Bringen staatliche Bitcoin-Reserven neue Risiken für den Markt?

Illustration des Weissen Hauses in Washington mit Bitcoin-Symbol
Quelle: Sygnum

Dass die Schaffung staatlicher Bitcoin-Reserven Kurse beflügeln können, wird erwartet. Sind damit jedoch auch neue Risiken für die Märkte verbunden?

Es sind nicht allein die USA, die über eine staatliche Bitcoin-Reserve nachdenken, andere Nationen sind auch im Spiel. Dazu gehören zum Beispiel Brasilien, Hongkong, Japan, Polen, Slowenien oder auch Tschechien. 

Durch die Grösse und wirtschaftliche Bedeutung der USA hätte die Schaffung einer strategischen Bitcoin-Reserve jedoch entsprechend grosse Auswirkungen.

Wie stehen die Chancen, dass die USA den Anfang machen?

Die Chancen für eine strategische Bitcoin-Reserve in den USA stehen gut. Zum einen, weil dieser Punkt bereits in Donald Trumps Wahlversprechen eine zentrale Rolle gespielt hat. Zum anderen, weil Trump nach seiner Wahl zum Präsidenten wichtige Positionen rund um Finanzen und SEC mit kryptofreundlichen Exponenten besetzt hat. Diese Exponenten und ihre beratenden Gremien werden sich kaum gegen eine Krypto-Reserve der USA aussprechen.

Mit Hester Peirce (Leiterin der neu geschaffenen Task Force für Kryptowährungen der SEC), David Sacks (Leiter der neu gebildeten Task Force für digitale Vermögenswerte) und Cynthia Lummis (Vorsitzende des neu gegründeten Unterausschusses für digitale Vermögenswerte des Senatsbankenausschusses) wird Trump im Zusammenhang mit Krypto-Entscheidungen von Persönlichkeiten beraten, die Bitcoin und generell der Kryptowelt positiv gegenüberstehen.

Ein weiterer Punkt kommt dazu: Die grosse Krypto-Community und die kryptoaffine Tech-Industrie ist wichtig für Trump. Es ist nicht anzunehmen, dass er die hochfliegenden Erwartungen dieser Gruppe enttäuschen wird.

Wie könnte diese staatliche Reserve ausgestaltet werden?

Geht es nach dem Plan und dem Gesetzesentwurf der US-Senatorin Cynthia Lummis, wären bei der strategischen US-Reserve nur Bitcoin im Spiel. In ihrem 2024 eingebrachten Bitcoin Act schlägt sie vor, eine strategische Bitcoin-Reserve durch jährliche Zukäufe zu bilden, bis innerhalb von fünf Jahren die Reserve auf 1 Million Bitcoins angewachsen ist.

Diese Reserve soll vom Finanzministerium 20 Jahre lang treuhänderisch für die USA gehalten werden. Wichtiger Punkt: Die Bitcoin-Reserve könnte auch dem Zweck dienen, die Staatsschulden der USA zu reduzieren. Sollte diese Option gezogen werden, würden die USA die Märkte und Kurse nicht nur mit Käufen, sondern auch mit Verkäufen beeinflussen. 

Hört man auf die Konkretisierung, die US-Präsident Donald Trump letzten Sonntag auf Truth Social geposted hat, wir haben berichtet, könnten neben Bitcoin auch Ether, XRP (Ripple), Cardano und Solana Teil der Reserve sein.

Bergen staatliche Bitcoin-Reserven auch neue Risiken für den Markt?

Mit dieser rhetorischen Frage sind jetzt nicht die Risiken der Volatilität für die investierenden Staaten gemeint. Die Frage zielt auf den Kryptomarkt mit seinen Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. 

Werden Staaten zu Bitcoin-Investoren, wird der Kryptomarkt durch diese grossen Player in gewisser Weise verstaatlicht. Nicht im Kern, Bitcoin und Blockchain bleiben natürlich dezentral. Aber: die USA und im möglichen Domino-Effekt auch andere Staaten gewinnen durch ihre schiere Grösse und Marktmacht eine gewaltigen Einfluss auf die Märkte.

Werden Bitcoins und andere Kryptowährungen regelmässig in riesigen Mengen gekauft, werden die Kurse nach oben schiessen. Will ein Staat seine gewaltigen Bitcoin-Bestände nutzen, um Schulden abzubauen oder gewünschte Projekte zu realisieren, könnten Verkäufe in bisher nicht gekannten Volumen zu einem Kurssturz führen. 

Das bedeutet: Player mit riesigen Beständen könnten die Märkte stark beeinflussen. In die eine oder andere Richtung. Absichtlich oder unabsichtlich.

Zudem kann mit neuen staatlichen Playern auch ein Nachfrage- und Angebots-Problem entstehen. Die Menge von Bitcoins ist auf 21 Millionen Einheiten beschränkt. Davon sind nach Statista per Ende Februar 19.83 Millionen bereits im Umlauf. Effektiv ist die Zahl nutzbarer Bitcoins allerdings geringer. Schätzungen von Chainalysis gehen davon aus, dass rund 3.7 Millionen Bitcoins durch den Verlust der Schlüssel dauerhaft verloren sind und dem Markt nicht mehr zur Verfügung stehen.

So oder so, es könnte eng werden auf der Angebotsseite. Zumal niemand weiss, zu welchem Zeitpunkt oder ab welchem Kursniveau die grosse Zahl von Hodlern bereit wäre, ihre Bitcoinbestände auf den Markt zu werfen.

Könnten staatliche Käufer Bitcoin-Märkte gewissermassen leerkaufen? Der kurzfristige Effekt drückt sich in steigenden Kursen aus, aber welchen Einfluss hätte diese Extremverknappung längerfristig auf den Markt?

Sind staatliche Anleger "nur" Investoren oder entwickeln sie sich zu Dominatoren mit dem Anspruch, Entwicklungen bestimmen zu können? Könnte es sein, dass die USA oder ein Staatenverbund zum Beispiel versucht wäre, die Grenze von 21 Millionen Bitcoins infrage zu stellen? Im ersten Anlauf würde das aufgrund dezentraler Strukturen nicht gelingen. Wie die jüngere Geschichte zeigt, verfügen Staaten jedoch über zahlreiche Möglichkeiten, massiven Druck aufzubauen, um Ziele zu erreichen. 

Die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise geht. Wichtig ist nur zu wissen, neben positiven Effekten im Zusammenhang mit staatlichen Bitcoin-Reserven sind auch negative Effekte möglich, die im Moment schwer abzuschätzen sind.

Werden die USA eine strategische Bitcoin-Reserve schaffen?

Diese Frage wird möglicherweise kommenden Freitag konkret beanwortet, wenn der erste Krypto-Gipfel im Weissen Haus stattfindet. David Sacks hat weitere Informationen zum Thema in Aussicht gestellt.

Die Kryptobank Sygnum hat aus aktuellem Anlass zu dieser Frage einen interessanten Report publiziert.

Der Report "Will the US create a Bitcoin strategic reserve?" leuchtet verschiedene Aspekte rund um die strategische Bitcoin-Reserve der USA aus.

Zum Beispiel die Optionen einer staaatlichen Reserve oder denkbare Domino-Effekte. Auch die Vor- und Nachteile für Anleger und mögliche Auswirkungen auf den Markt werden in Kurzform dargestellt.

Der lesenwerte Report kann als PDF kostenlos direkt bei Sygnum runtergeladen werden, über den folgenden Link: