#CatchTheNextPicasso

Art Deal: Kunst + Künstler + Community + Technologie = Vivent

Vivent von Art Deal
Bild: Vivent von Art Deal

Wer noch nie an einem Vivent war, ist nicht von gestern – letzten Sonntag gab's weltweit den ersten, organisiert von den Macherinnen und Machern von Art Deal.

Die disruptive Gruppe, welche nichts weniger als die Kunstwelt revolutionieren will, segelt unter der Flagge Art Deal, wir haben im Sommer bereits berichtet. Unter dem Hashtag #CatchTheNextPicasso will Art Deal ein Paralleluniversum schaffen. Eine virtuelle Plattform, welche Kunst und Kunsthandel demokratisieren und damit einen Gamechanger für die Kunstbranche bringen soll.

Letzen Sonntag hat das Kunst- und Tech-Startup Art Deal als Proof of Concept seinen ersten "Vivent" (Virtueller Event) lanciert, gewissermassen eine Online-Vernissage mit Werken von Alberto Villafuerte. Der Street Art-Künstler steht für die Intention und das Geschäftsmodell von Art Deal:

Über Vivents sollen junge, aufkommende Künstlerinnen und Künstler, in der Regel ohne Galerie und vor der Preisexplosion ihrer Werke, mit einem internationalen Publikum zusammengebracht werden.

Wurden an der Vernissage Cüpli und Nüssli gereicht?

Eben gerade nicht. Mit Cüpli und Nüssli ist der etablierte Kunstkuchen nicht zu disruptieren, das können die Leute besser und schon lange. Vivents stehen für virtuelle Kunstevents und diese Vivents sollen der etwas angestaubten Kunstszene neues und digitales Leben einhauchen. 

Die Vernissage, die keine ist, läuft auf einer Plattform, die von jedem Punkt der Welt aus angesteuert werden kann. Das ist, neben den fehlenden Cüpli und Nüssli, der zweite Unterschied. Eine klassische Vernissage in New York, in Zürich, in Mailand oder sonstwo, kann im besten Fall von ein paar hundert Kunstinteressierten und Sammlern besucht werden. Die digitale Plattform von Art Deal setzt hier in Geografie und Besucherzahlen erstmal keine Grenzen – zumal die Online-Galerie ihre Gäste nicht schon um elf verabschiedet. Solange die Server durchhalten, bleiben die Türen weit offen und Zehntausende können sich in der virtuellen Galerie treffen.

Die Macherinnen und Macher formulieren ihre Intention mit folgenden Worten:

"Der Vivent soll künftig allen aufkommenden Künstlern, aber auch Galerien, Auktionshäusern und Kunstmessen als digitaler Experience- und Sales Layer zur Verfügung stehen."

"Catch the nex Picasso" meint also, dass ein breites Publikum die Chance haben soll, den nächsten Picasso zu entdecken, bevor die Mechanismen der etablierten Kunstszene ebendiesen Picasso im kleinen und erlauchten Kreis zum Superstar gemacht haben, dessen Werke sich niemand mehr leisten kann.

Gibt's auch Gemeinsamkeiten zu klassischen Vernissagen?

In der experimentierfreudigen und smart aufgemachten Umgebung der Plattform werden Künstler und Kunst zum virtuellen Erlebnis. Der Künstler stellt sich vor, Werke können über eine virtuelle Tour entdeckt, erlebt und auch direkt gekauft werden, Künstler und Community sind untereinander vernetzt und können sich austauschen. 

Insofern fast wie eine Vernissage, nur eben ganz anders. Die virtuellen Ausstellungsräume dürfen spielerisch erkundet werden und glänzen mit zahlreichen Effekten, ohne zu sehr von Werken und vom Künstler abzulenken – beides bleibt im Zentrum.

Was ist an Art Deal und ihren Vivents demokratisch?

Zum einen, dass jede und jeder dabeisein darf, ohne Kunstverstand beweisen oder Dünkel-Attacken befürchten zu müssen – Freude an Kunst genügt schon.

Zum anderen, dass Kunstwerke, sollten sie das eigene Auge, Gemüt und Herz erobern, zu Preisen gekauft werden können, die noch im zahlbaren Rahmen angesiedelt sind. Erfolgt die Besetzung der Vivents mit dem richtigen Gespür und sollte das damit verbundene Kalkül der Initiatoren von Art Deal aufgehen, "junge, aufkommende Künstler, die kurz vor dem Durchbruch stehen", könnte sich eine zahlbare Investition als Glücksgriff erweisen. "Catch the next Picasso" eben. Bleibt der kometenhafte Aufstieg des aufkommenden Künstlers aus, dann hängt dennoch Kunst an der eigenen Wand, die man schätzt und ohne Vivent nicht gefunden hätte.

Der Kernpunkt der disruptiven Demokratisierung der Kunstwelt könnte so auf den Punkt gebracht werden: Bisher werden Künstler vor allem durch den etablierten Kunstkuchen gross gemacht. Mehr oder weniger unter Ausschluss der kunstinteressierten Öffentlichkeit. Erfährt Letztere von den neuen Picassos, bewegen sich Werke und Preise längst ausserhalb ihrer Reichweite. 

Bleiben die Macherinnen und Macher von Art Deal ihrem Credo auf Dauer treu, dann hat ihr "digitaler und internationaler Kunstmarktplatz für die nächste Generation" das Potenzial, hier Gewichte zu verschieben. Oder zumindest die Reihenfolge zu verändern.

Neu werden Künstlerinnen und und Künstler möglicherweise von einem breiten Publikum gross gemacht – durch Wertschätzung, durch den Kauf der Werke, durch wachsende Bekanntheit, der weltweite Markt von Kunstinteressierten redet mit. Kunstkritiker geben in der Phase der neuen Bekanntheit ihre Stimme dazu. Erst in zweiter Linie springen etablierte Kreise auf den fahrenden Zug auf. Danach passiert das Gewohnte, aber die Reihenfolge auf dem Weg zur Berühmtheit ist eine andere. Vor den "Experten" kommt eine "Jury" zum Zug, die viel breiter aufgestellt, anders besetzt und deshalb demokratisch zusammengesetzt ist. Gut möglich also: Kunst geniessen, Kunst kaufen und Kunst sammeln kann ein Stück weit demokratischer werden.

Und wie geht's weiter?

Der Vivent von gestern war der Probelauf. "Unlock the Art World together", sagen die Initiatoren und liefern auf ihrer Website die Details, wie und mit welchen Vivents sie sich die Zukunft der Kunstwelt vorstellen.

Der Kunstmarkt in Zahlen und die Potenziale für Art Deal

Je nach Quelle gibt's unterschiedliche Zahlen. Statista hat den Umsatz auf dem globalen Kunstmarkt 2019 mit 64,1 Milliarden US-Dollar ermittelt. Der Umsatz im weltweiten Online-Kunsthandel wird mit 4,82 Milliarden US-Dollar ausgewiesen – da besteht sehr viel Luft nach oben, zumal der Kunstmarkt noch sehr schwach digitalisiert ist.

Ein Markt mit zusätzlichem Wachstumspotenzial, wenn mehr Menschen mit Kunstinteresse sich an der Kunstwelt beteiligen können. Dazu will Art Deal beitragen und sich auch ein grosses Stück vom wachsenden Kuchen abschneiden. Mitgründerin Sarah Schlagenhauf legt denn in Anbetracht der verschiedenen Potenziale auch keine falsche Bescheidenheit an den Tag und glaubt, dass Art Deal mit der virtuellen Plattform das Zeug zum Schweizer Unicorn hat.

Um den Weg dahin zu schaffen, braucht's zuerst einmal massiv Kapital, damit Plattform und Vivents den stabilen Flug in konstanter Höhe rund um die Welt bringen – und vor allem durchhalten können. Ein Blick ins Team und ins Board von Art Deal zeigt, dass in Sachen Unternehmertum, Technologie, Kunstmarkt-Know-how und auch Kapitalbeschaffung die Weichen entsprechend gestellt worden sind.