehen», wie es der deutsche Unternehmer Mario Herger, der seit 2001 im Tech-Hotspot lebt, in seinem Buch "Das Silicon Valley Mindset" beschreibt.

Eine dreistellige Anzahl der "guten" Hacker versammelte sich am Wochenende vor dem Point Zero Forum in den Räumlichkeiten der SIX beziehungsweise Tenity (hervorgegangen aus F10, dem bekanntesten FinTech Incubator) zum ersten SwissHacks Hackathon.

Tenity war auch massgeblich an der Mitgestaltung dieses neuen Flaggschiff-Events des Swiss Financial Innovation Desk (FIND) beteiligt. Diese unabhängige Einheit wurde im September letzten Jahres als "zentrale öffentliche Drehscheibe zur Förderung von Finanzinnovationen" innerhalb des SIF im Eidgenössischen Finanzdepartement gegründet.

Mit der Lancierung des Wettbewerbs will FIND Finanzinnovation "hands-on" fördern und die von der Schweiz reklamierte Führungsrolle in der globalen Finanzarena festigen. Sympathisch unzurückhaltend formulierte Eva Selamlar, die Leiterin des FIND, den Anspruch:
 

«Wir bringen an diesem Wochenende die klügsten Köpfe zusammen, um innerhalb von 48 Stunden reale Probleme zu behandeln und Prototyplösungen mit Unternehmen und Investoren zu verbinden»
 

Ein Hackathon ist ein grossartiges Format, um das gesamte Ökosystem zu verbinden und talentierte, motivierte Menschen zusammenzubringen. Nicht nur Studenten, sondern auch Wissensarbeiter, die in Startups oder etablierten Finanzinstituten wie Pensionsfonds, Banken und Versicherungen wirken. Sie kamen in Zürich für 48 Stunden zusammen und widmeten ihre Zeit verschiedenen Problemen.

Die fünf von den Unternehmenspartnern SIX, Ripple, Microsoft / Unique, Julius Bär und Postfinance mitdefinierten Challenges drehten sich um effizienten Datenaustausch, Cybersicherheit, grüne FinTechs, nachhaltige Finanzen und Embedded Finance. Die Studenten, Entwickler, Designer, Unternehmer und Finanzexperten entwickelten so Lösungen für:

  • Nachhaltigkeits-Tools für börsennotierte Unternehmen, Finanzinnovation mit Künstlicher Intelligenz (KI)
  • "Revolutionierung" des Testens von Programmierschnittstellen (APIs) im Bankwesen mit generativer KI
  • Einsatz von KI für Innovation in der Vermögensverwaltung und im Private Banking
  • Anwendungen rund um Blockchain im Finanzwesen

sowie

  • das Erkennen und die Abwehr von Deep Fakes
     

SwissHacks zeigte die Kraft der Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Institutionen – in nur 48 Stunden entstanden tolle, KI-basierte Innovationen für die Zukunft der Banken

Dr. Martha Boeckenfeld, Jury SwissHacks


Aus den fast 50 teilnehmenden Teams wurden nach 48 Stunden Hacken die Kategoriensieger sowie ein Publikumsliebling erkoren. Es war teilweise tatsächlich beeindruckend, wieviel Reife in den vorgestellten Prototypen-Lösungen schon drin steckte. Die auch von den Challengepartnern beigesteuerte Expertise und AI-Modelle haben zu einem spürbaren Boost geführt, welche die teilnehmenden Gruppen gut zu nutzen wussten.

Stellvertrend für alle Hackers fasste die Vertreterin vom Kategorien- und Publikumspreis-Gewinnerteam BizzWhizz die Eindrücke dieser 48 Stunden treffend zusammen.
 

Ganz viel Lernen, Inspiration, Blut, Schweiss und Debugging-Sessions, aber auch wenig Schlaf – SwissHacks war eine tolle Erfahrung»

Anna Wisthoff, Teil des Teams BizzWizz
 

Es war tatsächlich eine gelungene Premiere und erste Ausgabe des SwissHacks, die Lust auf mehr geweckt hat. 

Nachgefragt bei Eva Selamlar

Seit dem 1. September 2023 hat die Schweiz eine zentrale staatliche Drehscheibe zur Förderung von Finanzinnovationen: das Swiss Financial Innovation Desk, kurz FIND.


FIND fungiert als Katalysator für alle Fragen im Zusammenhang mit Finanzinnovationen in der Schweiz.

Als solcher bringt FIND Innovationsprojekte, Forschung, Investoren und Behörden auf nationaler und internationaler Ebene zusammen und erleichtert den Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren.

Ziel von FIND ist es, die Finanzinnovation in der Schweiz zu fördern und damit einen Beitrag zur Festigung der Position der Schweiz als einen der weltweit führenden Finanzplätze zu leisten.

FIND arbeitet als unabhängige Einheit innerhalb des Staatssekretariats für internationale Finanzen des Schweizer Finanzministeriums und wird von Eva Selamlar geleitet.


Wir haben uns mit der Leiterin des Swiss Financial Innovation Desk unterhalten, um einige Punkte rund um FIND und die erste Ausgabe der SwissHacks auszuleuchten.

Eva, Du verwendest in Deinen Ansprachen oft den Begriff "Concierge" was steckt dahinter?

Ein Concierge vereinigt viel (Insider-)Wissen, ein grosses Netzwerk, ein gutes Gespür für die Wünsche des Kunden. Und vielleicht kennt er da und dort eine Abkürzung oder einen Hack, um schneller ans Ziel zu kommen. Mit FIND bieten wir jetzt einen solchen Dienst für Finanzinnovation.

Was genau ist das Mandat des Swiss Financial Innovation Desk?

Es besteht im Wesentlichen aus einem dreifachen Auftrag. Erstens, die Verknüpfung von Innovationsprojekten mit der Forschung, mit Investoren und mit Behörden, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Zweitens, den Austausch zwischen den relevanten Akteuren zu erleichtern. Und drittens, überall dort, wo FIND die Probleme und Fragen sieht, Vorschläge zu machen, um diese anzugehen und die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Die Schweiz hat bereits eine sehr lebendige Finanzindustrie und Innovations-Acceleratoren, Inkubatoren et al. Welchen weitergehenden Nutzen stiftet Ihr zusätzlich?

Es gibt in der Tat schon viele Akteure und meine Devise ist, nicht zu kopieren, sondern einen neuen Beitrag zu leisten. Und wirklich eine Klammerfunktion zu übernehmen, die heute noch vermisst wird. Also dieses fehlende Bindeglied zwischen den bestehenden Akteuren zu spielen und den Austausch zu erleichtern, wirklich auf die Lösungen hinzuarbeiten und sich darauf zu konzentrieren. Und natürlich auch die blinden Flecken zu finden oder zu identifizieren, die es gibt, und sie zu beseitigen.

Kommen wir noch einmal zurück auf die Concierge-Dienstleistungen. Wie können diese der Branche helfen?

Zunächst einmal sollten wir uns eine Minute Zeit nehmen und uns darauf konzentrieren, was ein Concierge wirklich tut. Ein Concierge ist einfallsreich, erleichtert die Arbeit, konzentriert sich auf ein Problem, auf einen Kunden, und er erbringt dadurch eine Leistung, manchmal sogar unerwartete Glücksmomente für die Beteiligten. Das ist genau das, was ich zusammen mit meinem Team tun möchte.

Wir wollen wirklich da draussen sein, nah am Kunden, an den Stakeholdern. Wir wollen wissen, wo die Probleme liegen, und wir wollen auch wissen, welche Entwicklungen es auf internationaler Ebene gibt, zum Beispiel welche internationalen Regularien in den nächsten Jahren auf die Schweiz zukommen werden, damit niemand unvorbereitet getroffen wird. Wir wollen auch ein Auge auf die Konkurrenz haben, und wir wollen aufmerksam bleiben, wissen was vor sich geht. Wie geht es den wachsenden Startups, wo drückt der Schuh bei den anderen? Und wie viele grüne FinTechs gibt es? Um uns dann wirklich darauf zu konzentrieren, das Ökosystem lebendiger und resilienter zu machen.

Die Schweizer Regierung ist eher für ihren zurückhaltenden Laissez-faire-Ansatz bekannt. Wird die Regierung mit der Einrichtung von FIND nun einen aktiveren Ansatz verfolgen?

Sie wird den derzeitigen Ansatz nicht ändern. Es ist also weiterhin der Markt, der die Finanzinnovation durch die Marktnachfrage vorantreibt. Was FIND aber tut: Wir konzentrieren uns auf wirklich gute Rahmenbedingungen. Wo können Regierung und Behörden unterstützen, damit der Markt sich auf das konzentrieren kann, was er am besten kann, nämlich Finanzinnovationen schaffen, Probleme lösen und Kunden bedienen?

Was ist Deine persönliche Bilanz nach dem ersten SwissHacks Hackathon?

Die Motivation war, die Schweiz und das Schweizer FinTech-Ökosystem wirklich zum Strahlen zu bringen. Wir haben alles, was es für einen starken Finanzplatz braucht: Wir haben Talente, wir haben Kapital, wir haben den regulatorischen Rahmen, wir haben stabile Bedingungen. Und ich darf mit Stolz sagen: mit SwissHacks ist uns und unseren Partnern ein toller erster Wurf gelungen.


Den ersten Teil der Story zum Point Zero Forum mit Betrachtungen zu Ergebnissen und Statements von Protagonisten finden Sie hier.


Der Autor: Patrick Comboeuf (com)

Patrick Comboeuf, Redaktion MoneyToday.ch

Vordenker für digitale Themen in der Schweiz mit starkem Draht ins Silicon Valley. Ausgeprägtes Gespür für Entwicklungen, digitale Notwendigkeiten und Defizite. Patrick ist Associate Editor bei MoneyToday.ch und als Beobachter und Schreiber für unsere Redaktion unterwegs, um den Scheinwerfer auf Ereignisse und Protagonisten zu richten.