Challenger-Banken

Revolut erweitert die Abo-Palette mit "Ultra" und Platin-Karte

Die Platinkarte der Challenger-Bank Revolut
Bild: Revolut

Das neue Abo "Ultra" ist vier Mal teurer als das bisherige Flaggschiff "Metal". Mutig und verwegen – oder kühles Kalkül?

Neo-Banken waren sich bisher in der Preisstruktur mit ihren verschiedenen Abo-Angeboten mit jeweils unterschiedlichen Leistungen ziemlich ähnlich. Das kostenlose Abo mit notwendigen Basisleistungen haben alle. Dann gibt's meistens eine sehr kostengünstige Variante mit erweiterten Leistungen für ein paar Euro und ein Premium-Abo für weniger als zehn Euro. Mehrere Neo-Banken führen am Ende der Palette das Flaggschiff-Konto mit der Metall-Karte.

Das Konto "Metal" kostet bei N26 pro Monat 16.90 Euro, bei Revolut 13.99 Euro und beim Schweizer Anbieter Neon 15 Franken. Das Edelstahl-Konto war bisher in Sachen Leistungen das höchste der Gefühle und das Ende der Lifestyle-Fahnenstange bei Neo-Banken.

Die Challenger-Bank Revolut zieht die Flagge jetzt nicht einfach nur ein Stück höher, sie installiert gleich einen neuen Mast, um die Ultra-Flagge zu hissen. 

Das Ultra-Konto mit Platin-Karte

Mit einem Preis von 55 Euro pro Monat zielt Revolut nach eigenen Aussagen auf ein wachsendes Kundensegment mit gehobenem Lebensstil und starker Kaufkraft. Der preisliche Ausreisser ist für eine Challenger-Bank auf den ersten Blick unerwartet und überraschend, 660 Euro pro Jahr passt nicht in jedes Budget, auf den zweiten Blick dann eher logisch – zumindest folgerichtig und konsequent.

Revolut bedient heute 30 Millionen Kundinnen und Kunden weltweit und hat bei den kostenpflichtigen Abo-Formen in den letzten Jahren markant zugelegt. Das Unternehmen arbeitet, wie andere Banken auch, mit den Kundendaten. Deshalb hat die Challenger-Bank schon in der Vergangenheit neue Angebote nicht zufällig und als blosse Versuchsballons im Markt steigen lassen, sondern als kalkuliertes Ergebnis von Kundengewohnheiten und Analysen. 

Zum Beispiel die Funktion "Stays" als Buchungs-Tool für Unterkünfte ist eine Folge davon, dass Kundinnen und Kunden von Revolut oft und gerne reisen. Dabei beanspruchen sie Leistungen und geben Geld dafür aus. Am Kaufverhalten bestimmter Segmente und auch am Erfolg der Metall-Karte dürfte für die Challenger-Bank abzulesen sein, wer für ein Mehr an Leistung und für noch etwas edleres Metall auch bereit ist, mehr dafür zu bezahlen. 

Ergo ist die Einführung des Ultra-Abos möglicherweise weder mutig noch verwegen, vielmehr eine Antwort aus der bestehenden Kundenstruktur, die in Teilen offenbar dafür zu haben ist, für ein Lifestyle-Abo mit Platin-Karte 55 Euro im Monat auszugeben. 

Das sind scheinbar nicht einige wenige rare Exemplare aus dem Kundenstamm, nach Angaben von Revolut haben sich bereits mehr als 420'000 Interessenten aus ganz Europa in die Warteliste für den neuen Top-Tier-Plan eingetragen.

Revolut etabliert den Unterschied zwischen Abonnenten und Members

Wer sich für das bisherige Flaggschiff "Metal" entschieden hat, ist immer noch Abonnent, der sich die coole Karte ein paar Euro mehr kosten lässt. Im Vergleich zum günstigeren Premium-Abo vier Euro dazu pro Monat, um genau zu sein.

"Ultra" ist eine andere Hausnummer. Mit 55 Euro pro Monat und Platin-Karte ist "Ultra" kein Upgrade auf das nächstteurere Abo, es macht den Unterschied zwischen Abonnenten und Members. So wird das neue Konto von Revolut denn auch positioniert. 

Ein Angebot, das man von einer Challenger-Bank nicht unbedingt erwartet. Eine Nische jedoch, die längerfristig den Platinum-Angeboten der etablierten Player etwas von ihrem Glanz nehmen könnte. Und nicht nur Glanz, möglicherweise auch Butter vom Brot. In den Kosten positioniert sich "Ultra" in vergleichbaren Regionen bestehender Platin-Karten, in den Leistungen ebenfalls. Zwei Unterschiede fallen auf den ersten Blick ins Auge.

Zum einen sieht man der platinierten Karte von Revolut den Edel-Status auch optisch an, das halten nicht alle Platin-Karten-Anbieter so. Zum anderen langen etablierte Anbieter bei Einkäufen der Nutzerinnen und Nutzer im Ausland oder bei Bargeldbezügen am Automaten meistens mit markanten prozentualen Bearbeitungsgebühren zu und bedienen sich oftmals auch mit kräftigen Wechselkurs-Aufschlägen. Das macht bestehende Platin-Angebote nicht nur in den Jahresgebühren, sondern auch bei der Nutzung teuer.

Bei den hohen Jahresgebühren setzt sich Revolut mit 660 Euro ins selbe Boot, bei der Nutzung bleibt die Challenger-Bank wie gewohnt weitgehend gebühren- und aufschlagsfrei.

Die Demokratisierung der Platin-Karten hat begonnen

Die Membership bei "Ultra" holt den Wert der Platin-Karten nicht vom Sockel, dazu ist auch Revolut zu teuer. Aber sie demokratisiert das Ganze, indem sie eine Hürde beseitigt. Bisherige Platin-Karten sind nur für Menschen mit einem sehr hohen Einkommen zu haben – dafür erhalten die Kunden eine hohe Kreditlimite, für die sie gewissermassen mit ihrem Einkommen bürgen.

Bei Revolut "Ultra" ist eine Kreditlimite nicht notwendig, die Platin-Karte ist keine Kredit- sondern eine Debitkarte. Nutzerinnen und Nutzer bestimmen ihre Ausgabenlimite selbst durch ihren Kontostand, ohne eine Kreditlimite in Anspruch zu nehmen. Damit ist die Platin-Karte immer noch nicht die Karte für jede und jeden – aber: wer bereit ist, pro Jahr 660 Euro zu zahlen, der darf Member werden. Ohne Ausfallrisiko für Revolut oder die Kartenorganisiation.

Was hat die Platin-Karte von Revolut zu bieten?

Weitgehend das, was bereits etablierte Platin-Schwestern auch anbieten, nur günstiger. Und ohne die Hürde, ein Grossverdiener sein zu müssen.

Die platinierte Karte öffnet zum Beispiel unbegrenzten Zugang zu mehr als 1'400 Flughafen-Lounges weltweit – einschliesslich Essen, Getränke und Service. Zudem eine Versicherung für die Erstattung der Reiserücktrittskosten, die ohne jegliche Angabe von Gründen für die nicht angetretene Reise zahlen soll. Dazu weitere ausgebaute Versicherungsleistungen, die stark auf Ereignisse und Vorfälle rund um das Reisen ausgerichtet sind. Kostenlose Bargeldbezüge am Automaten liegen mit einem Limit von 2'000 Euro pro Monat wesentlich höher im Vergleich zu anderen Konto-Varianten.

Cashbacks sind bei der Platin-Karte deutlich höher angesetzt, auf der anderen Seite Gebühren für Aktienhandel markant tiefer. Mit zum Paket gehören ein priorisierter Kundenservice sowie zahlreiche Lifestyle-Angebote, zum Beispiel Gutschriften und Abonnements von Marken wie Financial Times Premium, ClassPass, WeWork, NordVPN und anderen.

Wer die Leistungen der neuen Platin-Karte im Detail mit den anderen Abo-Formen vergleichen möchte, hier geht's zur Übersicht der Preispläne.

Ist die neue Platin-Karte ihr Geld wert?

Wie viel das Gefühl wert sein kann, als Ultra-Member eine Platin-Karte in der Brieftasche rumzutragen, beantworten Nutzerinnen und Nutzer individuell und für sich selbst.

Mit Blick auf die rein praktischen Aspekte kann sich die Karte vor allem für Vielreisende rechnen, die ihre Karte häufig nutzen und unterwegs Leistungen in Anspruch nehmen möchten, die im engeren oder weiteren Sinne mit Reisen, mit Sicherheit oder mit höheren Komfortansprüchen zu tun haben.