Vollgeld

Die Idee des Vollgeld-Systems ist nicht neu und in der Vergangenheit von verschiedenen Ökonomen und Wirtschaftswissenschaftlern in unterschiedlichen Ausprägungen zur Diskussion gestellt worden. Im Kern darauf ausgerichtet, die Geldschöpfung von Geschäftsbanken durch die Vergabe von Krediten einzuschränken oder ganz zu verbieten. Je nach Ausprägung der Konzepte dürften Geschäftsbanken nur noch Kredite in der Höhe vergeben, welche durch entsprechende Reserven bei der jeweiligen Zentralbank vorhanden sind. Neues Geld könnte nur noch durch die Zentralbank geschaffen werden.

Heutiges System

Geld im Umlauf (Geldmenge M1) besteht aus Banknoten und Münzen, welche von den Zentralbanken herausgegeben werden, plus Reserven (Buchgeld). In der Schweiz beträgt der Anteil dieser Geldmenge, welche durch die Nationalbank geschöpft oder geschaffen wird, deutlich weniger als 20 Prozent.

Geschäftsbanken in der Schweiz (auch in anderen Ländern) schöpfen heute den grösseren Anteil an Geld, der durch gewährte Kredite in Umlauf gebracht wird. Der Anteil dieses Giralgeldes liegt bei deutlich über 80 Prozent. Konkret schaffen Geschäftsbanken Giralgeld, indem sie Kredite vergeben, ohne dass sie dieses neu geschaffene Geld real vollumfänglich besitzen müssen.

Dieses durch Geschäftsbanken neu geschöpfte Geld, löst sich dann wieder auf, sobald die Schuld oder der durch dieses Geld gewährte Kredit zurückbezahlt wird. Diese Art der Geldschöpfung besteht im Kern also aus gehandelten Schulden. Ein System, das weltweit praktiziert wird und einer Volkswirtschaft eine gewisse Flexibilität verschafft in Bezug auf Finanzierungen und Investitionen.

Vollgeld-System

Gegner des heutigen Systems erkennen darin allerdings weniger Flexibilität, vielmehr Risiken und Gefahren. Deshalb plädieren sie für das Vollgeld-System. Die Idee des Vollgeld-Systems ist in der Vergangenheit weltweit in unterschiedlichen Ausprägungen diskutiert worden – die Diskussion gewinnt jeweils im Umfeld von Finanzkrisen an Stärke und Vehemenz.

Im Kern bedeutet das Vollgeld-System: Geschäftsbanken wird die Geldschöpfung durch Kredite untersagt (oder massiv eingeschränkt). Die Geldschöpfung und damit die Schaffung von Geld in jeder Form ist einzig der Zentralbank vorbehalten (in der Schweiz die Schweizerische Nationalbank SNB). Geschäftsbanken dürfen Kredite nur noch in dem Umfang vergeben, der durch ihre eigenen und real vorhandenen Mittel gedeckt ist oder durch entsprechende Kredite von der Zentralbank gedeckt wird.

Pro und Kontra

Das Thema ist komplex und auch Experten sind sich nicht einig, wie Chancen und Risiken des einen oder anderen Systems gegeneinander abgewogen werden können. Das hängt mit fehlenden Erfahrungswerten aus der Praxis zusammen – diese Praxis gibt es nicht. Bisher hat kein einziges Land das Vollgeld-System eingeführt.

Auch die Schweiz ist nicht zum Modellfall geworden. Die Schweizer Bevölkerung hat sich über eine Volksabstimmung im Juni 2018 mit einer Mehrheit von rund 75 Prozent gegen die Einführung des Vollgeld-Systems ausgesprochen.

Pros, Kontras und tiefergehende Aspekte zum Thema sind in unseren verschiedenen Artikeln gleich unten enthalten, Argumente von Befürwortern und Gegnern des heutigen oder des Vollgeld-Systems können darin nachgelesen werden.